• 16.06.2015, 10:19:29
  • /
  • OTS0073 OTW0073

Nur 11 Prozent der Gesundheits-News stimmen

Plattform Medizin-transparent.at der Donau-Universität Krems analysierte Wahrheitsgehalt von 990 Medienartikeln

Utl.: Plattform Medizin-transparent.at der Donau-Universität Krems
analysierte Wahrheitsgehalt von 990 Medienartikeln =

Krems an der Donau (OTS) - "Grüner Tee schützt vor Krebs",
"Schlafmangel verursacht Übergewicht" - Schlagzeilen wie diese halten
oft nicht ein, was sie versprechen. WissenschaftlerInnen der
Donau-Universität Krems zeigen in einer kürzlich veröffentlichten
Studie, wie wenig faktenbasiert österreichische Medien zu
Gesundheitsthemen berichten: 60 Prozent der Medienartikel sind stark
übertrieben, nur 11 Prozent berichten korrekt. Dabei gibt es nur
wenige Unterschiede zwischen einzelnen Medien.

"Der Gesundheitsjournalismus in Österreich ist in schlechter
Verfassung", resümiert Gerald Gartlehner, Professor für
Evidenzbasierte Medizin an der Donau-Universität Krems, die
Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Studie. Für die
Faktencheck-Plattform www.Medizin-Transparent.at analysierte sein
Team den Wahrheitsgehalt von 990 Medienartikeln zu Gesundheitsthemen.
Die WissenschaftlerInnen überprüften Print- und Web-Artikel in
relevanten österreichischen Tageszeitungen, Wochenmagazinen und
Online-Medien. 60 Prozent der Artikel berichten stark übertrieben
über die Wirksamkeit von Behandlungen und Medikamenten oder die
Aussagekraft von Studien. Lediglich 11 Prozent der analysierten
Artikel stimmen mit der aktuellen wissenschaftlichen Studienlage
überein.

"Die Studienergebnisse sind ernüchternd und bestätigen die
Wichtigkeit von unabhängigen Stellen mit objektiver Information wie
medizin-transparent.at. Denn Laien können nicht abschätzen, ob das
was in der Zeitung oder im Internet steht, auch tatsächlich der
Wahrheit entspricht. Der Faktencheck durch medizin-transparent.at
zeigt, was wirklich hinter diesen Schlagzeilen steckt ", so
Landeshauptmann-Stellvertreter und -Vorsitzender des
Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds NÖGUS, Mag.
Wolfgang Sobotka.

Geringe Unterschiede zwischen einzelne Medien

Printmedien berichten genauso häufig übertrieben wie
Nachrichtenseiten im Internet. Langmeldungen verzerren die Fakten
genauso oft wie Kurzmeldungen. Boulevard-Zeitungen haben mit 64
Prozent zwar den größten Anteil an stark übertriebenen Artikeln, bei
Qualitätszeitungen sind es jedoch mit 52,4 Prozent nur unwesentlich
weniger.

Themen, die am häufigsten falsch berichtet werden

An der Spitze der Realitätsverzerrung mit 97,6 Prozent stehen Artikel
zu kosmetischen Behandlungen oder Methoden zur Gewichtsreduktion.
Behauptungen wie leichtes Frieren würde das Gewicht reduzieren,
Coenzym Q10 könne die Haut verjüngen oder Cremes und enge
Kleidungsstücke Cellulite bekämpfen sind wissenschaftlich nicht
belegt.

70,5 Prozent der Medienmeldungen zu angeblich gesundheitsfördernden
Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln und Behandlungen, die auch
Nicht-MedizinerInnen vornehmen dürfen sind stark übertrieben. Die
Palette reicht von elektromagnetischen Wundergeräten oder
Nahrungsergänzungsmitteln zur Therapie von Gelenksbeschwerden bis zu
Wandfarben, die angeblich Allergien bessern.
41,1 Prozent der Behauptungen zur Wirkung zulassungspflichtiger
Medikamente und Behandlungen, die nur durch Ärzte durchgeführt werden
dürfen, sind stark übertrieben.

Zeitmangel als Grund für Medienübertreibungen

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die meisten Medien PR-Meldungen
von kommerziellen Anbietern weitgehend ungeprüft übernehmen", so
Bernd Kerschner, Hauptautor der Studie. "Dass Anbieter von
Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und medizinischen
Behandlungen die Fakten zu ihren Gunsten übertreiben, sollte nicht
verwundern." Tatsächlich zeigt eine französische Untersuchung, dass
übertriebene Presseaussendungen in vielen Fällen auch zu
übertriebenen Medienberichten führen. "Viele Journalisten haben zu
wenig Zeit für eine tiefgehende Recherche und sind davon abhängig,
verlässliche Informationen von vertrauenswürdigen Quellen zu
bekommen."

Über Medizin-Transparent.at

Der Online-Service Medizin-Transparent.at überprüft Gesundheitsmythen
aus Medien, Werbung und dem Internet auf ihren wissenschaftlichen
Wahrheitsgehalt. Die seit 2011 existierende Plattform beantwortet
Leseranfragen. Oberstes Ziel ist es, eine wissenschaftlich fundierte,
von der Gesundheitsindustrie unbeeinflusste Informationsquelle zu
medizinischen Fragen zu bieten. Dahinter steht die an der
Donau-Universität Krems ansässige Organisation Cochrane Österreich,
eine Zweigstelle der internationalen Non-Profit-Vereinigung
unabhängiger, kritischer Mediziner. Gefördert wird
Medizin-Transparent.at vom Niederösterreichischen Gesundheits- und
Sozialfonds sowie der Bundesgesundheitsagentur.

Zur Studie im Volltext:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1865921715001087

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel