- 31.03.2015, 10:42:00
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Brennpunkt Niedrigeinkommen: 260.000 verdienen trotz Vollzeit weniger als 1500 Euro pro Monat
Linz (OTS) - Der Anteil der Vollzeit-Niedrigeinkommen ist bundes- und
oberösterreichweit noch immer hoch, obwohl die Gewerkschaften in den
letzten Jahren deutliche Lohn- und Gehaltserhöhungen erkämpft haben.
Um weitere Fortschritte zu erreichen, sind sowohl sozial- als auch
wirtschaftspolitische Maßnahmen notwendig. "1500 Euro Mindestlohn bei
Vollzeit in jeder Branche ist unser Ziel. Und die Einhaltung des
Lohn- und Sozialdumping-Gesetzes muss wesentlich stärker als bisher
kontrolliert werden", fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Fast 260.000 Arbeitnehmer/-innen in Österreich erhielten 2013 für
ihre Vollzeitarbeit monatlich weniger als 1500 Euro brutto. Etwas
mehr als die Hälfte der Betroffenen (53 Prozent) sind Frauen.
Österreichweit verdienten knapp zwölf Prozent der
Vollzeitbeschäftigten unter 1500 Euro brutto. Oberösterreich liegt
etwa im Bundesschnitt.
Niedrigeinkommen bei Frauen häufiger
Frauen sind häufiger als Männer von niedrigen Vollzeiteinkommen
betroffen. Während weniger als neun Prozent der vollzeitbeschäftigten
Männer unter 1500 Euro verdienen, sind es bei den Frauen doppelt so
viele (etwa 18 Prozent). In Oberösterreich liegt der Männeranteil mit
acht Prozent etwas unter dem Durchschnitt, der Frauenanteil aber mit
mehr als einem Fünftel deutlich darüber.
Für 58 Prozent ist es schwer, mit dem Einkommen auszukommen
Kein Wunder, dass viele mit ihrem gesamten Einkommen (Lohn,
Sozialleistungen usw.) nicht auskommen: Laut dem Österreichischen
Arbeitsklima Index der AK OÖ kommen 58 Prozent gerade noch (48
Prozent) oder gar nicht (10 Prozent) mit ihrem Einkommen aus.
Besonders hoch ist der Anteil bei den Arbeitern/-innen, wo dies auf
mehr als zwei Drittel zutrifft. "Unter den Hilfsarbeiterinnen und
Hilfsarbeitern sind es sogar mehr als drei Viertel", betont
AK-Präsident Kalliauer.
Aufgrund lohnpolitischer Verhandlungserfolge der Gewerkschaften
sind Jahr für Jahr immer weniger von niedriger Entlohnung betroffen.
In einigen Branchen konnten deutliche Fortschritte erzielt werden -
etwa im Handel, der 2013 noch absolut größten Niedriglohnbranche.
Dort wurde von der Gewerkschaft ein ab heuer geltendes
Vollzeit-Mindestgehalt von 1500 Euro brutto erreicht.
Forderungen der AK Oberösterreich
"Für eine wirksame und nachhaltige Anhebung von Niedrigeinkommen ist
ein ganzes Bündel an Maßnahmen notwendig", stellt der AK-Präsident
fest. Er fordert:
- Anhebung aller KV-Mindestlöhne und -gehälter auf 1500 Euro
- Faire Lohn- und Gehaltserhöhungen zur Stärkung der Kaufkraft
- Gleicher Lohn für gleiche bzw. gleichwertige Arbeit für Frauen und
Männer
- Korrekte Einstufungen laut Kollektivvertrag
- Korrekte Bezahlung der Über- und Mehrarbeitsstunden
- Informationspflicht bei Unterbezahlung (durch Gebietskrankenkasse
und Finanzamt nach Kontrollen) sowie Abschaffung kurzer
Verfallsfristen
- Wirksame Umsetzung des Lohn- und Sozialdumping-Gesetzes durch
verstärkte Kontrollen mit entsprechender Personalausstattung
- Modernisierung des Arbeitsrechts: Erweiterung des
Arbeitnehmerbegriffs - für sogenannte "Scheinselbständige" muss der
kollektivvertragliche Schutz gelten.
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