- 09.07.2015, 16:31:38
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Offener Brief der BürgerInnen von Ossiach an Frau BM Mag.a Mikl-Leitner betreffend des Erstaufnahmezentrums
Die BürgerInnen wünschen sich eine nachhaltige Lösung, die zu einer tatsächlichen Integration führt

Utl.: Die BürgerInnen wünschen sich eine nachhaltige Lösung, die zu
einer tatsächlichen Integration führt =
Ossiach (OTS) - Sehr geehrte Frau Bundesministerin Mag.a
Mikl-Leitner!
Wir Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Ossiach sind entrüstet über
die Vorgehensweise und unzureichende Diskussion im Vorfeld, die zum
Entscheid der Errichtung eines Erstaufnahmezentrums in der Gemeinde
Ossiach geführt hat.
Die Standortauswahl ist für uns nicht nachvollziehbar, weil
1) keine funktionierende Infrastruktur vorhanden ist,
2) sich das Gebäude in einem baufälligen Zustand befindet und
3) der Ort mit einer Einrichtung dieser Größenordnung vollkommen
überfordert ist.
Hier schafft man keine realistischen Chancen für eine nachhaltige
Integration.
Hintergrundfakten:
Die Gemeinde Ossiach ist mit 738 Einwohnern (Stichtag 31.10.2013) die
drittkleinste Gemeinde in Kärnten und ist bedingt durch die Lage
direkt am Ossiacher See und die Einbettung zwischen den Gebirgszügen
der Gerlitzen Alpe und den Ossiacher Tauern ein äußerst beliebtes
Urlaubsziel. Der Ort hat sich seit den frühen 60er Jahren zu einer
Tourismusgemeinde (überwiegend Sommertourismus) entwickelt, die
Übernachtungszahlen liegen bei rund 330.000 Nächtigungen jährlich.
Zusätzlich zählt die Gemeinde Ossiach seit der Gründung des
Musikfestivals Carinthischer Sommer (1969) und der Errichtung und
Eröffnung der Carinthischen Musikakademie (2009) zu einem kulturellen
Mittelpunkt Kärntens.
Das geplante Verteilerzentrum:
Das ehemalige Blindenheim zählte bis 2003 mit ca. 10.000
Übernachtungen pro Jahr zu den touristischen Großbetrieben. Nach der
Schließung gab es in den Jahren 2011 und 2012 Bestrebungen, dieses
Objekt zu einer gemischten Hotel- und Mehrgeschosswohnanlage
auszubauen. Das Projekt wurde allerdings nie umgesetzt und das
Gebäude blieb somit weiterhin leer stehen. Der bauliche Zustand
verschlechterte sich zusehends.
Dass nun gerade dieses Gebäude, für dessen Sanierung und Renovierung
enorme finanzielle Mittel aufgebracht werden müssen, noch dazu in
einer ausschließlich auf Tourismus und Kultur ausgerichteten
Kleingemeinde ausgewählt wurde, ist absolut nicht nachvollziehbar und
wird von den BürgerInnen in dieser Form kategorisch abgelehnt.
Wir sagen:
JA zu einer ganzheitlichen Integration
JA zur Aufnahme von Asyl-Familien in Ossiach
Aber wir sagen NEIN zu einem Erstaufnahmezentrum in unserer Gemeinde
Realistische Chancen für eine gute Integration
Ossiach ist selbstverständlich bereit, Flüchtlingsfamilien aus
Kriegsgebieten langfristig aufzunehmen, zu integrieren, finanziell
und auch menschlich zu unterstützen. Schule, Vereine, Kirche und die
gesamte Bevölkerung stehen hinter diesem Projekt.
Nur durch eine schrittweise Eingliederung kleiner Gruppen ist der
Grundstein für eine nachhaltige Integration gegeben - und bietet
allen Menschen gleichermaßen die Chance auf eine gute Nachbarschaft.
Verbindungen zwischen Menschen brauchen Zeit. Durch ein
Verteilerzentrum wäre in keiner Weise diese Verbindung gegeben.
Alternativen
Man könnte Kasernen in ganz Kärnten wie Bleiburg, Villach oder
Spittal öffnen und die Erstversorgung, die zeitlich begrenzt ist,
dort übernehmen. Anschließend steht einer Aufnahme und Eingliederung
in unterschiedlichen Gemeinden - wie Ossiach - bestimmt nichts mehr
im Weg.
Sehr geehrte Frau Bundesministerin, wir sind überzeugt, dass Ihnen
die nun in Kurzfassung dargelegte Faktenlage bei der Objektauswahl
des ehemaligen Kriegsblindenheimes Ossiach nicht bekannt war und
richten einen dringlichen Appell, diese Entscheidung zu revidieren.
Mit freundlichen Grüßen
Die Ossiacher und Ossiacherinnen
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