• 01.06.2015, 15:56:14
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Volksbegehren Bildungsinitiative: Nachruf auf Bernd Schilcher

Wien (OTS) - Mit großer Bestürzung und Trauer haben die
Initiatorinnen und Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens vom Tod
Bernd Schilchers erfahren, der vergangenen Freitagabend völlig
unerwartet im Alter von 74 Jahren mitten aus dem Leben gerissen
wurde.

Der studierte Jurist Bernd Schilcher, bis 2003 Ordinarius für
Bürgerliches Recht an der Universität Graz, war jahrelang als
Politiker für die ÖVP tätig, wobei er vor allem in seiner Zeit als
steirischer Landesschulratspräsident (1989 bis 1996) als mutiger
Vordenker der österreichischen Bildungspolitik in Erscheinung trat
und sich für die Einführung von Gesamtschulen und Ganztagsschulen
einsetzte. 1991 wurde der "Schulverbund Graz West" gegründet und das
dazu nötige Gymnasium neu errichtet: Eine der erfolgreichsten
österreichischen Schulen am Standort Klusemannstraße in Graz, eine
gemeinsame Schule und Trägerin des österreichischen Schulpreises
2013, ist heute lebendige Zeugin von Bernd Schilchers Wirken.

Schon als Schüler war sich Bernd Schilcher der sozialen
Ungerechtigkeit des österreichischen Bildungssystems bewusst, und
zeit seines Lebens kämpfte er gegen die ständische Ausrichtung der
österreichischen Schule an - gegen die Linie seiner eigenen Partei
und gegen die Lehrergewerkschaft, zu deren stärksten Kritikern er
zählte. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er die
Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer immer schätzte, würdigte und vor
allem für besonders bedeutsam und wichtig hielt.

Ohne Rücksicht auf die Kritik aus seiner Partei, der ÖVP, folgte er
der Einladung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied, als Leiter
ihrer Expertenkommission zur Verfügung zu stehen.

Von der ersten Stunde weg war Bernd Schilcher ein leidenschaftlicher,
sachkundiger Promotor des Bildungsvolksbegehrens um Hannes Androsch.
Er wurde nicht müde anzuprangern, dass Österreichs Schulsystem ein
Relikt aus der Vergangenheit ist und war daher von der Überzeugung
angetrieben, die österreichische Schule auf ein zukunftsträchtiges
Fundament zu stellen. Der Kampf gegen die soziale Ungerechtigkeit
unseres Schulsystems und dessen Rückständigkeit, die mangelnde
Chancengleichheit und das ungenügende Bildungsniveau standen im
Zentrum seiner Bemühungen. Persönliches stellte er meist hintan, wenn
sein Einsatz für das österreichische Bildungswesen gefragt war.

Als Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Bildungsvolksbegehren durften
wir auch den privaten Bernd Schilcher kennenlernen - einen
liebenswürdigen, gebildeten, charmanten Menschen, mit dem es sich bei
dem einen oder anderen Glas Wein trefflich philosophieren ließ.

Er war ein Querdenker, ein Schwieriger, gewiss; doch im Grunde seines
Herzens war er ein Humanist. Seine Anliegen konnten zu seinen
Lebzeiten nur zu einem sehr eingeschränkten Teil realisiert werden.
Im Sinne des Verstorbenen werden wir, die Initiatorinnen und
Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens, alles daran setzen, dass sein
Auftrag nicht in Vergessenheit gerät und unsere Kinder eine Schule
haben, die alle bestmöglichst fördert.

Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Familie!

Im Namen der Initiatoren des Volksbegehrens Bildungsinitiative
Hannes Androsch

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