• 09.09.2015, 15:31:34
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Private Flüchtlingshilfe am Hauptbahnhof: “Was die Regierung nicht macht, haben wir geschafft”

Seit Dienstagabend sind bis zu 200 private Helfer*innen 24/7 am Wiener Hauptbahnhof, um Reisende (Flüchtende) selbstorganisiert zu versorgen. Die Koordination verläuft bisher reibungslos

Utl.: Seit Dienstagabend sind bis zu 200 private Helfer*innen 24/7
am Wiener Hauptbahnhof, um Reisende (Flüchtende)
selbstorganisiert zu versorgen. Die Koordination verläuft
bisher reibungslos =

Wien (OTS) - Die freiwilligen Helfer*innen sind selbst organisiert
und seit vergangenem Mittwochabend vor Ort auch Hauptansprechpartner
der ÖBB und Stadt Wien. Sach- und Geldspenden, die von der
Zivilbevölkerung ankommen, werden von einem Team verwaltet und
verteilt.

Es wurden Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, welche als
Spendenlager, als Schlafräume für ankommende Flüchtlinge und als Büro
zur Koordination dienen. Mit der Ankunftshalle Zwei, ausgelegt für
große Menschenmassen, lässt die Infrastruktur des neuen Hauptbahnhofs
keine Wünsche offen. Sobald Flüchtende ankommen, werden sie vom Team
nicht nur herzlich empfangen, sondern vor allem erstversorgt. "Wir
freuen uns sehr, wenn sie da sind", so eine der vielen Helferinnen.
Für die zumeist Weiterreisenden gibt es Essen, Kleidung und
zahlreiche Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen und sich zu erholen.

Auch medizinische Notfälle werden in unserer mit zwanzig Betten
ausgestatteten Erste-Hilfe-Station versorgt, welche, wie die gesamte
Versorgung, 24 Stunden gewährleistet ist und zahlreichen Medikamente
zur Verfügung hat. Dolmetscher*innen helfen nicht nur bei der
Weitergabe von Informationen, sondern treiben auch den kulturellen
Austausch voran. Dank der großen Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung
ist am #HBF_Vie für alles gesorgt, um die Reisenden auf ihrem weg
zurück in ein menschenwürdiges Leben zu unterstützen. "Unsere
Kommunikationsstruktur konnte organisch und adaptiv wachsen und dank
Informanten in allen Kreisen, sind wir stets bestens informiert",
lässt Julian Pöschl, der diese Bottom-to-Top Struktur, ohne jegliche
Hierarchie, erdacht hat und seither, wie die meisten hier, täglich im
Einsatz ist, wissen.

Rasch wurde aus dem Stand heraus eine Struktur aufgebaut, die es auch
ermöglicht, die etwa 3000 bis 4000 Ankommenden aus Ungarn zu
versorgen. "Unsere Kontakte in Ungarn und an den Grenzen, versorgen
uns mit Informationen. Die Hilfe wird dann dorthin weiter
koordiniert. Wir haben jetzt auch Kleidung und andere Hilfsgüter nach
Nickelsdorf geschickt und koordinieren Autofahrten nach Röszke,
einige unserer Helfer*innen sind sogar nun für mehrere tage vor Ort.

So wir der Hauptbahnhof ist auch unser etwa acht köpfiges
Social-Media-Team eine Drehscheibe der Informationen. Wir wurden so
über den Hashtag zur ersten Anlaufstelle, bei Fragen, Informationen
und Suchanzeigen.", so das rund zehnköpfige Team an
Organisator*innen, welche derzeit täglich im Schichtbetrieb vor Ort
sind.

Auch an der ersten Tankstelle nach der Grenze in Nickelsdorf wurde
ein weiteres Versorgungszentrum aufgebaut, denn am Hauptbahnhof gibt
es aufgrund zahlreicher Geldspenden aus der Bevölkerung auch die
Möglichkeit, Flüchtende mit Tickets für die Weiterreise zu versorgen.
Sollten sie aber in Österreich bleiben wollen, so erhalten sie
juristische Hilfe. "in wenigen Tagen lässt sich viel bewegen",
betonen Organisator*innen und kritisieren damit zeitgleich das
kalkulierte Nichtstun der Regierung scharf: "Was die Regierung,
insbesondere unsere Innenministerin hier mit Populismus und aus
eisernem Kalkül nicht geschafft hat, haben wir einfach gemacht".

Die Helfer*innen gründen jetzt einen Verein, um in Zukunft mit
gewohnter Effizienz und Freude als offizielles Hilfsteam auf die
Reisenden zuzugehen. Bis dahin halten auch persönliche Haftungen der
Organisatoren nicht davon ab, dieses Ziel weiter zu verfolgen. Pöschl
gibt allerdings zu bedenken: "Derzeit halte ich als Hauptkoordinator
die volle Verantwortung für Unfälle und Finanzielles, aber wir sind
überzeugt, dass endlich etwas geschehen muss. Was derzeit am
Hauptbahnhof passiert, spiegelt den Willen der Bevölkerung deutlich
besser wieder, als Umfragen es je könnten. Die Regierungen in Europa
sollten sich deshalb vielleicht an der Lösung am Hauptbahnhof Wien
ein Beispiel nehmen, um endlich zu verstehen, wie die
Zivilbevölkerung gedenkt zu handeln."

Über Tausend registrierte Helfer*innen können schwer täuschen, es
muss sich endlich etwas bewegen, damit die Europäische Union wieder
zu jener Solidargemeinschaft wird, in der sie ihren Ursprung fand. 

Fotos unter: http://www.trainofhope.at/home/galerie/

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