- 26.09.2015, 09:08:31
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10 Jahre Österreichische Gebärdensprache in der Bundesverfassung: Es ist zu wenig passiert!

Wien (OTS) - Der Österreichische Gehörlosenbund und das ServiceCenter
ÖGS.barrierefrei kritisieren fehlende normative Regelungen die den
Artikel 8, Absatz 3 des B-VG, der seit 1. September 2005 in die
Bundesverfassung in Kraft trat, erst wirkungsvoll werden ließen.
Anlässlich des Europäischen Tages der Sprachen am 26.09. wird
abermals auf die rechtliche, politische und gesellschaftliche
Situation gehörloser Menschen in Österreich aufmerksam gemacht.
Die Wichtigkeit der Anerkennung und die bisherigen Entwicklungen
sollten nicht madig gemacht werden - diese seien ein großer
Meilenstein in der Geschichte der österreichischen
Gebärdensprachgemeinschaft. Dennoch fehle der politische Wille, die
notwendigen Maßnahmen, die für echte Chancengleichheit sorgen, zu
setzen.
Die Präsidentin des ÖGLB, Abg.z.NR Mag.a Helene Jarmer, lässt nicht
locker: "An der miserablen Bildungssituation für die Sprachminderheit
hat sich seit 2005 nichts geändert. Ich kann nur immer wieder
wiederholen: Das Menschenrecht auf Unterricht und Förderung in ÖGS,
der Mutter- und Erstsprache der gehörlosen, hochgradig schwerhörigen
und taubblinden Kinder und Jugendlichen, wird mit Füßen getreten. Sie
können ihr Recht auf diskriminierungsfreie Bildung vor Gericht nicht
einklagen, weil die gesetzlichen Grundlagen fehlen."
Isabella Rausch (CODA - Child of Deaf Adults): "Die sprachliche und
kulturelle Identitätsentwicklung von CODAs verläuft gänzlich anders
als bei ihren hörenden Peers. Förderliche Faktoren für eine gute
kindliche Entwicklung sind ein optimaler Weise bilinguales,
bimodales, sensibilisiertes und inklusiv geschultes Umfeld."
Florian Wibmer, BA (gehörloser Student, VÖGS Vorstand): "Das Recht
auf Gebärdensprache ist ein Menschenrecht. Nicht nur das
österreichische Hochschulsystem muss barrierefrei werden, sondern das
gesamte österreichische Bildungssystem, von Kindergarten bis zur
Hochschule, muss inklusiv werden. Inklusion bedeutet auch
Gebärdensprache im Unterricht"
Mag.a Barbara Hager (Mutter gehörloser Kinder): "Um ihre authentische
Identität und soziale-emotionale-intellektuelle Ebene erfolgreich zu
entwickeln, ist es dringend notwendig, dass gehörlosen Kindern die
ÖGS und die weltweite Gehörlosenkultur selbstverständlich vom
Säuglingsalter vermittelt wird. Selbst wenn diese Kinder technische
Hilfsmittel, wie Hörgeräte oder CI tragen, bleibt ÖGS die
Erstsprache, denn sie erwerben die ÖGS ganz natürlich und flott. Ich
erwarte, dass in den 10 Jahren eine Servicestelle aufgebaut wird, die
das soziale Modell der Gebärdensprache und der gehörlosen Menschen
präsentiert und die automatisch erste Kontaktstelle für hörende
Eltern von gehörlosen Babys ist. Ich verlange die nicht nur für meine
Kinder, sondern für alle gehörlosen und schwerhörigen Kinder aus
Österreich."
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