Drei von 18 Ölen versprechen weit mehr, als sie bei näherer Begutachtung einhalten
Utl.: Drei von 18 Ölen versprechen weit mehr, als sie bei näherer
Begutachtung einhalten =
Wien (OTS/VKI) - Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) zog bei
vergangenen Tests zu Olivenöl der höchsten Güteklasse nativ extra
wiederholt bittere Bilanz: Kein einziges Öl war frei von Weichmachern
und Schadstoffen wie polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen
(PAK). In vielen Fällen bestand zudem der Verdacht auf unerlaubte
Wärmebehandlung, die leicht fehlerhafte Öle qualitativ "verbessert".
Nun hat der VKI erneut Olivenöle der Klasse nativ extra einer genauen
Prüfung unterzogen. Untersucht wurden 18 Öle der höchsten Güteklasse
"nativ extra".
"Im Großen und Ganzen haben die getesteten Olivenöle diesmal im
Test etwas besser abgeschnitten als bei früheren Untersuchungen",
resümiert Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für
Konsumenteninformation (VKI). "Nach wie vor aber ist nicht alles im
grünen Bereich. So entsprechen drei von 18 Ölen nicht der angegebenen
höchsten Güteklasse." Die Olivenöle von Bertolli, Carapelli und San
Fabio (Penny) erhielten aufgrund eines Fehlgeschmackes, den Experten
des Deutschen Olivenöl-Panels (DOP) attestierten, ein "nicht
zufriedenstellend". "Bei Bertolli und Carapelli kommt hinzu, dass bei
diesen Ölen zwar italienisches Lebensgefühl vermittelt wird", so
Floss weiter. "Ein genauer Blick auf das Etikett zeigt aber, dass
stattdessen eine Öl-Mischung aus mehreren EU-Ländern abgefüllt
wurde."
Das vierte mit "nicht zufriedenstellend" beurteilte Produkt ist
die Olivenöl-Eigenmarke von Billa. Bei dieser wurde ein hoher Gehalt
des Weichmachers DEHP festgestellt. Billa reagierte aber umgehend und
nahm die betroffene Charge nach dem Vorsorgeprinzip aus den Regalen.
Ebenfalls vier von 18 Olivenölen erhielten dagegen eine "gute"
Bewertung. Davon mit "Ja! Natürlich" und "natürlich für uns" zwei
Bio-Eigenmarken des Handels sowie Iliada und Filippo Berio.
Deutliche Besserung bei Weichmachern
Im Zentrum stand wie bei den letzten Tests des VKI in den Jahren
2007, 2011 und 2012 unter anderem die Suche nach Weichmachern. Das
sind kritische Substanzen, die aus Kunststoffen herausgelöst werden
können. Ins Olivenöl gelangen sie während der Herstellung durch
Kontakt mit Schläuchen oder durch ungeeignete Flaschenverschlüsse.
"Besonders heikel ist, dass Weichmacher inzwischen praktisch überall
vorkommen und sich aufgrund ihrer Fettlöslichkeit in der
Nahrungskette anreichern", erklärt VKI-Ernährungswissenschafterin
Nina Zellhofer.
Erfreulicherweise waren 15 von 18 getesteten Ölen frei davon. Beim
letzten Test waren diese dagegen noch in jedem Öl nachweisbar. In
drei Ölen wurde im aktuellen Test allerdings der Weichmacher DEHP
(Diethylhexylphthalat) gefunden. Dieser wirkt im Tierversuch
krebserregend und fortpflanzungsschädigend. Billa hat die betroffene
Charge (Billa Natives Olivenöl extra, 750 ml; MHD: 01.12.2016)
bereits aus den Regalen genommen und verstärkte Kontrollen
zugesichert. Geringere Mengen des Weichmachers wurden bei Minos und
Conte De Cesare gefunden.
Unverändert problematisch: Belastung durch PAK
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind
gefährliche Umweltschadstoffe, von denen einige beim Menschen
krebserregend wirken. So wie die Weichmacher kommen sie inzwischen
überall vor und werden über die Nahrung und Trinkwasser, aber auch
über die Haut und die Atmung aufgenommen. Kein einziges der
getesteten Öle war frei von PAK.
In neun von 18 Olivenölen wurde das krebserregende BaP,
Benz(a)pyren, nachgewiesen. Zumindest wurde der seit 2005 gültige
Grenzwert von zwei Mikrogramm pro Kilogramm in keinem Fall
überschritten. Allerdings wurde nicht nur ein Schadstoff in den Ölen
gefunden: In drei Ölen waren sogar bis zu neun unterschiedliche PAK
enthalten (Ja! Natürlich, Mani und Minos). "Lediglich" vier PAK
fanden sich dagegen im Olivenöl von Alnatura (dm).
Fehlende Richtwerte für PAK-Gesamtgehalt
Aufgrund dieser Mehrfachbelastung hat die Deutsche Gesellschaft
für Fettwissenschaft (DGF) vor geraumer Zeit Richtwerte für die
Beurteilung der PAK-Belastung in Speiseölen definiert, die allerdings
nie verbindlich umgesetzt wurden. Legt man diesen Maßstab dennoch an,
überschreitet zwar keines der Öle die festgelegten Werte bei
einzelnen PAK, in Summe aber sehr wohl. Vor allem Iliada und Minos
fielen hier besonders negativ auf.
"Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass in vielen Ölen eine Menge an
verschiedenen Schadstoffen steckt, gibt es bei den PAK leider noch
immer keine offiziellen Richtwerte über den zulässigen Gesamtgehalt",
kritisiert Floss. "Das ist bitter, denn auch geringe Mengen an
einzelnen Schadstoffen können in Summe zu hohen Belastungen führen.
Hier würden wir uns ein größeres Problembewusstsein wünschen."
Kaum mehr Verdacht auf Wärmebehandlung
Weniger Ärger als bei früheren Tests gab es hinsichtlich der
verbotenen Wärmebehandlung. Eine thermische Behandlung kann leicht
fehlerhafte Öle qualitativ aufbessern, lässt sich aber schwer
nachweisen. Nur bei dem auch in der Vergangenheit schon öfter
auffällig gewordenen Carapelli-Öl hielt sich bis zuletzt der
Verdacht. Nach Abzug der Messunsicherheit blieb aber auch dieses
Olivenöl unter dem definierten Grenzwert. Damit ist ein wesentlicher
Kritikpunkt vormaliger Tests kein offensichtliches Problem mehr.
Bertolli und Carapelli: Spiel mit der Herkunft
Hinsichtlich der Herkunft gibt es grundsätzlich wenig zu
beanstanden. Alle Proben stimmen mit dem angegebenen Ursprung
überein. "Ärgerlich ist allerdings, dass einige Produzenten auf
EU-Mischungen setzen, bei der Aufmachung ihrer Öle am Etikett aber
etwas anderes suggerieren", so Floss. So vermitteln Bertolli und
Carapelli - zwei der bekanntesten Ölmarken, die ursprünglich aus der
Toskana stammen - ein italienisches Lebensgefühl. Mittlerweile sind
sie aber nicht nur im Besitz der spanischen deOleo-Gruppe, sondern
sie füllen auch lediglich eine Mischung von Olivenölen aus der EU ab.
Ähnliches gilt für das getestete Olivenöl von "Olio Carli", das
exklusiv aus Italien geordert werden kann. Erst nach einem sehr
genauen Blick auf das Etikett wurde deutlich: Dieses vermeintlich
traditionelle italienische Olivenöl besteht ebenfalls aus einem
gemischten Satz diverser europäischer Öle.
"Gute" Öle ab 11 Euro pro Liter
Die getesteten Öle kosten pro Liter zwischen rund vier und 18
Euro. Am günstigsten ist Primadonna (Lidl) gefolgt von S-Budget, am
teuersten kommen Filippo Berio und Gaea. "Gute" Olivenöle aus dem
Supermarkt sind ab elf Euro pro Liter erhältlich. Denn im Vergleich
zu früheren Tests liegen Diskonter-Öle qualitativ nicht mehr an der
Spitze. Die Preise könnten angesichts knapper Olivenernten und
zunehmendem Schädlingsbefall von Olivenbäumen künftig weiter nach
oben getrieben werden. Bereits während des aktuellen Testdurchlaufes
hatten sich die Preise um bis zu 30 Prozent erhöht.
SERVICE: Details zum Olivenöltest des VKI sowie die Stellungnahmen
jener Unternehmen, deren Produkte mit "nicht zufriedenstellend"
bewertet wurden, gibt es in der Maiausgabe des Testmagazins KONSUMENT
sowie online unter www.konsument.at.
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