- 24.04.2015, 12:24:57
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Noch immer 12 % Atomstrom in österreichischen Stromnetzen
29 Jahre nach Tschernobyl ist Österreich noch immer nicht atomstromfrei
Utl.: 29 Jahre nach Tschernobyl ist Österreich noch immer nicht
atomstromfrei =
St. Pölten (OTS) - Vor 37 Jahren hat man sich in Österreich von der
Atomenergie verabschiedet, vor 29 Jahren explodierte das
Kernkraftwerk in Tschernobyl, vor vier Jahren in Fukushima und noch
immer beinhaltet der österreichische Stromverbrauch rund 12 %
Atomstrom. "Es ist enttäuschend, dass Österreich das selbst gesetzte
Ziel, atomstromfrei zu werden, nicht ernst nimmt und sich damit
begnügt, den Atomstrom lieber hinter ausländischen
Wasserkraftzertifikaten zu verstecken", bemerkt Stefan Moidl,
Geschäftsführer der IG Windkraft.
Letztes Jahr wurde bilanziell so viel Strom nach Österreich
importiert wie nie zuvor. Mit 9.275 GWh Nettostromimporten deckte
Österreich 13,5 % des Stromverbrauches ab. Dieser Stromimport kam
größtenteils aus zwei Ländern, nämlich Tschechien und Deutschland.
Mit 11.688 GWh waren die Nettostromimporte aus Tschechien sogar um
ein Viertel größer als der gesamte Nettostromimport österreichweit.
Auch aus Deutschland wurde bilanziell mit 9.024 GWh mehr Strom
importiert als exportiert. Gerade diese beiden Nachbarländer verfügen
über einen sehr großen Atomstromanteil am Stromverbrauch. In
Tschechien liegt dieser bei knapp 36 %, in Deutschland bei rund 15 %
und im benachbarten, deutschen Bundesland Bayern sogar bei mehr als
47 %. Rechnet man mit diesen Atomstromanteilen, wurden letztes Jahr
mehr als 12 % des österreichischen Verbrauchs mit tschechischem und
deutschem Atomstrom gedeckt. "Für ein Land, das sich vor 37 Jahren
von der Atomenergie verabschiedet hat ist es extrem enttäuschend,
noch immer von 12 % Atomstrom abhängig zu sein", erklärt Moidl. Laut
österreichischem Ökostromgesetz sollte Österreich im Jahr 2015
bilanziell atomstromfrei sein. "Dieses Ziel haben wir somit weit
verfehlt." "Um den Atomstrom wirklich zu verdrängen, muss die
heimische saubere Stromerzeugung, etwa durch Windkraft, deutlich
gesteigert werden", so Moidl.
Atomstrom unter dem Deckmantel der Wasserkraft
Zwar gibt es seit heuer die vollständige Kennzeichnungspflicht des in
Österreich verbrauchten Stromes. "Was beim schnellen Hinschauen sehr
fortschrittlich erscheint, ist bei genauerer Betrachtung eine
richtige Mogelpackung", bemerkt Moidl. Nach dem
Stromkennzeichungsbericht der E-Control stammten 2013 26,1 % der
Stromkennzeichungszertifikate aus dem Ausland. Laut E-Control handelt
es sich hierbei "... zum Großteil um Wasserkraftzertifikate". Die
Stromzertifikate sind in der europäischen Union getrennt vom
Stromverkauf handelbar. Dadurch ist es auch möglich, saubere
Wasserkraftszertifikate zu kaufen und auf dreckigen Atomstrom zu
kleben und somit den Strom "grün zu waschen". "Es steht zwar
Wasserkraft drauf, drinnen kann aber Kohle- und Atomstrom stecken",
so Moidl.
Weitere 6,8 % des Stromes waren noch Graustrom ohne Zertifikate. Geht
man von einem durchschnittlichen Atomstromanteil in Europa (ohne
erneuerbare Energien) von 37,5 % aus, enthielt der österreichische
Stromverbrauch auch aus dieser Betrachtungsweise rund 12 %
Atomstromanteil.
"Solange die Pflicht zur vollständigen Kennzeichnung für Strom nicht
in ganz Europa eingeführt ist, führt das leider zu einer Mogelpackung
in Österreich und das atomstromfreie Österreich ist nur ein Märchen",
bemerkt Stefan Moidl abschließend.
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