• 04.03.2015, 18:07:53
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SN exklusiv: Der Bericht der Bildungsexperten

Aus für Kleinschulen, Bildungsgarantie, fünf „Urlaubstage“ für Schüler

Utl.: Aus für Kleinschulen, Bildungsgarantie, fünf „Urlaubstage“ für
Schüler =

Wien/Salzburg (OTS/SN) - Bundeslehrer? Landeslehrer? Das heimische
Bildungswesen hat ganz andere Probleme. Das machten die acht
Expertinnen und Experten deutlich, die in den vergangenen Monaten im
Auftrag der Unterrichtsministerin einen Bericht namens "Freiraum für
Österreichs Schulen" erarbeitet haben. Der Bericht wurde am Dienstag
der koalitionären Bildungsverhandlungsgruppe vorgelegt, die Politik
will bis Jahresmitte ihre Schlüsse ziehen. Auch den SN liegt das
umfangreiche Schriftstück vor.

Die Expertengruppe schrak nicht vor heißen Eisen zurück, etwa der
Abschaffung von Kleinschulen. In Österreich gebe es 242 Volksschulen
mit nur einer Klasse, sagen die Experten, die nichts von dieser
kleinteiligen Struktur halten. Als "Mindestgröße einer autonomen
Schule" im Volksschul- und Unterstufenbereich sei eine
"Schüler/innenanzahl von 200 anzustreben", heißt es in dem Bericht.
Für die Oberstufe "sollte die idealtypische Mindestgröße bei einer
Schüler/innenzahl von zumindest 400 liegen", schreiben die Experten
weiter. Das bedeutet aber nicht, dass einzelne Schulstandorte
aufgegeben werden müssen. Denn:
Es sei vorstellbar, "mehrere Standorte (auch schulartenübergreifend)
gemeinsam zu leiten".
Das heißt: Eine gemeinsame Direktion verwaltet mehrere Schulorte. -
Einen ganz ähnlichen Vorschlag hat übrigens vor wenigen Wochen
Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek gemacht, wofür sie heftigst
kritisiert wurde.

Den Experten ging es nicht nur um organisatorische Fragen. Einer
ihrer Vorschläge lautet, von der starren Schulpflicht bis zum 15.
Lebensjahr abzugehen und stattdessen eine "Bildungsgarantie bis zu 18
Jahren" zu gewährleisten. Das würde bedeuten, "dass jede Schülerin
und jeder Schüler das System erst verlässt, wenn er oder sie die
entsprechenden Kompetenzen erworben hat". Der pädagogische Fokus
solle also "nicht mehr auf den zu absolvierenden Schuljahren" liegen,
sondern "auf dem Wissens- und Kompetenzerwerb", empfehlen die
Experten.

Wie ein roter Faden zieht sich die Forderung nach mehr Autonomie
durch den Bericht. Österreich brauche "eine vollständige
Neuorganisation des Schulwesens", heißt es, und weiter: "Die
Expert/innengruppe empfiehlt, den neuen autonomen Schulen
Gestaltungsspielräume in den Bereichen Pädagogik, Organisation,
Personal und Finanzen auf Basis transparenter Ressourcenzuweisungen"
zu geben. Konkret schlagen die Experten vor, den Schulen die
Teilrechtsfähigkeit zu geben, auf dass sie selbstständig Geschäfte
und sonstige Aktivitäten durchführen können. Und: "Die
Personalauswahl soll zukünftig im Einvernehmen mit der Schulleitung
erfolgen." Dies entspricht der alten Forderung, dass sich die
Direktoren ihre Lehrer selbstständig aussuchen dürfen.

Heftig kritisieren die Autoren des Berichts die "verfassungsrechtlich
komplexe Kompetenzverteilung und die fehlende Übereinstimmung von
Ausgaben-, Aufgaben- und Finanzierungsverantwortung" zwischen Bund
und Ländern.
Auch der im Bildungsbereich notorische "Parteienproporz ist heute
nicht mehr zeitgemäß und wie Einzelfälle immer wieder zeigen, ist er
auch ein Hemmnis im täglichen Vollzug".

Und noch einen Vorschlag machen die Experten: Die schulautonomen Tage
sollen gestrichen werden. Stattdessen sollen die Schülerinnen und
Schüler "Anspruch auf maximal fünf Tage individuelle Freistellung auf
Elternantrag bei der Schulleitung erhalten". alf, a. k.

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