- 20.05.2015, 13:49:21
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Weltmuseum Wien gibt menschliche Überreste aus der Maori-/Neuseeland-Sammlung an Neuseeland zurück
Feierliche Übergabezeremonie anläßlich der Repatriierung fand heute Vormittag im Weltmuseum statt

Utl.: Feierliche Übergabezeremonie anläßlich der Repatriierung fand
heute Vormittag im Weltmuseum statt =
Wien (OTS) - Am heutigen Mittwoch, 20. Mai 2015, fand im Weltmuseum
Wien eine feierliche Zeremonie zur Rückgabe von menschlichen
Überresten aus der Māori-/Neuseeland-Sammlung des Weltmuseum Wien an
das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa in Wellington statt, in
Anwesenheit von Kulturminister Josef Ostermayer,
KHM-Generaldirektorin Sabine Haag, dem Direktor des Weltmuseums Wien,
Steven Engelsman, sowie von Botschaftern und Gesandten des
Commonwealth und Vertretern von Museen und universitären
Institutionen. Aus dem Te Papa Museum waren vier Delegierte nach Wien
gereist: Arapata Hakiwai als Kaihautū (Māori Co-Leader des Te Papa
Tongarewa Museums), Haami Piripi als Mitglied des
Repatriierungsausschusses, Miria Pomare als Vertreterin des Te Papa
Museumsvorstandes und Moana Parata als Te Papa Sammlungsverwalterin.
Das Weltmuseum Wien folgt damit - wie auch viele andere
internationale Museen - den ethischen Standards der modernen
anthropologischen Wissenschaften und unterstützt den Wunsch der Māori
zur Rückführung eines tätowierten Māori-Schädels, einer Kindermumie,
eines Geflechts mit neun menschlichen Wirbelknochen und eines Sarges
mit Skelettfragmenten in ihre Heimat Neuseeland.
Mit der Repatriierung von menschlichen Überresten soll vor allem das
ethische Unrecht durch das Leichname, Schädel, Weichteile, Skelette
und Skelettfragmente unter Missachtung moralischer und religiöser
Vorstellungen der Betroffenen außer Landes geschafft wurden, aus
unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, dokumentiert und
aufgearbeitet werden. Der wissenschaftsethische Dialog zwischen dem
Weltmuseum Wien und dem Te Papa Tongarewa Museum, das alle
Restitutionsformalitäten mit den betroffenen Māori-Verbänden
koordiniert, orientiert sich an den ethischen Richtlinien des
International Council of Museums (ICOM Code of Ethics for Museums,
2001 und 2003) und den Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes
(2013). Menschliche Überreste sind besonders sensibles Sammlungsgut
und daher mit Respekt und Taktgefühl zu behandeln. Identität und
Würde der im ethischen Unrechtskontext erworbenen menschlichen
Überreste sind über den Tod hinaus zu wahren und vor Voyeurismus und
Sensationslust zu schützen.
"Mit der heutigen Rückgabe können wir das geschehene Unrecht nicht
wieder gut machen, aber wir können einen Beitrag dazu leisten, dass
die Vorfahren der Maori nach so langer Zeit in ihrer eigenen Heimat
würdig begraben werden", so Kulturminister Josef Ostermayer. "Der
Umgang mit dem kulturellen Erbe, das in unseren Museen bewahrt wird,
ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Sowohl für die Bundesmuseen als
auch für das Bundeskanzleramt war und ist es selbstverständlich, dass
diese Verantwortung im gegenseitigen Respekt und unter Einhaltung der
ICOM Code of Ethics-Richtlinien und Vorgehensweisen ausgeübt wird."
"Der KHM- Museumverband unterstützt und bejaht voll und ganz den ICOM
Code of Ethics und die speziell bei den ethnologischen Museen in
Europa gängigen ethischen Richtlinien und Vorgehensweisen", so
KHM-Generaldirektorin Sabine Haag. "Ich unterstütze daher die
Rückgabe menschlicher Überreste an das Te Papa Museum in Wellington
als Vertreter der Maori Communities von ganzem Herzen."
"Die Maori sagen: 'die letzte Ruhestätte unserer Vorfahren sollte
nicht eine Vitrine oder ein Museumsdepot auf der anderen Seite der
Erde sein, sondern ein würdiges Grab in der eigenen Heimat'" so
Steven Engelsman, Direktor des Weltmuseums Wien. "Das Weltmuseum Wien
respektiert diesen Wunsch und nimmt ihn sehr ernst."
Im neuen Schaubereich des Weltmuseum Wien, das im Herbst 2017
wiedereröffnet werden soll, wird im Raum "Im Schatten des
Kolonialismus: Dekolonialisierung musealer Praxis" der Repatriierung
menschlicher Überreste ein eigener Bereich gewidmet.
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