- 17.06.2015, 11:00:01
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Creditreform: Insolvenzentwicklung in Deutschland, 1. Halbjahr 2015
Rückgang der Insolvenzen setzt sich fort
Utl.: Rückgang der Insolvenzen setzt sich fort =
Wien (OTS) - Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland entwickelt sich
weiter rückläufig. Im 1. Halbjahr 2015 wurden 11.100
Unternehmensinsolvenzen (1. Halbjahr 2014: 12.060) und 40.200
Verbraucherinsolvenzen (1. Halbjahr 2014: 43.870) registriert. Die
Zahl der Unternehmensinsolvenzen verringerte sich somit um 8,0
Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl der
Verbraucherinsolvenzen nahm um 8,4 Prozent ab.
Gründe für die anhaltend positiven Entwicklungen im
Insolvenzgeschehen bei den Unternehmen sind die stabil gute
Binnenkonjunktur und günstige Finanzierungsbedingungen. Kleine und
mittlere Unternehmen haben zudem mehr Eigenkapital aufgebaut und so
an Stabilität gewonnen. Die weiter positiven Arbeitsmarktbedingungen
und die verbesserte Einkommenssituation der privaten Haushalte sind
die entscheidende Basis für den Rückgang der Verbraucherinsolvenzen,
der das fünfte Jahre in Folge anhält.
Konträr zum allgemeinen Trend entwickelten sich allerdings die
sonstigen Insolvenzen, die um 3,2 Prozent auf 12.500 stiegen. Grund
hierfür ist die zunehmende Zahl an Insolvenzen ehemals
Selbstständiger.
Weniger Beschäftigte betroffen, UG in Gefahr
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger und die öffentliche Hand
belaufen sich im 1. Halbjahr 2015 in der Summe auf schätzungsweise
13,9 Mrd. Euro (Vorjahreszeitraum: 13,3 Mrd. Euro). Dabei betragen
die Insolvenzforderungen für die privaten Gläubiger durchschnittlich
910.000 Euro je Insolvenzfall.
Da das Insolvenzgeschehen mittlerweile von einer Vielzahl an
Solo-Unternehmern ohne Mitarbeiter gekennzeichnet ist und die Zahl
der Unternehmensinsolvenzen insgesamt zurückging, waren weniger
Arbeitsplätze bedroht als im Vorjahreszeitraum. Rund 77.000
Beschäftigte (Vorjahr: 89.000) waren in den ersten sechs Monaten des
Jahres von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen.
Eine Zunahme in der Insolvenzbetroffenheit verzeichnet die Rechtsform
der UG (haftungsbeschränkt). 7,5 Prozent aller
Unternehmensinsolvenzen firmierten als Unternehmergesellschaft
(Vorjahreszeitraum: 7,1 Prozent). Dagegen verringerte sich der Anteil
der "normalen" GmbH sowie der GmbH & Co. KG.
Viele Kleinstbetriebe - Durchschnittsalter steigt
Bezogen auf die Unternehmensgröße waren es erneut vielfach
Kleinstunternehmen, die in die Insolvenz mussten. Ein Viertel (25,8
Prozent) erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von maximal 100.000
Euro. Bei weiteren 22,0 Prozent der betroffenen Unternehmen betrug
der Jahresumsatz höchstens 250.000 Euro. In den insolventen
Unternehmen waren zudem mehrheitlich (79,8 Prozent der Fälle) maximal
fünf Mitarbeiter beschäftigt (Vorjahr: 80,4 Prozent). Leicht
zugenommen hat die Bedeutung mittlerer und größerer Unternehmen in
den Größenklassen 51 bis 100 Mitarbeiter sowie mehr als 100
Mitarbeiter. Der prozentuale Anteil am gesamten Insolvenzaufkommen
blieb mit 0,9 Prozent (Größenklasse: mehr als 100 Mitarbeiter) sowie
1,2 Prozent (Größenklasse: 51 bis 100 Mitarbeiter) aber gering.
Die bezogen auf die Beschäftigung größte Insolvenz betraf die beiden
Gesellschaften der Deutscher Han-delsservice GmbH - die DHS Instore
Service GmbH & Co. KG und die DHS Vertriebs Service GmbH mit
zu-sammen rund 4.500 Mitarbeitern. Insolvenz anmelden musste ferner
der Fahrrad- und Freizeitgerätehersteller Kettler GmbH & Co. KG, der
in Deutschland 1.100 Mit-arbeiter beschäftigt.
Das Durchschnittsalter insolventer Unternehmen steigt. 40,2 Prozent
der Betroffenen waren zum Zeitpunkt der Pleite schon mehr als zehn
Jahre am Markt (2014: 38,4 Prozent; 2011: 35,7 Prozent). Für ein
Siebtel aller insol-venten Unternehmen (14,5 Prozent) kam das Aus
nach weniger als zwei Jahren (2014: 14,2 Prozent).
Positivtrend ohne das Verarbeitende Gewerbe?
Ein deutlich rückläufiges Insolvenzgeschehen verzeichnet das
Dienstleistungsgewerbe. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der
Insolvenzen in diesem Wirtschaftsbereich um 10,1 Prozent auf
bundesweit 6.170 Fälle. In der überwiegenden Mehrzahl (84,3 Prozent)
sind hier Kleinstbetriebe betroffen. Im Verarbeitenden Gewerbe fiel
die positive Entwicklung deutlich geringer aus (minus 3,3 Prozent
auf 890 Fälle). Nur in diesem Wirtschaftsbereich war zudem ein
Anstieg mittlerer und größerer Insolvenzen festzustellen. Im
Baugewerbe gab es im 1. Halbjahr 2015 1.720 Insolvenzen (minus 5,5
Prozent), im Handel waren es 2.320 (minus 5,7 Prozent). Die
Insolvenzquote im Durchschnitt aller Wirtschaftsbereiche verringerte
sich von 74 auf 68 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Das Baugewerbe
(95; minus 5 Punkte) liegt in dieser Hinsicht weiter deutlich vor dem
Verarbeitenden Gewerbe (43; minus
1 Punkt).
Insolvente Frauen vergleichsweise jung
63,7 Prozent aller Verbraucherinsolvenzen betreffen Männer, u. a.
auch, da diese häufig als Haushaltsvorstand und Hauptverdiener die
Insolvenz antreten. Allerdings sind insolvente Frauen häufig jünger
als insolvente Männer. In 5,4 Prozent der Fälle "männlicher
Insolvenz" ist der Betroffene bis zu 30 Jahre alt. Bei den Frauen
liegt dieser Anteil fast doppelt so hoch (9,3 Pro-zent). Auch die
Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen ist bei Frauen häufiger
vertreten. Entsprechend der Altersstruktur in Deutschland bildet aber
sowohl bei Männern (33,3 Prozent aller Fälle) als auch bei Frauen
(29,6 Prozent) die Alterskohorte der 41- bis 50-Jährigen die stärkste
Gruppe. Insgesamt gehen pro Jahr 12 von 10.000 Deutschen in die
Privatinsolvenz.
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