- 29.04.2015, 10:37:06
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Kinder schützen – eine große Herausforderung im Gesundheitswesen
Auf Einladung des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin diskutierten ExpertInnen und Betroffene über rechtliche, ethische und medizinische Aspekte des „Opferschutzes“
Utl.: Auf Einladung des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin
diskutierten ExpertInnen und Betroffene über rechtliche,
ethische und medizinische Aspekte des „Opferschutzes“ =
Wien (OTS) - Als Geschäftsführerin des Instituts für Ethik und Recht
in der Medizin (http://ierm.univie.ac.at/) und der Plattform
Patientensicherheit konnte Dr.in Maria Kletečka-Pulker zahlreiche
international renommierte ReferentInnen und knapp 100 TeilnehmerInnen
begrüßen, die den Seminarraum des Instituts bis auf den letzten Platz
füllten.
Prof. Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekammer für Wien,
bedankte sich bei Gastgeberin Kletečka-Pulker ausdrücklich für deren
Initiative. "Ich halte die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit
dem Thema Opferschutz in der Medizin für enorm wichtig, vor allem,
weil mehrheitlich Kinder und Jugendliche zu Gewaltopfern werden, die
sich selbst nicht wehren können", sagte Szekeres in seiner
Eröffnungsrede. In vielen Fällen seien MedizinerInnen die ersten
Ansprechpersonen der Opfer, hätten daher eine entsprechende
Verantwortung zu tragen. Eine ganz besondere Rolle komme den
HausärztInnen zu, führte Szekeres aus, weil sie meist auch das
soziale Umfeld sehr genau kennen - dort, wo Gewalt überwiegend
stattfindet. ÄrztInnen müssten dabei möglichst frühzeitig physische
und psychische Anzeichen von Gewalt erkennen und die richtigen
Schritte einleiten. Das sei nicht nur medizinisch schwierig, weil
Spuren oft nicht klar erkennbar oder zuordenbar sind, sondern auch
besonders sensibel. "Die Entscheidung, mögliche Gewaltanwendung bei
den zuständigen Stellen zu melden, ist mit weitreichenden Folgen für
die Opfer wie die mutmaßlichen TäterInnen verbunden. Da braucht es
neben Erfahrung viel Fingerspitzengefühl", sagte Szekeres.
Zwei aktuelle Opferschutz-Projekte zur Optimierung der
Beweissicherung nach Gewalttaten standen anschließend im Mittelpunkt
der Tagung. Eines davon arbeitet seit vergangenen September daran,
die derzeit mangelnde "Nachweisbarkeitsdauer der sogenannten
K.-o.-Tropfen" signifikant zu erhöhen. Dazu soll in enger Kooperation
zwischen medizinischer Forschung und Industrie in einem zweijährigen
Projekt eine völlig neuartige massenspektrometrische
Untersuchungsmethode entwickelt werden.
Das zweite, von den Wiener Kinderschutzgruppen initiierte Projekt
widmet sich dem Aufbau einer "forensischen Untersuchungsstelle für
Wien" unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof.in Dr.in Susanne
Greber-Platzer, MBA. ExpertInnen dieser Untersuchungsstelle sollen
ÄrztInnen und Behörden bei der korrekten Dokumentation und
Beweissicherung nach Gewalttaten unterstützen. Auch dieses Projekt
ist vorerst auf zwei Jahre beschränkt. Kletečka-Pulker ortet jedoch
ein "wachsendes Problembewusstsein der Gesundheitspolitik", das sich
nicht zuletzt im aktuellen Regierungsprogramm widerspiegeln würde, wo
eine österreichweit flächendeckende Versorgung mit solchen
forensischen Untersuchungsstellen explizit festgeschrieben wurde.
Fotos zur Veranstaltung auf http://ierm.univie.ac.at/
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