• 07.05.2015, 11:48:45
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Freizeitnutzung im Wald - Kommunikation statt Konfrontation

Vertragliche Lösungen vor Ort sichern alle Funktionen des Waldes

Utl.: Vertragliche Lösungen vor Ort sichern alle Funktionen des
Waldes =

Graz (OTS) - Das Thema Freizeitnutzung im Wald ist einmal mehr in
aller Munde. Aktuell auch deswegen, weil sich verschiedene Gruppen
für die generelle Freigabe von Forststraßen für Mountainbiker
aussprechen. Gestern fand zu diesem Thema eine Podiumsdiskussion der
Land&Forst Betriebe Steiermark in Graz statt.

Mit zunehmender Urbanisierung steigt in der Bevölkerung der Bedarf
nach dem ungestörten Naturerlebnis sowie die Beanspruchung des Waldes
durch Trendsportarten. Den Wald für Freizeitaktivitäten zu nutzen ist
ein wichtiger Aspekt der vielfältigen Leistungen des Waldes. Dabei
darf aber nicht vergessen werden, dass der Wald auch noch viele
andere Funktionen erfüllen muss. Der Wald ist Schutz-, Erholungs-,
Wohlfahrts-, Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsraum zugleich. Das
österreichische Forstgesetz regelt klar, dass durch nachhaltige
Bewirtschaftung, Pflege und Schutz alle Funktionen sicherzustellen
sind. Der Ausgleich all dieser wichtigen Aufgaben liegt dabei in der
Verantwortung der Waldeigentümer. Nur diese kennen die jeweiligen
individuellen Ansprüche und wissen, wie diese vor Ort erfüllt werden
können.

Carl von Croÿ, Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark, eröffnete
die Diskussion indem er festhielt, dass der Wald immer mehr
verschiedene Funktionen erfüllen muss und es daher auch vermehrt zu
Konflikten zwischen den verschiedenen Interessengruppen kommt.
"Wichtig ist hier, in einen offenen Dialog zu treten. Der Wald kann
vieles schaffen, wenn intelligent geplant und umgesetzt wird."

Waldeigentümer DI Ulrich Stubenberg ist im stadtnahen Bereich täglich
mit verschiedenen Interessen im Bereich Freizeitnutzung, Wirtschaft
und Tourismus konfrontiert und versucht diese bestmöglich zu lenken.
Dies ist bei der Vielzahl der Aktivitäten von Paraglidern,
Mountainbikern, Wanderer mit Hunden, Downhill Racern und diversen
Trendsportarten eine Herausforderung - so kommt es auch zu Konflikten
innerhalb der verschiedenen Naturnutzer. Dabei muss er vor allem auch
darauf achten, dass der Kernbereich Forstwirtschaft nicht gefährdet
wird, denn davon lebt sein Familienbetrieb. "Ich habe von Anfang an
versucht, vertragliche Lösungen herbeizuführen, was mir unter
Einbindung aller Betroffenen auch gut gelungen ist. Die Verträge
regeln die zeitliche und räumliche Nutzung und reduzieren die
Haftungsprobleme. Die wichtige Erhaltung des Eigentums ist
garantiert."

Erich Neuhold, Geschäftsführer von Steiermark Tourismus, betonte die
touristische Bedeutung des Waldes als essentieller Teil der
Positionierung der Steiermark als Grünes Herz Österreichs. Er wünscht
sich eine mit den Grundeigentümern akkordierte Erweiterung der
Angebote für Radfahrer, allerdings dürfen dabei die anderen
Funktionen des Waldes nicht vergessen werden. "Es gibt viele
Beispiele, wo Maßnahmen mit dem Tourismus abgestimmt wurden und
Besucherlenkung gut funktioniert. Regelungen und ein gutes
Miteinander von Eigentümern und Gästen sind zentral."

Dr. Norbert Hafner, Vorsitzender des Steirischen Alpenvereines hielt
fest, dass der Alpenverein für "Wege ins Freie", für Erlebnis und
Erholung sowie "freie Betretbarkeit und Lenkung" steht. "Behördliche
Sperren sind zu berücksichtigen, wir stehen für ein ausgewogenes
freies Betreten. Eine flächendeckende Öffnung der Forststraßen mit
gewissen Einschränkungen wäre besser als Einzellösungen."
Dazu gab es sowohl am Podium als auch im Publikum großen Widerspruch.
So würde dabei z.B. auf die wirtschaftliche Nutzung der Forststraßen,
die vor allem Arbeitsplatz sind, vergessen. Und auch die
Haftungsfrage oder die Auswirkungen auf den Lebensraum von Tieren und
Pflanzen sind bei diesem einseitigen Vorstoß nicht mitgedacht.

Der Wildbiologe Dr. Hubert Zeiler erklärte, was man im Wald überhaupt
als Störung versteht und wann diese gravierend ist. So reagiert das
Wild z.B. am stärksten auf Fahrzeuge wie Mountainbikes, die
querfeldein fahren. Viele verheerende Auswirkungen auf das Wild
bleiben oft unbemerkt. Auch er sieht aus wissenschaftlicher Sicht
eine große Gefahr für den Lebensraum Wald bei einer generellen
Wegefreiheit. "Der Eingriff eines Radfahrers in das Ökosystem ist
viel größer als die eines Wanderers. Freizeit- und Tourismuslenkung
ist daher ein wesentlicher Beitrag zum Tier- und Naturschutz."

Dass es bilaterale Lösungen sowie neue Ansätze gibt, zeigte neben DI
Stubenberg auch Oberforstmeister DI Karl Jäger auf. "Da es durch den
verstärkten Tourismus in den Hohen Tauern immer weniger unberührte
Flächen und Rückzugsgebiete für Wild gibt, wurde 2013 ein
Tourismuslenkungsprojekt unter Einbindung aller Beteiligten
initiiert. Ziel des Projektes ist es, Lenkungsmaßnahmen im Bereich
Schitourismus zu installieren, die von den Nutzern angenommen und
deren Vereinigungen beworben werden."

Rechtsanwalt Mag. Ludwig Draxler stellte die rechtlichen Grundlagen
bezüglich Grundeigentum und Freizeitnutzung dar. "Oft ist die Frage,
was man darf und was nicht, schwierig und im Einzelfall zu lösen. Man
kann nicht alle Situationen über einen Kamm scheren. Wichtig ist es
daher, mit dem Gegenüber in einen konstruktiven Dialog zu treten und
gemeinsam zu einem Ergebnis zu kommen."

Als Resümee der Veranstaltung konnte festgehalten werden, dass eine
undifferenzierte Freigabe von Forststraßen kontraproduktiv ist und
zudem die vielfältigen anderen Funktionen das sensibel ausbalancierte
Ökosystem Wald massiv gefährden würde. Es braucht in der Frage der
Freizeitnutzung Regelungen vor Ort. Privatrechtliche Lösungen haben
sich dazu bereits seit Jahren bewährt, auch wenn es um Haftung und
Fragen der finanziellen Kompensation geht. Wesentlich ist, dass sich
alle Nutzer des Waldes um ein gedeihliches Miteinander bemühen.

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