- 04.03.2015, 08:58:57
- /
- OTS0011 OTW0011
ÖGKH engagiert im Kampf gegen Krankenhausinfektionen
Patientenschutz nicht dem Zufall überlassen!

Utl.: Patientenschutz nicht dem Zufall überlassen! =
Wien (OTS) - Im Vorfeld der "Semmelweis CEE Conference on Hospital
Hygiene and Patient Safety 2015" in Wien, lud die Österreichische
Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH) Vertreter aus Wissenschaft
und Politik zum gemeinsamen Dialog zum Infektionsschutz im
Krankenhaus. In diesem Rahmen präsentierte Präsident Prof. Dr. Ojan
Assadian ein Positionspapier der ÖGKH, das unter anderem die
Einführung verbindlicher und bundesweit einheitlicher
Hygienestandards sowie eine Stärkung des Berufsbildes der
Hygienefachkräfte fordert.
In Europa kommt es jährlich zu ca. 3,2 Millionen[1] nosokomialen
Infektionen. Das sind Erkrankungen, die in Einrichtungen des
Gesundheitswesens erworben wurden und in der Regel als Komplikationen
im Rahmen von Diagnostik und Therapie anderer Grunderkrankungen
eintreten können. Häufig haben sie schwerwiegende Folgen für den
Patienten und können im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Deshalb
lud die wissenschaftliche Fachgesellschaft ÖGKH nun im Vorfeld der
"Semmelweis CEE Conference on Hospital Hygiene and Patient Safety
2015" Vertreter aus Wissenschaft und Politik zu einem Hygiene-Brunch,
um sich interdisziplinär mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen
über den Kampf gegen Krankenhausinfektionen auszutauschen.
Verbindliche und bundesweit einheitliche Hygienestandards sind
gefordert
Bereits jetzt existieren in Österreich direkte und indirekte
Regelungen und Empfehlungen zur Vermeidung von nosokomialen
Infektionen, wie zum Beispiel die "PROHYG 2.0". Die gewährleisten
zwar in der Regel ein hohes Schutzniveau, flächendeckend durchgesetzt
haben sie sich aber noch nicht. Dazu ÖGKH-Präsident Prof. Dr. Ojan
Assadian: "Regelungen und Empfehlungen liegen aktuell fragmentiert
über die einzelnen Bundesländer und unterschiedlichen
Organisationsstrukturen vor und werden nicht über eine zentrale
Stelle koordiniert. Bundesweit verbindliche Hygienequalitätsstandards
gibt es bisher nur wenige." Vergleichbarkeit und Qualitätstransparenz
blieben bisher deshalb auf der Strecke. Aus Sicht der ÖGKH ist aber
gerade dies ein wesentlicher Baustein für einen verbesserten Schutz
der Patienten. Einheitliche Standards sind auch dem Bundesministerium
für Gesundheit ein Anliegen. "Krankenhaushygiene ist eine der
wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen.
Daher wurde die Erstellung eines bundesweit einheitlichen Standards
zur Krankenhaushygiene (PROHYG 2.0) auch in das Arbeitsprogramm des
Bundeszielsteuerungsvertrages, welcher im Rahmen der
Gesundheitsreform zwischen dem Bund, den Ländern und der
Sozialversicherung abgeschlossen wurde, aufgenommen", schildert DDr.
Reinhild Strauss, Leiterin der Abteilung für Nosokomiale Infektionen
und Krankenhaushygiene des BMG.
Das Berufsbild der Hygienefachkräfte stärken
Um verbindliche Standards in der Praxis auch tatsächlich umzusetzen
braucht es mehr fachlich qualifizierte Hygieneteams.
"Hygienefachkräfte haben durch ihr fachliches Wissen seit den 90er
Jahren die Aufbau- und Ablauforganisation der Krankenhaushygiene
maßgeblich geprägt. Doch die öffentliche Wahrnehmung und finanzielle
Honorierung dieses Berufsbildes entspricht nicht den damit
verknüpften verantwortungsvollen Aufgaben. Vielmehr wird ihre Arbeit
von Trägern der Gesundheitseinrichtungen noch häufig als
Neben-beschäftigung angesehen. Die ÖGKH setzt sich deshalb für eine
einheitliche Ausbildung ‚Krankenhaushygiene‘ ein, die im Sinne der
Bologna-Kriterien Hygienefachkräften die ihnen zustehende Anerkennung
verschaffen wird", erklärt DGKS Gerlinde Angerler, Hygienefachkraft
und Vorstandsmitglied der ÖGKH.
Patienten mit ins Boot holen
Doch auch die Patienten sind gefragt zu einem wirksamen
Infektionsschutz beizutragen. Sie wissen immer noch zu wenig über die
Ursachen von nosokomialen Infektionen und die mit ihnen verbundenen
Gefahren. Deshalb will die ÖGKH die Eigenverantwortung und
Handlungskompetenz von Patienten durch Aufklärungsarbeit und den
Einsatz neuer Kommunikationsformen stärken. Rückendeckung erhält sie
dabei von der Plattform Patientensicherheit: "Entscheidend ist,
Patienten und Bürger darüber zu informieren, was sie persönlich für
die Erhöhung ihrer Sicherheit tun können, ohne sie zu verängstigen.
Die Plattform Patientensicherheit erarbeitet gerade mit der
Initiative ‚Sicherheit im OP‘ eine Checkliste, die genau auflistet
und darüber informiert, welche Dinge Patienten beachten müssen",
erklärt Dr. Maria Kletecka-Pulker, Geschäftsführerin der Plattform
Patientensicherheit. Ganz wesentlich sei die Händehygiene, aber auch
die Information des Patienten an den Behandler, wenn es z.B. bei der
Wundheilung nach einer OP zu Komplikationen kommt. Sozialmediziner
und Hygieniker, Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze von der MedUni Wien,
sieht für den Bereich der Krankenhausinfektionen ein hohes
präventives Potenzial bei Patienten und Angehörigen, das es zu heben
gilt und bringt einen epidemiologischen Aspekt ein: "Da die
Bevölkerung immer älter wird und zunehmend Patienten bereits mit
chronischen Erkrankungen ins Spital kommen, wird die
Krankenhaushygiene immer wichtiger. Wir werden mit mehr Patienten
konfrontiert, die aufgrund des höheren Alters und der Therapie der
Grundkrankheiten bereits abwehrgeschwächt sind. Damit werden auch
Erreger zum Problem, die bei einem Patienten ohne chronische
Erkrankung keine wesentliche Bedeutung haben."
Abschließend verdeutlicht die ÖGKH ihr Ziel, den konstruktiven Weg in
Österreich in Bezug auf die Verbesserung bestehender Hygienestandards
sowie die standespolitische Stärkung der Hygienefachkräfte, zu
unterstützen: "Es wurde bereits viel erreicht. Österreich liegt mit
seiner Infektionshäufigkeit im Europäischen Mittelfeld. Das bedeutet
wir müssen unsere Komfortzone verlassen, vorhandene Probleme klar
ansprechen, den Dialog suchen, und Lösungen entwickeln. Als
Fachgesellschaft freuen wir uns, mit den Akteuren im Gesundheitswesen
in verstärktem Maße zusammenzuarbeiten", so Prof. Dr. Ojan Assadian.
Über die ÖGKH
Die ÖGKH ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, die
gemeinnützig der Förderung der Krankenhaushygiene sowie dem Schutz
des Patienten gegenüber nosokomialen Infektionen in Einrichtungen des
Gesundheitswesens dient. Zu ihren Aufgaben und Tätigkeiten zählen die
Unterstützung für alle im Gebiet der Krankenhaushygiene Tätigen und
betroffenen Patienten, die Förderung und die Stärkung der
interdisziplinären Zusammenarbeit aller krankenhaushygienisch tätigen
Personen und Organisationen, die Pflege des Kontaktes und die
Förderung der Zusammenarbeit von Arbeitskreisen und Hygieneteams, die
Beratung von Patienten, Angehörigen, Interessensvertretungen und
Unternehmungen, die medizinische Forschung und Verbreitung der
Ergebnisse, die Kommunikation und Bekanntmachung wissenschaftlicher
Berichte und Erkenntnisse.
Weitere Informationen: www.oegkh.ac.at
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WDM