- 12.06.2015, 11:22:32
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Willkür am Flughafen Wien
Die Entlassung von Christoph Edlinger, Leiter der Technik am Flughafen Wien, erfolgte unter fragwürdigen Umständen. Die Vorwürfe werfen zusehends mehr Fragen auf, Antworten sind rar.
Utl.: Die Entlassung von Christoph Edlinger, Leiter der Technik am
Flughafen Wien, erfolgte unter fragwürdigen Umständen. Die
Vorwürfe werfen zusehends mehr Fragen auf, Antworten sind rar. =
Wien (OTS) - Im November 2014 wurde Christoph Edlinger entlassen.
Edlinger begann nach der Fachschule für Flugtechnik 1985 am Flughafen
Wien als Flugzeugmechaniker, bildete sich abends weiter und
erarbeitete sich so in den vergangenen 30 Jahren eine
Managementposition: Seit 2012 leitete Edlinger den Service-Bereich
"Technische Dienstleistungen", in dieser Position waren ihm 235
Mitarbeiter unterstellt.
Lügenkonstrukte führten zu Hausdurchsuchung
2013 musste sich Edlinger von einem Mitarbeiter, Herrn W., aufgrund
von unüberbrückbaren Differenzen trennen. Dieser Mitarbeiter zeigte
in weiterer Folge Edlinger im November 2014 an. Umgehend stellte der
Flughafen Wien ohne umfassende Überprüfung der Vorwürfe Herrn
Edlinger dienstfrei. Es folgten eine Anzeige durch die Flughafen Wien
AG bei der Staatsanwaltschaft und diverse Hausdurchsuchungen im
Umfeld von Edlinger. Es stellte sich rasch heraus, dass die Anzeige
völlig aus der Luft gegriffen war.
Mittlerweile ist, aufgrund konsequenter behördlicher Untersuchungen
völlig klar, dass die Anzeige ein Racheakt war. Selbst vor der
nunmehr nachgewiesenen Manipulation von Beweismittel schreckte der
Anzeiger, Herr W., nicht zurück. Für Edlingers Anwältin, Katharina
Körber-Risak, sind die Vorwürfe dennoch nicht erledigt: "Am 14.
November wurde mein Mandant aufgrund der Vorwürfe dienstfrei
gestellt, Ende November dann aufgrund völlig anderer Vorwürfe
entlassen. Aus meiner Sicht eine Groteske, wenn man sich auch nur ein
bisschen mit dem Fall beschäftigt."
Von der Groteske zur Absurdität: Die "Causa Pornobilder"
Gesteigert wurde diese Groteske noch durch das Verhalten des
Flughafen-Vorstands in der "Causa Pornobilder". Als Entlassungsgrund
wird Edlinger vorgeworfen, er habe Pornobilder, die von einem
Mitarbeiter des Flughafens per Email an einen breiteren Personenkreis
geschickt wurden, in einem Ordner abgespeichert. Zuvor hatte Edlinger
den Absender ohne Erfolg darauf aufmerksam gemacht, dass er derartige
Bilder nicht empfangen möchte.
Jedenfalls wurde Edlinger entlassen, der Absender der Bilder wird
nach wie vor von den Vorständen des Flughafens geschätzt und
beschäftigt. Denn der Flughafen-Vorstand dürfte darin kein Problem
sehen. Selbst der Anwalt des Flughafens, Julian Feichtinger,
bestätigte laut der Tageszeitung "Die Presse" die Aussage des
Vorstands Jäger: "Am Flughafen wäre es sehr einsam, wenn jeder
entlassen würde, der schon einmal einen Porno geschaut habe."
Die Vorgangsweise des Flughafen-Vorstands Jäger verblüfft sogar eine
hartgesottene Anwältin wie Katharina Körber-Risak: "Einen derartigen
Widerspruch habe ich als Anwältin noch nie erlebt: Am Flughafen wird
akzeptiert, dass Pornobilder gemailt werden. Empfangen darf man sie
aber nicht. Absurder geht es nicht mehr."
Maulkorb für Edlinger?
Bleibt nur mehr der Vorwurf des "Vertrauensverlustes". Darin geht es
um Mails von Edlinger an Entscheidungsträger im und um den Flughafen
Wien betreffend scheinbar willkürlicher Postenvergaben. Auch diese
Vorwürfe sind - so Anwältin Körber-Risak - an den Haaren
herbeigezogen. "Wenn ein Mitarbeiter Entscheidungswillkür erfährt,
dann soll er nicht darüber kommunizieren dürfen? Das ist wie ein
Maulkorberlass für alle Mitarbeiter des Unternehmens" so Körber-Risak
abschließend.
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