• 06.05.2015, 08:55:01
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Erstmals Hochaltrigenstudie in Österreich

Das Bild von hochaltrigen Menschen in Österreich muss neu gedacht werden

Utl.: Das Bild von hochaltrigen Menschen in Österreich muss neu
gedacht werden =

Wien (OTS) - Das öffentliche Bild hochaltriger Menschen und die
Einstellung zu ihnen zu korrigieren, hat sich die Gesundheits- und
Sozialpolitik zum Ziel gesetzt. Die Basis dafür liefert die erste
Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie (ÖIHS), die
gängige gesellschaftliche Klischees widerlegt. Hohes Alter ist
demnach keineswegs nur mit Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit,
sondern sehr wohl auch mit Selbstbestimmung und Vitalität
verbunden.****

"Die Gruppe der hochaltrigen Bevölkerung wird in den kommenden
Jahrzehnten signifikant zunehmen. Laut Eurostat wird sich der Anteil
von Menschen über dem 80. Lebensjahr in Europa bis 2030 fast
verdoppeln", erläutert Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. "Ich
sehe es als Aufgabe der Gesundheitspolitik, für die steigende Zahl
der hochaltrigen Personen in Österreich notwendige
gesundheitspolitische Strategien zu entwickeln", so Oberhauser
weiter.

410 Personen zwischen 80 und 85 Jahren befragt

Die Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie (ÖIHS)
untersucht erstmals in Österreich die Gesundheits-, Lebens- und
Betreuungssituation hochaltriger Menschen. Trotz zunehmender
demografischer und gesundheitspolitischer Relevanz liegen bis dato
nur sehr wenige Daten vor. Die Studie ist ein Kooperationsprojekt,
das vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz,
dem Bundesministerium für Gesundheit, dem Ressorts für Wissenschaft &
Forschung, Gesundheit und Pflegemanagement des Landes Steiermark und
dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
finanziert und von der Österreichischen Plattform für
Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA) durchgeführt wurde. Befragt
wurden 410 Personen in Wien und in der Steiermark im Alter zwischen
80 und 85 Jahren.

"Nicht das Altern ist das Problem unserer Zeit, sondern unsere
Einstellung dazu", betont Mag. Christopher Drexler, Landesrat für
Wissenschaft und Gesundheit in der Steiermark. "Wir haben diese
Studie in ihrer Pilotphase seitens des Landes Steiermark bewusst
unterstützt, da erstmals die Lebenswelt der Hochaltrigen nicht nur
wissenschaftlich beleuchtet wird, sondern die betroffene Zielgruppe
direkt eingebunden wurde. Dieser Umstand und diese Herangehensweise
haben derzeit sicherlich noch hohen Ausnahmecharakter. Dadurch sind
die Ergebnisse und Erkenntnisse für unsere zukünftigen strategischen
Planungen von enormer Wichtigkeit. Die Altersgrenzen werden
‚verrückt‘, das ist die Sachlage und wir haben die Verantwortung ein
lebendiges, dichtes Unterstützungsnetzwerk für künftige Generationen
zu knüpfen, heute für morgen", so Drexler weiter.

Selbstbestimmung, Teilhabe und Gesundheit

Mit den gewonnenen Daten sollen Bund, Länder und Gemeinden sowie
private Dienstleister in ihren Entscheidungen und in der Entwicklung
von Maßnahmen unterstützt werden. Ziel ist es, die Selbstbestimmung,
Teilhabe und Gesundheit bis in das höchste Alter zu sichern. Die
Studie zeigt bemerkenswerte Ressourcen im Leben hochaltriger
Menschen. Im Widerspruch zu gängigen gesellschaftlichen
Altersbildern, in denen Hochaltrigkeit hauptsächlich mit körperlichem
und kognitivem Verfall sowie mit Pflegebedürftigkeit verbunden wird,
befinden sich viele Frauen und Männer über 80 Jahre immer noch in
relativ guter gesundheitlicher und körperlicher Verfassung und führen
ein recht aktives Leben ohne nennenswerten Hilfe- oder Pflegebedarf.

Das gesellschaftliche Bild von Hochaltrigkeit erweist sich eindeutig
als zu negativ und entspricht der Lebenssituation vieler hochaltriger
Menschen nicht. Um die Ressourcen hochaltriger Menschen zu erhalten
und zu stärken, braucht es zukünftig soziale, gesundheitliche und
bildungsbezogene Strategien, die darauf zielen, bestehende
Kompetenzen möglichst lange zu erhalten.

Hohe Lebenszufriedenheit, ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein

Auch zeigt die Studie eine überwiegend hohe Lebenszufriedenheit unter
den hochaltrigen Menschen. Mehr als drei Viertel der Befragten geben
an, mit ihrer Lebenssituation insgesamt zufrieden oder sogar sehr
zufrieden zu sein. "Die Ergebnisse der Studie sind für die
Sozialversicherung eine wichtige Grundlage für den weiteren Ausbau
von Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheit von älteren Menschen.
Positiv ist dabei, dass hochbetagte Menschen ein ausgeprägtes
Gesundheitsbewusstsein und eine hohe Motivation besitzen, die eigene
Gesundheit zu erhalten. Überdies müssen wir auch das vorherrschende
Bild von älteren Menschen grundsätzlich überdenken und die Potenziale
besser nutzen. Im Rahmen des Schwerpunkts Seniorengesundheit werden
wir unseren Beitrag für ein längeres selbstbestimmtes Leben bei guter
Gesundheit leisten", hält Mag. Peter McDonald, Vorstandsvorsitzender
im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger fest.

Gleichzeitig gibt es eine Gruppe hochaltriger Menschen, die bereits
in unterschiedlich hohem Ausmaß von Gesundheits- und
Funktionseinschränkungen betroffen und infolgedessen auf Hilfe im
Alltag oder körperliche Pflege angewiesen sind. Darüber hinaus deuten
die Studienergebnisse auf eine steigende Wahrscheinlichkeit für
altersassoziierte Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit mit weiter
zunehmendem Alter hin. Es gibt Hinweise auf eine wachsende emotionale
Verletzlichkeit - vor allem bei chronischen Schmerzzuständen, bei
Pflegebedürftigkeit, bei stärkeren kognitiven Einbußen und beim
Verlust nahestehender Menschen.

"Angesichts dieser enormen Heterogenität", so die ÖIHS-Studienleiter
Dr. med. Georg Ruppe und Mag. Andreas Stückler, "erfordert das hohe
Lebensalter entsprechend differenzierte Zugänge und Angebote.
Verallgemeinernde Sichtweisen zu den Lebensumständen, den
gesundheitlichen Verhältnissen oder Bedürfnissen hochaltriger
Menschen erweisen sich als irreführend."

Vielfalt der Lebenskonzepte und Alltagsgestaltungen

Insgesamt kann festgestellt werden, dass Merkmale der physischen,
psychischen und kognitiven Gesundheit, des individuellen Lebensstils,
der sozialen Netzwerke und der finanziellen Situation in der Gruppe
der hochaltrigen Menschen in einer engen Wechselwirkung stehen. Daher
sollte bei der Entwicklung von Interventionsstrategien ein möglichst
umfassender und ganzheitlicher Ansatz gewählt werden. Auch
biografische Merkmale spielen eine große Rolle, weshalb schon früh im
Lebenslauf präventive Strategien entwickelt gehören, die sich positiv
auf Lebensqualität, Kompetenz und Teilhabe im hohen und sehr hohen
Alter auswirken.

"Zu den interessantesten Studienergebnissen gehört für mich die große
Vielfalt der Lebenskonzepte und Alltagsgestaltungen hochaltriger
Menschen. Als Sozialminister gehe ich davon aus, dass diese Vielfalt
zunehmen wird. Daher will ich auch weiterhin Maßnahmen und
Initiativen unterstützen, die den Diskurs zur Hochaltrigkeit
vorantreiben und die Lebensqualität der älteren und hochbetagten
Menschen zum Ziel haben", hält Sozialminister Rudolf Hundstorfer
abschließend fest.

Die Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie ist als
nationale Längsschnittstudie konzipiert, die in den kommenden Jahren
schrittweise ausgeweitet wird. Die Studie ist unter www.oepia.at
verfügbar. (Schluss)

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