• 14.10.2015, 11:34:18
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„Menschen & Mächte“-Zweiteiler „Die Macht der Bilder“ im Rahmen von „Great Moments – 60 Jahre Fernsehen in Österreich“

Die Geschichte des Mediums Fernsehen am 15. Oktober ab 21.00 Uhr in ORF 2

Utl.: Die Geschichte des Mediums Fernsehen am 15. Oktober ab 21.00
Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Zum Auftakt des trimedialen Programmschwerpunkts "Great
Moments" (Infos unter presse.ORF.at) dokumentiert der "Menschen &
Mächte"-Zweiteiler "Die Macht der Bilder" am Donnerstag, dem 15.
Oktober 2015, ab 21.00 Uhr in ORF 2 bzw. am Sonntag, dem 25. Oktober,
ab 11.00 Uhr in 3sat die Geschichte des Mediums Fernsehen: 60 Jahre
Fernsehen - das ist die Geschichte von stetig beschleunigter
Information, aber auch eine Geschichte über die Magie der Bilder. Das
Fernsehen wird zum elektronischen Bilderbuch, zum öffentlichen Auge,
das im Laufe der Jahrzehnte in alle Lebenswelten und Lebensbereiche
vorzudringen beginnt, Tabuzonen bricht, aber auch den
Informationsbegriff stetig erweitert. Zudem ist "60 Jahre Fernsehen"
auch ein wichtiges Stück österreichische Kulturgeschichte.

"Die Macht der Bilder" - Teil 1: 15. Oktober, 21.00 Uhr, ORF 2 und
25. Oktober, 11.00 Uhr, 3sat

Im ersten Teil zeichnet Andreas Novak den Weg des Fernsehens vom
Minderheitenprogramm zum Massenmedium nach, die Geschichte eines
immer facettenreicheren und stetig erweiterten Blicks auf Menschen,
Politik, Kulturen, Alltag und Gesellschaft. Erstmals werden auch
Ausschnitte aus jenem Film gezeigt, der am 1. August 1955 auf dem
Programm stand: "Wie die Jungen sungen" - eine von den französischen
Besatzern produzierte Spieldokumentation über das Lycée Français. Ein
Film über Toleranz und Völkerverständigung. Der erste Teil der
zweiteiligen "Menschen & Mächte"-Dokumentation behandelt die Jahre
von 1955 bis 1986, begleitet von den Erinnerungen und Anekdoten von
TV-Pionieren wie etwa Franziska Kalmar, Georg Skalar, Sylvia Dönch,
Teddy Podgorski, Otto Schenk oder Felix Dvorak.

In seinen Anfängen ist das Fernsehen ein bestaunter "Wunderkasten".
Die Lieferung eines TV-Geräts gleicht 1955 einer Sensation. Es ist
die Magie des Neuen, des Ungewohnten, die begeistert. Das Medium ist
noch unverbraucht, es wird als Gruppenerlebnis konsumiert und bringt
die Leute zusammen. Im Gegensatz zum Kino kommt die Welt nun nach
Hause, dabei kann man tratschen, trinken, staunen und essen. Trotz
vieler technischer Kinderkrankheiten steigt die Popularität des
"Patschenkinos" rasant, dafür sorgen die ersten TV-Stars wie etwa
Heinz Conrads, Karl Farkas oder Otto König. Ein Unterhaltungsmedium,
das sich rasch verbreitet, findet schnell die Aufmerksamkeit der
Politik. So werden die Fernsehnachrichten ebenso schnell zum
großkoalitionären Verlautbarungsorgan. Belang statt Information, bis
1967. Das von Hugo Portisch initiierte Rundfunkvolksbegehren gegen
den Parteien-Proporz unterschreiben mehr als 832 000
Österreicherinnen und Österreicher.

Gerd Bacher, der erste Generalintendant des ORF, befreit Fernsehen
und Radio vom Klammergriff der Parteien. Bacher beseitigt den
Informationsnotstand der Bürgerinnen und Bürger. Das Fernsehen wird
zum nationalen, kulturellen und regionalen Identitätsstifter, zum
politischen Aufklärer und Volksbildner. Viele neue Sendungen spiegeln
den Wandel von Zeitgeist und gesellschaftlicher Entwicklung, werden
zu Indikatoren für die Veränderung von Wertesystemen, auch in der
politischen Kommunikation. Das Fernsehen und seine
rezeptionspsychologischen Mechanismen sollten die Vermarktung von
Politik in den 1970er und 1980er Jahren wesentlich verändern, Kameras
und Studios werden zu Röntgengeräten für politische Professionalität.

60 Jahre Fernsehen - das ist auch eine Geschichte über die Magie der
Bilder, die Geschichte eines öffentlichen Auges, das konzentrischen
Kreisen gleich in alle Lebensbereiche vorzudringen beginnt, ein
elektronisches Spiegelbild der Gesellschaft und ihrer Wandlung zur
Mediengesellschaft. Stetig erweitert wird auch der
Informationsbegriff, ausgedehnt auf die Bereiche Service,
Konsumentenschutz, Lebenshilfe. Das Fernsehen als Bürgeranwalt und
Humanitarian Broadcaster. Nach 60 Jahren ist das Fernsehen selbst ein
Teil der Nationalgeschichte geworden, aber auch Bestandteil der
Demokratisierungsgeschichte von Information.

"Die Macht der Bilder" - Teil 2: 15. Oktober, 22.30 Uhr, ORF 2 und
25. Oktober, 11.55 Uhr, 3sat

"Alles wird schneller! Die Bilder fliegen vorbei: zack, zack, zack!",
meint die ehemalige TV-Sprecherin Chris Lohner. Die zweiten 30 Jahre
Fernsehgeschichte sind eine Geschichte immer rasanterer und
schnellerer Bilderflut und telemedialer Innovationen: von analoger zu
digitaler Technik, von nationalem Programm zu internationalem
Content, vom ORF-Monopol zur Marktführerschaft. Robert Gokl, Edith
Stohl und Andreas Novak analysieren im zweiten Teil des "Menschen &
Mächte"-Zweiteilers "Die Macht der Bilder" die Geschichte des
Fernsehens von der Mitte der 1980er Jahre bis in Gegenwart und
Zukunft der globalen Mediengesellschaft.

Die Jahre 1955 bis 1990 waren die "goldene Ära" des ORF. "ZiB
2"-Anchorman Armin Wolf: "Man konnte senden, was man wollte.
Millionen haben zugeschaut, weil sie keine Alternative hatten!" Von
Programmerfolgen wie "Traumschiff" mit mehr als drei Millionen
Zuschauerinnen und Zuschauern pro Folge bis hin zu ORF-Stars wie
Horst Friedrich Mayer, Edith Klinger oder Kaplan August Paterno - es
waren die letzten Jahre der monopolisierten österreichischen
Fernsehwelt. Gerd Bacher gab angesichts steigender Konkurrenz
ausländischer Sender in seiner letzten Amtsperiode bis 1995 die
Devise aus: vom Monopol zum Marktführer. Diesem Postulat kommt die
internationale Entwicklung entgegen. Stichwort: Öffnung. Politisch
nach Osten durch den Fall des Eisernen Vorhangs, nach Westen durch
den EU-Beitritt - beides über Jahre begleitet und analysiert in der
innen- und außenpolitischen Berichterstattung des ORF - als
elektronisches Fenster zu Europa und der Welt. Vom Zusammenbruch des
Ostblocks bis zu den Kriegen in Jugoslawien, Afghanistan oder dem
Irak berichtete Fritz Orter von vielen Krisenherden: "Ich habe mich
nie als Kriegsberichterstatter verstanden, sondern als
Opfer-Berichterstatter!"

Aus der Feder von Mundl-Erfinder Ernst Hinterberger stammt das 1992
beginnende präzise Sezieren des Wiener Mikrokosmos Kaisermühlen mit
prominenten österreichischen Schauspielern. 1994, in Gerd Bachers
letztem Amtsjahr, gelingt mit einer vierbeinigen
Kriminalschnüffelnase ein enormer Serienerfolg. Mit "Kommissar Rex"
geht die Film- und TV-Karriere von Tobias Moretti steil bergauf.
Gleichzeitig öffneten immer mehr Österreicherinnen und Österreicher
ihre Wohnzimmer der internationalen Fernsehwelt - via Kabel und
Satellit. Josef Broukal erinnert sich: "RTL ist den meisten
Österreichern dadurch bekannt geworden, dass es einmal in der Woche
in einer Show halbnackte Frauen zu sehen gab. Dem hatten wir nichts
entgegenzusetzen." Immer mehr deutsche Sender strahlen über Kabel und
Satellit herein. Bacher-Nachfolger Gerhard Zeiler reagierte 1995 auf
diese Entwicklung mit der größten Programmreform seit 1967, die auch
eine "Verösterreicherung" erfolgreicher deutscher Formate wie
Talkshows brachte.

Von "Vera" über "Thema" und "Am Schauplatz" bis "Phettberg" und
"kreuz und quer" - die Trendumkehr gelang. Unter Zeiler ist auch
Schluss mit dem Sendeschluss, der ORF spielt 24 Stunden durch. Um das
Medium zukunftsfit zu machen, soll es von der öffentlich-rechtlichen
Anstalt zum öffentlich-rechtlichen Unternehmen mit multimedialer
Ausrichtung werden. Gemäß dieser Absicht wird im Juli 1997 ORF-Online
gestartet. 35 neue Sendungen, darunter etwa die Wiederbelebung des
klassischen Reportageformats durch "Am Schauplatz" oder die neue
Religionsdoku-Leiste "kreuz und quer". Eine damit einhergehende
Schemareform soll klare Unterscheidbarkeit und Positionierung der
beiden Kanäle bringen. Filme und Serien für Junge und Sport in ORF 1.
Informationssendungen, Kultur und Wissenschaft in ORF 2 für älteres
Publikum.

Unter Nachfolger Gerhard Weis wird "Taxi Orange" zum Erfolg - danach
folgten Castingshows wie "Starmania", "Dancing Stars", "Helden von
morgen" oder "Die große Chance". Fernsehen personalisiert, produziert
Stars, entscheidet auch wesentlich über die Halbwertszeit ihrer
Popularität. Siegen, verlieren, vergessen werden … Das
Zukunftsmagazin "Modern Times" führte viele Österreicherinnen und
Österreicher in die Welt des Internets ein;
Zeitgeschichte-Schwerpunkte analysieren die Geschichte Österreichs
von der Monarchie über Diktatur hin zur Demokratie; "Science Busters"
verbinden Naturwissenschaft mit Humor; öffentlich-rechtliches
Flaggschiff bleibt die Doku-Reihe "Universum". Der ehemalige
ORF-Generalintendant Gerhard Weis: "Ich nenne das ‚meuchlings
bilden‘! Das heißt, ohne dass die Zuschauer merken, dass ihnen jetzt
Wissen vermittelt wird!"

Im Bereich der TV-Information liefert das zu Ende gehende Jahrtausend
intensive Ereignisdichte: Kosovo-Krieg, Lassing, Galtür, Kaprun, der
Jahrtausendersprung und 9/11. Der Terroranschlag in New York wird zum
Live-Marathon. Die 1990er und 2000er Jahre prägen die Spindoktoren.
Auch ehemals im ORF tätige Journalistinnen, Journalisten,
Moderatorinnen und Moderatoren trainieren mit Frage-Antwort-Spielen
und Auftrittsübungen nicht nur Politikerinnen und Politiker auf die
Bedürfnisse der Mediengesellschaft. Intensiv bleiben über alle
Jahrzehnte das Interesse der Parteien am ORF und ihre Versuche,
Einfluss auf seine Berichterstattung zu nehmen - über alle
Intendanten- und Direktoren-Bestellungen und ORF-Gesetzesnovellen
hinweg. "Die Auseinandersetzung zwischen der Politik und denen, die
einen unabhängigen ORF wollen, die wird nie aufhören!", meint Rudolf
Nagiller.

Die internationale Medienentwicklung erfordert Anpassung an neues
Seherverhalten. Das "Patschenkino" wird mobil, neue
Kommunikationstechniken beschränken es schon längst nicht mehr auf
das jahrzehntelang übliche Wohnzimmer. Betrachteten die Zeitungen
Mitte der 1950er Jahre das Fernsehen als mögliche Existenzbedrohung
bezüglich des schnelleren Transports von Nachrichten, so ist heute
das Internet (auch via Smartphone) zur großen Konkurrenz geworden,
ebenso Facebook oder Google, auf dessen Videoportal YouTube immer
mehr Onlinevideos den Markt erobern. Mit der Einführung der
Kleinelektronik und Videotechnik hat das Fernsehen in den 1980er
Jahren vor allem in der Information den Abstand zwischen Ereignis und
Nachricht bereits wesentlich verkürzt.

Mittlerweile lassen die neuen Plattformen die Zeitebenen beinahe
völlig verschmelzen, sie berichten noch schneller, quasi in Echtzeit
aus aller Welt und aus nächster Nähe. Tausende Flüchtlinge liefern
täglich auf ihren Smartphones rasch ins Netz gestellte "Reportagen".
Mit ORF.at und der TVthek ist der ORF auch Online-Marktführer. Um
angesichts des geänderten Nutzungsverhaltens konkurrenzfähig zu
bleiben und auf den neuen Plattformen zu bestehen, braucht der ORF
aber dringend medienpolitisch ermöglichte Bewegungsfreiheit. Wie
sieht die Zukunft des Fernsehens aus, wird es im Internet aufgehen?
Ingrid Thurnher: "Ich bin überzeugt, dass das Fernsehen in zehn
Jahren ganz anders ausschauen wird als heute. Aber dass es das
Fernsehen dann nicht mehr geben wird, ist unvorstellbar!"

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRF

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