• 25.06.2015, 13:40:55
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  • OTS0214 OTW0214

Pasterze gibt nach tausenden von Jahren einen meterlangen Baumstamm frei

Peter Rupitsch (Direktor Nationalpark Hohe Tauern Kärnten),
Andreas Kellerer (Uni Graz), Konrad Mariacher (Nationalpark Ranger),
Josef Rieger (Grossglockner Gletscherbahn) und Katharina Aichhorn
(Nationalpark Hohe Tauern Kärnten) kurz vor der Bergung des
sensationellen Fundstücks (v.l.n.r).

Heiligenblut (TP/OTS) - Nationalpark Hohe Tauern und Österreichischer
Alpenverein bergen mit fachlicher Unterstützung der Universität Graz
einen sensationellen Gletscherfund am Fuße des Großglockners und
machen ihn für wissenschaftliche Untersuchungen und in Folge für die
Öffentlichkeit zugänglich.

In einer spektakulären Bergung konnte die - in zwei Teile zerbrochene
- Zirbe am 24. Juni 2015 mit Hilfe eines Hubschraubers erfolgreich
aus dem Gletschervorfeld der Pasterze geborgen werden. Beide Teile
zusammen haben insgesamt eine Länge von 7,9 m und das stattliche
Gewicht von 1.700 kg.

Die Vegetation zeigt bestimmte Klimaverhältnisse an. Pflanzenreste
können in Ablagerungen eingebettet werden und sich unter
Sauerstoffabschluss gut erhalten. Gletscher dienen hier als wichtiges
Klimaarchiv. Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts ständig
zurückweichenden Alpengletscher geben immer mal wieder Holzfragmente
und Torfstücke frei. Das gilt auch für die Gletscher im
länderübergreifenden Nationalpark Hohe Tauern und insbesondere für
die Pasterze, die mit rund 8 km Länge und 17 km2 Fläche nach wie vor
der größte Gletscher Österreichs und der Ostalpen ist.

Klimaarchiv Pasterze

Seit Beginn der Nacheiszeit vor etwa 11.500 Jahren war die Pasterze
nie größer als beim letzten Hochstand von 1852 bis 1856, jedoch schon
öfters deutlich kleiner als heute. Damals reichten die Eismassen bis
in die Möllschlucht hinab. Durch die regelmäßigen Gletschermessungen
seit 1879 ist der Rückgang der Pasterze genauestens dokumentiert.
Über die nacheiszeitliche Minimalausdehnung des Gletschers war lange
Zeit wenig bekannt, da die Spuren v.a. die Endmoränen beim letzten
Hochstand zerstört wurden.

Zirben auf der Pasterze, heute kaum vorstellbar!

Die Pasterze ist unter den österreichischen Gletschern das
herausragende Beispiel für nacheiszeitlich interpretierbare Funde. Im
Jahr 1990 entdeckte der Gletscherforscher Heinz Slupetzky zwei
Holzstammreste. Dieser sogenannte "Pasterzenbaum" wuchs vor mehr als
9.000 Jahren und ist eine ungefähr 300 Jahre alte Zirbe. Die rasch
zurückschmelzende Gletscherzunge gibt in den letzten zehn Jahren
verstärkt Holzfragmente und Torfstücke frei. All diese Funde belegen,
dass in den Bereichen wo heute Eis, Schutt, Sand und Wasser regieren,
vor 9.000 und auch zwischen 7.000 und 3.500 Jahren teils
hochstämmige, alte Zirben wachsen konnten - eine unglaubliche
Vorstellung!

Sensationeller aktueller Fund

Im Herbst 2014 kamen nun erstmals große Baumstücke aus glazialen
Hangsedimenten im Gletschervorfeld der Pasterze zum Vorschein, welche
von der Größe her die bisherigen Funde bei weitem übertreffen und
eindrucksvolle Zeugen des einstigen Baumbestandes sind. Entdeckt
wurde der mehrere Meter lange, in zwei Teile zerbrochene Baumstamm
schon im September 2014 von zwei Mitarbeitern der Grossglockner
Bergbahnen/Gletscherbahn. Erste Analysen durch Andreas
Kellerer-Pirklbauer (Uni Graz) und Kurt Nicolussi (Uni Innsbruck)
ergeben ein Alter von circa 6.000 Jahren. "Diesen beeindruckenden
Fund zu bergen, zu analysieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren
haben sich Alpenverein und Nationalpark gemeinsam vorgenommen.",
erklärt Präsident Andreas Ermacora vom Österreichischen Alpenverein.

Pasterze & Großglockner live erleben

Direkt erreichbar über die Großglockner Hochalpenstraße führt der
Gletscherweg Pasterze ausgehend vom Glocknerhaus entlang von
Sandersee und Pasterze bis hinauf auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.
In einer beeindruckenden Halbtageswanderung geht es über blühende
alpine Rasen, geschliffenen Fels und tosendes Wasser bis zum größten
Gletscher der Ostalpen. "Lassen Sie sich am besten von einem unserer
Nationalpark Ranger in die großartige Gletscherwelt entführen!",
empfiehlt Peter Rupitsch, Direktor des Nationalparks Hohe Tauern
Kärnten (jeweils dienstags, vom 23.06. bis 08.09.2015,
www.nationalparkerlebnis.at).

Von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus ist der Fundort des historischen
Baumstammes mit der Grossglockner Gletscherbahn (bis 20.09.2015
täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr) und einer halbstündigen Wanderung
gut zu erreichen. Der Atem des Eisstromes, der beindruckende Blick
zum Großglockner und die Faszination der Gletscherlandschaft können
hier hautnah erlebt werden. Vielleicht gibt die Pasterze ja auch
diesen Sommer wieder interessante Fundstücke preis!

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

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