• 26.03.2015, 10:52:04
  • /
  • OTS0071 OTW0071

VKI Apfelsaft-Test: „Hergestellt in Österreich“ ist keine Herkunftsgarantie

Wien (OTS/VKI) - Pro Kopf konsumieren Österreicher jedes Jahr rund 7
Liter Apfelsaft. Im Supermarkt kann aus einem großen Spektrum
zwischen klar und naturtrüb, zwischen Direktsaft und Konzentrat
gewählt werden. Für den aktuellen Test, den der Verein für
Konsumenteninformation (VKI) in Kooperation mit AMA Marketing
durchgeführt hat, wurden 20 Apfelsäfte untersucht und bewertet: 10
Direktsäfte, 9 Apfelsäfte aus Konzentrat und ein naturtrüber Saft mit
Zimtaroma.

Konkret wurden die Zusammensetzung, die Herkunft, das
Vorhandensein von Schwermetallen, Pflanzenschutzmitteln und
Schimmelpilzgiften überprüft. Weiters wurde ein direkter
Geschmacksvergleich durchgeführt. Die Ergebnisse fielen weitestgehend
positiv aus: Zehn von 20 Produkten erhielten sogar eine "sehr gute"
Bewertung. "Bei allen getesteten Apfelsäften gibt es derzeit weder
bei Schwermetallen noch Pflanzenschutzmitteln oder Schimmelpilzgiften
ein Problem", ist VKI-Geschäftsführer Franz Floss zufrieden.
"Allerdings stammen bei vielen Produkten die Äpfel nicht aus
Österreich, auch wenn es die Auslobung in manchen Fällen nahelegt."

Im Gesamtvergleich stehen jeweils Säfte von Spar am oberen und
unteren Ende der Skala. Während Spar Natur pur Bio-Apfel naturtrüb
mit 95 von 100 möglichen Punkten reüssiert, erhält der Apfelsaft
"Spar 100% Apfel" eine nur "weniger zufriedenstellende" Bewertung.
Grund: Dieser Saft aus Konzentrat entsprach nicht den von der Branche
selbst definierten Qualitätsstandards. Ein erhöhter 5-HMF-Wert
(Zuckerabbauprodukt) weist auf Wärme- und Lagerschäden hin.

Hoher Zuckergehalt: besser mit Wasser verdünnen

Apfelsaft enthält von Natur aus viel fruchteigenen Zucker. Im Test
reicht die Spanne von 94 Gramm bei Biotrend (Lidl) bis zu 120 Gramm
Zucker pro Liter bei happy day. Direktsäfte enthalten tendenziell
etwas mehr Zucker als Apfelsäfte aus Konzentrat. "Wer einen Liter
Apfelsaft trinkt, nimmt umgerechnet zwischen 24 und 30 Stück
Würfelzucker zu sich. "Daher ist es aus Sicht der
Ernährungswissenschaft ratsam, Apfelsaft mit Wasser zu verdünnen", so
VKI-Projektleitern Birgit Beck. Die Auslobung "kein Zucker zugesetzt"
ist übrigens eine Werbung mit Selbstverständlichkeit: Apfelsaft darf
nämlich nicht "aufgezuckert" werden.

Auf der Positivseite von Apfelsaft steht aber nach wie vor, dass
dieser auch viele gesunde sekundäre Pflanzenstoffe enthält. Das ist
besonders beim Direktsaft der Fall, da sekundäre Pflanzenstoffe wie
Chlorogensäure an Trübstoffe gebunden sind. Besonders hohe Werte an
Chlorogensäure enthalten z.B. die Säfte von happy day, Jeden Tag und
Spar Natur Pur.

Herkunft: Äpfel häufig aus Polen und Ungarn

Zehn Safterzeuger gaben an, ausschließlich Äpfel aus Österreich zu
verarbeiten. Bei vier Produkten ist die Herkunft auch direkt auf der
Verpackung zu erkennen, da sie das AMA-Gütesiegel bzw. AMA-Biosiegel
tragen. Die meisten Säfte mit österreichischer Herkunft sind
Direktsäfte (7 Produkte). "Bei Säften aus Konzentrat werden die Äpfel
dagegen deutlich häufiger aus dem Ausland importiert", informiert
Floss. Nur für die Apfelsäfte aus Konzentrat von Billa, Pfanner (100%
Apfel aus Österreich) und Spar (100% Apfel aus Steiermark) wird laut
Herstellerauskunft Obst aus Österreich verwendet.

"Bei der Hälfte der getesteten Säfte kommen die Äpfel teilweise
oder vollständig aus dem Ausland. Dabei werden insbesondere Polen und
Ungarn häufig als Herkunftsländer genannt. "Das ist nun doch - im
wahrsten Sinne des Wortes - eine ‚saftige Überraschung’", so Floss.
"Gerade hierzulande, wo es eine starke Produktion gibt, würde man
annehmen, dass vorrangig heimische Äpfel verwendet werden."

Zwei weitere Säfte lassen aufgrund von Auslobungen wie
"Hergestellt in Österreich" oder rot-weiß-roten Fahnen darauf
schließen, dass die Äpfel ausschließlich aus Österreich stammen
(Jeden Tag, Spar 100% Apfel). Das ist jedoch nicht der Fall. Diese
Säfte werden nur in Österreich rückverdünnt und abgefüllt bzw. die
Äpfel stammen nur zum Teil aus Österreich. Floss: "Auch bei Apfelsaft
gilt daher: Bilder mit heimatlicher Idylle und rot-weiß-roten Fahnen
sagen noch lange nichts über die tatsächliche Herkunft des Produktes
aus."

Preis und Geschmack: Gute Qualität für geringen Preis

Im Rahmen einer Blindverkostung erhielt der Apfel naturtrüb von
Billa die besten Bewertungen. Insgesamt erreichten naturtrübe
Apfelsäfte etwas bessere Ergebnisse als jene aus Konzentrat - mit
Ausnahme des klaren Apfelsafts von Pfanner. Alles in allem gab es
aber auch hier kaum etwas zu bemängeln.

Erwartungsgemäß ist Apfelsaft aus Konzentrat mit 0,79 bis 1,67
Euro/Liter billiger als ein Direktsaft (0,79 bis 1,99 Euro/Liter).
Bio-Säfte kosten dabei nicht immer automatisch mehr als konventionell
hergestellte. Der Direktsaft "Omi’s Apfelstrudel" ist mit 5,80 Euro
pro Liter der teuerste Saft im Test. Das mag wohl auch daran liegen,
dass dieser mit dem Zusatz "Mit Zimt veredelt" versehen ist. Bei
näherem Blick auf die Zutatenliste zeigt sich allerdings, dass es
sich hier lediglich um Zimtaroma handelt. Der "Apfelstrudel-Effekt"
lässt sich aber wohl auch kostengünstiger mit einer eigenhändig
verstreuten Prise Zimt und ein bisschen Zitronensaft erreichen.

SERVICE: Alle Informationen zu den Testergebnissen gibt es in der
ab heute verfügbaren April-Ausgabe des VKI-Testmagazins KONSUMENT.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NKI

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel