Danach: „Der Priester und sein geheimer Sohn“
Utl.: Danach: „Der Priester und sein geheimer Sohn“ =
Wien (OTS) - "kreuz und quer" - präsentiert von Günter Kaindlstorfer
- zeigt am Dienstag, dem 15. September 2015, um 22.35 Uhr in ORF 2
die Dokumentation "Der Krisenmanager: Christoph Schönborn - 20 Jahre
Erzbischof von Wien", in der Peter Beringer der familiären Herkunft
Schönborns aus adeligem Hause nachgeht und seinen Werdegang als
Dominikaner und Theologe beschreibt: Wie denkt der Kardinal über
Reformen und die innerkirchlichen "heißen Eisen"? Was ist für ihn das
Eigentliche des christlichen Glaubens? Und wie verbindet er seine
Intellektualität mit einem volksnahen, fast naiven Glauben? Zu
einzelnen Stationen und auch Irritationen in seiner Zeit als Wiener
Erzbischof und Kardinal kommen unter anderen zu Wort: Helmut
Schüller, Schönborns früherer Generalvikar und Chef der
Pfarrer-Initiative; der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner; die
exkommunizierte Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche", Martha
Heizer; P. Karl Wallner von der Päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz;
die Theologin Regina Polak und der Journalist Heiner Boberski.
Um 23.10 Uhr veranschaulicht Helmut Manningers Film "Der Priester und
sein geheimer Sohn" die Problematik katholischer Priester, die zwar
der zölibatären ehelosen Lebensform verpflichtet sind, aber dennoch
in einer geheimen Beziehung mit einer Frau leben und ebenso geheim zu
Vätern werden.
"Der Krisenmanager: Christoph Schönborn - 20 Jahre Erzbischof von
Wien" - Ein Film von Peter Beringer
Vor genau 20 Jahren trat der Dominikanerpater Christoph Schönborn
sein neues Amt als Erzbischof von Wien an: am 14. September 1995, in
den turbulenten Zeiten der Krise um seinen Vorgänger Hans Hermann
Groer, dem man sexuellen Missbrauch an Zöglingen vorwarf. Der als
moderat konservativ geltende Ordensmann Schönborn, zuvor Wiener
Weihbischof, erwies sich bald als kirchlicher Krisenmanager - und
überraschte seine Kritiker mit reformorientierten Entscheidungen und
kompromissloser Aufklärung der kirchlichen Missbrauchsskandale. 20
Jahre - Zeit für eine Zwischenbilanz.
Die gesellschaftlich-säkulare "Großwetterlage" ist unwirtlich:
Kirchenaustritte und ein überalterter Klerus mit wenig Nachwuchs
stellen den "Hirten" Schönborn und die katholische Kirche in
Österreich vor eine schwierige Situation. Aber auch das
konfliktreiche Kirchenleben hielt den Wiener Erzbischof in Atem:
Kämpferisch konservative Kreise kritisierten die Bemühungen
Schönborns um pastorale Lösungen - etwa bei wiederverheirateten
Geschiedenen oder im Fall jenes Pfarrgemeinderats, der in einer
homosexuellen Partnerschaft lebt, und dessen Wahl Schönborn gegen den
Willen des Ortspfarrers bestätigte. Gruppen wie die
Pfarrer-Initiative oder die Plattform "Wir sind Kirche" kritisieren
hingegen den Reformstau, fordern weiterhin die Zulassung von Frauen
zum Weiheamt und von verheirateten Männern zu Priestern. Doch seit
der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus
die offenherzige Diskussion wünscht und selbst auf Erneuerung drängt,
ist es auch um die Reformgruppen stiller geworden.
In Österreich, aber auch international hat Kardinal Schönborn als
Krisenmanager Beachtung gefunden: Schon in der Affäre um seinen
Vorgänger Hans Hermann Groer fand er - nach einem ersten
unglücklichen Medienauftritt - klare Worte. Nach den 2010 bekannt
gewordenen kirchlichen Missbrauchsfällen, die bis in die 1960er Jahre
zurückreichen und eine Welle von Kirchenaustritten bewirkten, schwor
Schönborn die teilweise unsicheren Mitglieder der Bischofskonferenz
auf einen klaren Aufklärungskurs ein. Und in der aktuellen
Flüchtlingskrise mahnte der Kardinal, "hinzuschauen und zu helfen" -
und übte zugleich Selbstkritik: Bei der Hilfe seitens der Kirche sei
noch "Luft nach oben".
"Der Priester und sein geheimer Sohn" - Ein Film von Helmut Manninger
Was wie ein Filmstoff klingt, ist eine wahre Geschichte: Einer der
bedeutendsten Priester Österreichs - Franz Jantsch, Pfarrer in
Hinterbrühl und der Gemeinde Maria Enzersdorf/Südstadt, beide in
Niederösterreich -, ein Mann von höchstem Ansehen in Kirche und
Bevölkerung, hat jahrelang ein Verhältnis mit einer verheirateten
Frau, einer braven Kirchgängerin. Im Jahr 1959 geht aus dieser
"verbotenen Liebe" ein Sohn hervor - ein "geheimer Sohn". Niemand
soll davon erfahren - schon gar nicht das uneheliche Kind selbst. 26
Jahre später geschieht das, was man schicksalhaft nennen könnte: Ohne
zu wissen, wer sein wirklicher Vater ist, tritt der Priestersohn in
dessen Fußstapfen - und wird ebenfalls Priester. Und kurze Zeit
später hat auch er eine Geliebte. Martin Schreihans, der geheime Sohn
eines Priesters, ist selber Priester geworden. Und auch er wird
"schwach", genau wie sein leiblicher Vater.
Ironie des Schicksals oder die Chance, es besser zu machen? Nach
Jahren in verdeckter Liebesbeziehung legt Martin Schreihans sein
Priesteramt nieder und heiratet seine Pfarrhaushälterin. Heute ist er
Vater von drei Söhnen und gerade mitten in der Aufarbeitung seiner
Familiengeschichte. Denn Martin lebte fast ein halbes Jahrhundert in
dem Glauben, sein Vater sei der Ehemann seiner Mutter und nicht der
Pfarrer seiner Heimatgemeinde. Schließlich, im Jahr 2006, kommt die
Wahrheit doch ans Tageslicht - nur wenige Tage vor dem Tod des
Pfarrers.
Für Priestersohn Martin ein Schock. Mama Erika - hat sie tatsächlich
jahrzehntelang ihren Ehemann betrogen? Der Pfarrer, hoch geschätzt
und verehrt als genialer Seelsorger - auf einmal ein feiger Vater,
sein Vater? Und er selbst ein "Kuckuckskind"? In den Gemeinden
Hinterbrühl und Südstadt wollen es die meisten gewusst haben, war
Martin Schreihans dem Pfarrer doch wie aus dem Gesicht geschnitten.
Doch warum wurde geschwiegen? Aus Angst, den geliebten Priester
verlieren zu können? Der Verstoß gegen den Zölibat - ein mittlerweile
geduldetes Kavaliersdelikt, für das alle Verständnis haben? Und hat
ein Priesterkind das Recht darauf zu erfahren, wer sein Vater ist?
Kardinal Christoph Schönborn ist zu Gast bei Familie Schreihans und
sagt: "Ja, Kinder haben ein Recht darauf zu erfahren, wer ihr Vater
ist - alles andere sei eine große Ungerechtigkeit." Und er appelliert
an einen Teil seiner Mitarbeiter im Priesteramt, zu ihren
"unheiligen" Beziehungen und ihren Kindern zu stehen. Kardinal
Schönborn kennt die Geschichte des "geheimen Sohnes" seit Jahren.
Heute ist er ein Freund der Familie - und war auch derjenige, der den
Priestersohn nach dessen Laisierung kirchlich getraut hat.
Wenn ein Priester für Priesternachwuchs sorgt - eine schier
unglaubliche "Familiengeschichte", geschrieben vom Leben selbst.
Miterzählt von der Mutter des Priestersohnes, der langjährigen
Geliebten des Pfarrers.
"kreuz und quer" ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand
abrufbar und wird auch als Live-Stream angeboten.
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