• 02.03.2015, 08:06:52
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Brennpunkt Bildgebung: Enorme Bedeutung der Lymphknoten-Bildgebung in der Diagnostik

Wien (OTS) - Die Lymphknoten spielen nicht nur bei der
Erkennung von Infektionserkrankungen, sondern auch bei jener von
Tumorerkrankungen eine wichtige Rolle. Die Lymphknoten oder
Lymphdrüsen sind Teil des Abwehrsystems des menschlichen Körpers, in
welchem sich die Lymphozyten befinden, die der Abwehr von
Krankheitserregern dienen.

Tumore befallen Lymphdrüsen

Bei vielen bösartigen Tumorerkrankungen erfolgt die Ausbreitung
primär über die Lymphwege bzw. die Lymphknoten, weswegen diese oft
ebenfalls von Metastasen betroffen sind. Häufig der Fall ist dies bei
Brustkrebs, Krebs von Dickdarm oder Mastdarm, Speiseröhren- und
Magenkrebs sowie Lungenkrebs.

"Das Vorhandensein von Metastasen in den Lymphdrüsen ist von großer
prognostischer Bedeutung. In der modernen Onkologie ist es wichtig zu
wissen, ob die Lymphdrüsen vom Tumor befallen sind oder nicht, da für
jeden Tumor und in Abhängigkeit von der Ausbreitung des Tumors
maßgeschneiderte Therapien zum Einsatz kommen, also Chemotherapie
zusätzlich zur Chirurgie", betont Prim. Univ. Prof. Dr. Wolfgang
Schima die wichtige Rolle der Lymphknotendiagnostik. Schima ist
Vorstand der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie der Vinzenzgruppe Wien und Präsident der Österreichischen
Röntgengesellschaft.

Bedeutende Rolle der Radiologie

Bei der Diagnostik kommt der Radiologie eine bedeutende Rolle zu. Je
nach Lokalisation der Lymphknoten im Körper (Hals-, Achsel-,
Leistenregion, Brust- oder Bauchraum) kommen Sonographie,
Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) zum
Einsatz. Bei oberflächlichen Lymphknoten (z.B. am Hals, in der
Achsel- oder Leistenregion) ist die Sonographie eine ausgezeichnete
Methode; für Brust- oder Bauchraum werden wiederum CT oder MRT
verwendet.

Als besonders erfolgversprechend und effektiv haben sich auch
Methoden aus der molekularen Bildgebung erwiesen, welche biologische
Prozesse in vivo im Körper darstellen können. Bei der PET/CT
(Positronen-Emissions-Tomographie in Verbindung mit einer
Computer-Tomographie) werden so genannte ‚Biomarker’ in den Körper
injiziert, die in den Stoffwechsel eingebaut werden. Bei der
Lymphknotendiagnostik kommt radioaktiv markierter Zucker
(Fluoro-Deoxyglucose) zum Einsatz, der in Tumor-befallenen
Lymphknoten besonders stark eingelagert wird, da diese erhöhten
Zuckerstoffwechsel aufweisen. Hier gibt es eine sehr
vielversprechende Entwicklung, da für verschiedene Tumorerkrankungen
(z.B. das Prostatakarzinom) neue, noch bessere Biomarker entwickelt
werden oder schon im Einsatz sind, die Mikrometastasen noch genauer
(das heißt im Frühstadium) nachweisen können.

Kritische Unterscheidung zwischen Tumor und Entzündung

Wichtig ist aber vor allem die Wahl der richtigen diagnostischen
Kriterien, so Prof. Schima: "Die größte Schwierigkeit in der
Diagnostik von metastatisch veränderten Lymphknoten ist die Wahl
spezifischer Kriterien, um Tumor-Lymphknoten von entzündlich-reaktiv
veränderten Lymphknoten differenzieren zu können. Die Größe allein
ist hier ein unzureichendes Kriterium, da auch Entzündungsreaktionen
zu Lymphknotenvergrößerungen führen können".

Bei Entzündungsprozessen im Körper sind die Lymphknoten im Bereich
des befallenen Organs meist vergrößert, wie z.B. eine Schwellung der
Halslymphknoten bei Angina. Nach dem Abklingen der Entzündung bilden
sich diese im Regelfall aber wieder zurück und bedürfen keinerlei
besonderer Behandlung.

Anders verhält sich dies bei der Ausdehnung einer Tumorerkrankung in
die regionalen Lymphknoten, da dies auf ein bereits fortgeschrittenes
Stadium schließen lässt, welches eine aufwändige Therapie erfordert,
um eine weitere Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.

Hierbei ist es entscheidend, dass die bildgebende Diagnostik mit
hoher Sicherheit feststellen kann, ob es sich um eine Veränderung der
Knoten auf Grund einer Infektion handelt, oder ob eine metastatische
Infiltration vorliegt.

Eine alleinige Größenmessung per Computertomographie ist hier nicht
ausreichend, da dies keine Rückschlüsse auf die Ursache der
Vergrößerung zulässt und sich auch in normal großen Lymphknoten
bereits Mikro-Metastasen angesiedelt haben können. Mittels
Magnetresonanztomographie (MRT) können durch spezielle
Untersuchungssequenzen (Diffusions-gewichtete Bildgebung), die die
Diffusionsbewegungen von Wassermolekülen im Körper darstellen, mit
hoher Treffsicherheit tumorinfiltrierte Lymphknoten identifiziert
werden. Diese MRT-Methode ist ganz besonders hilfreich, da damit
Tumorpatienten ohne Röntgenstrahlen untersucht werden können.

Lymphknoten-Biopsie bald nur mehr in Ausnahmefällen nötig

Mit den nicht-invasiven Methoden der Bildgebung mittels Sonographie,
CT oder MRT lassen sich in den allermeisten Fällen eindeutige
Aussagen über den Zustand der Lymphknoten treffen. Bei schwierig
gelagerten Fällen kommt die PET/CT, welche bei manchen
Tumorerkrankungen wie dem Lungenkarzinom bereits die Methode der
ersten Wahl ist, zum Einsatz, um operable Lungenkarzinome von
fortgeschrittenen (=nicht operablen) Lungenkarzinomen mit
ausgedehntem Lymphknoten-Befall unterscheiden zu können. Die PET/CT
ist heute die Methode der Wahl, um Rezidive (Wiederauftreten) eines
Prostatakarzinoms frühzeitig zu erkennen.

Nur in ausgewählten Fällen braucht man heutzutage die
Lymphknotenbiopsie, wobei hier die Ultraschall- oder CT-gesteuerte
Feinnadelbiopsie oder die chirurgische Lymphknotenentfernung (vor
allem bei oberflächlichen Lymphknoten) zum Einsatz kommen.
"Durch die Verbesserung der nicht-invasiven Diagnostik mit
Magnetresonanztomographie und durch die bessere Verfügbarkeit der
PET/CT in Österreich ist es absehbar, dass in Zukunft invasive und
belastende Lymphknotenbiopsien nur mehr in Ausnahmefällen nötig sein
werden." zeigt sich Prof. Schima optimistisch.

Ab 4. März tagen in Wien über 20.000 Radiologen

Beim 27. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 4. bis 8. März 2015 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.

Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
62.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 mehr als 300 internationale Firmen
die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.

Bildmaterial unter www.myESR.org/press

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