- 18.05.2015, 11:02:45
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„Singen statt schießen“ und „Song Contest der Muezzins“ am 19. Mai in „kreuz und quer“
Wien (OTS) - Ein jüdischer Schneider, der mit einem sunnitischen Imam
armenische Liebeslieder singt und dabei von kurdischen Musikern
begleitet wird - das gibt es nur in Antakya. Die südtürkische Stadt
gilt seit Langem als Musterbeispiel für friedliches Zusammenleben.
Vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Syrien zeigt "kreuz und quer"
- präsentiert von Christoph Riedl-Daser- am Dienstag, dem 19. Mai
2015, um 22.35 Uhr in ORF 2 den in HD produzierten Film "Singen statt
schießen" von Michael Brauner und Christian Schüller über den "Chor
der Zivilisationen", in dem Sunniten und Schiiten,
Griechisch-Orthodoxe und Katholiken, Juden, Kurden und Armenier
miteinander singen. Für den anschließenden HD-Film "Song Contest der
Muezzins" (23.05 Uhr) hat der teils in Wien und teils in Istanbul
lebende Dokumentarfilmer Sebastian Brameshuber vier Muezzins auf
ihrem Weg von den regionalen Vorentscheidungen bis hin zum großen
Finale in Istanbul mit der Kamera begleitet.
"Singen statt schießen" - Ein Film von Michael Brauner und Christian
Schüller
Im griechischen Antiochia ist vor fast 2.000 Jahren eine große
Gemeinde gegründet worden, die man dort erstmals "Christen" nannte.
Heute lebt in Antakya eine sunnitische Mehrheit mit einer starken
Minderheit von Alawiten zusammen. Bisher problemlos. Doch der Krieg
im benachbarten Syrien bedroht nun dieses Gleichgewicht. Denn dieser
Krieg wird auch im Namen unterschiedlicher Religionen geführt. Und
die Zusammensetzung der syrischen Bevölkerung spiegelt ziemlich genau
jene von Antakya wider. Wird sich der "Kampf der Kulturen" ausbreiten
oder ist doch ein Miteinander verschiedener Weltanschauungen möglich?
Der Bürgerkrieg in Syrien scheint den Pessimisten recht zu geben.
Millionen Syrer sind inzwischen auf der Flucht. Der "Chor der
Zivilisationen" im nur wenige Kilometer entfernten Antakya versucht,
das Gegenteil zu beweisen. Im "Chor der Zivilisationen" singen
Sunniten und Schiiten, Griechisch-Orthodoxe und Katholiken, Juden,
Kurden und Armenier miteinander. Und die Lieder, die sie vortragen,
sind ebenso bunt gemischt. "Es wird immer nur vergessen, dass es nur
einen einzigen Gott gibt", sagt Chorleiter Yilmaz Özfirat. "Aber
jeder, der seinen Verstand benützt und auf seine Gefühle hört, muss
zu diesem Schluss kommen!" Und doch rückt der Krieg immer näher.
Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien haben die Stadt Antakya
verändert. Manche Alawiten befürchten, dass es mit der bisherigen
Harmonie bald vorbei sein könnte. Vor diesem Hintergrund wirbt der
"Chor der Zivilisationen" darum, das Modell der Multi-Kulti-Stadt zu
retten.
"Song Contest der Muezzins" - Ein Film von Sebastian Brameshuber
Seit der Zeit des Propheten Mohammed folgen gläubige Muslime in aller
Welt fünfmal täglich dem Ruf des Muezzins zum Gebet. "Eilt zum Gebet,
eilt zur Seligkeit", so lauten die Worte stets gleich, nur beim
ersten Gebetsruf des Tages wird noch die Zusatzzeile "Das Gebet ist
besser als der Schlaf" angefügt. Die Gesangsausführung jedoch bleibt
weitgehend dem Muezzin überlassen und ist eine hohe Kunst, die sowohl
eine gute Stimme als auch eine qualifizierte Ausbildung voraussetzt.
Denn es ist wichtig, lauter und schöner als der Muezzin der
Nachbarmoschee zum Gebet zu rufen.
Dieser Konkurrenzkampf hat u. a. auch dazu geführt, dass der
weltweite Trend zu Casting- und Talentshows auch die Welt der
Moscheen und Muezzins erreicht hat. So findet in der Türkei
alljährlich ein "Song Contest der Muezzins" statt, bei dem der beste
Gebetsrufer des Landes gekürt wird. Dem Sieger ist große mediale
Aufmerksamkeit gewiss, und häufig erhält er eine Anstellung in einer
bedeutenden Moschee. Ein frühes Ausscheiden bedeutet meist einen
schmerzlichen Gesichtsverlust. Der Film zeigt Porträts von
selbstbewusst auftretenden Männern, die sich durchaus mit Popstars
vergleichen und denen es auf den ersten Blick weniger um
Spiritualität als um Prestige zu gehen scheint. Eines wird dabei sehr
klar: dass sich die meisten Muezzins als Künstler verstehen.
"kreuz und quer" ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand
abrufbar und wird auch als Live-Stream angeboten.
Das gesamte TV-Angebot des ORF - ORF eins, ORF 2, ORF III sowie ORF
SPORT + - ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle Informationen
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