Luftballons mit GPS-Sender bis Gars am Kamp getrackt - Reaktor 1 an Altersgrenze von 30 Jahren - Umweltverträglichkeitsprüfung gefordert.
Utl.: Luftballons mit GPS-Sender bis Gars am Kamp getrackt - Reaktor
1 an Altersgrenze von 30 Jahren -
Umweltverträglichkeitsprüfung gefordert. =
Wien (OTS) - AktivistInnen aus Österreich und Tschechien ließen
anlässlich des dreißigjährigen Betriebs von Reaktor 1 im
tschechischen Dukovany Luftballons vor dem Atomkraftwerk steigen -
mittels GPS-Tracker konnte ihre Spur bis nach Österreich verfolgt
werden, wo sie bereits nach knapp einer Stunde geortet wurden. "Diese
technisch aufwändige Aktion, die erstmals von einer
Umweltschutzorganisation durchgeführt wurde, zeigt direkt
nachverfolgbar, dass im Ernstfall radioaktive Emissionen schneller
über alle Grenzen verbreitet werden, als die Warn-Kette von
AKW-Betreiber, Nuklearaufsicht und Warnsystem in vielen Fällen
überhaupt reagieren könnte", sagt Reinhard Uhrig, Atomsprecher der
österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. "Wie der
schwere Zwischenfall in Dukovany vom November 2014 gezeigt hat,
berichteten die AKW-Betreiber vom Bruch der Kühlwasserleitung der
Reaktoren 3 und 4 erst mit mehreren Tagen Verspätung. Im Ernstfall
wäre das viel zu spät für den Schutz der Bevölkerung."
Die Luftballons stiegen direkt vor den Reaktoren 1 und 2 in Dukovany
auf und flogen mit der Dampf-Schwade der Kühltürme Richtung Süden.
Der GPS-Tracker zeigte trotz einer windarmen Wetterlage
Spitzengeschwindigkeiten der Ballons von bis zu 68 Stundenkilometern,
nach einer Stunde und elf Minuten wurde die Position des ersten
Ballons über der Grenze gemessen. Zwischen Horn und Gars am Kamp
wurde schließlich der Ballon mit GPS-Tracker lokalisiert und
geborgen.
Bevorratung mit Kaliumjodid-Tabletten ausreichend - Schwachpunkt ist
Meldegeschwindigkeit durch AKW-Betreiber
Wie sich weltweit bei Übungen, aber auch bei schweren Reaktorunfällen
wie in Tschernobyl und Fukushima zeigt, ist der effektive Schutz der
Bevölkerung nur durch rasche Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten zu
gewährleisten. In Deutschland werden diese jedoch nur in einem 25
Kilometer-Radius um die AKW-Standorte prophylaktisch an die
Bevölkerung verteilt, in der Schweiz wurde 2013 der Radius auf 100
Kilometer ausgedehnt. "Der Luftballon-Test von GLOBAL 2000 hat
gezeigt, wie schnell die Ausbreitung von radioaktiven Stoffen im
Ernstfall erfolgt, und wie wenig Reaktionszeit zum Schutz der
Bevölkerung bleibt", so Uhrig weiter. "Das österreichische
Bevorratungskonzept zur Versorgung der besonders gefährdeten Gruppe
von Kindern und Jugendlichen mit Kaliumjodid-Tabletten ist unserer
Meinung nach ausreichend gewährleistet, jedoch bringt diese Maßnahme
nur dann etwas, wenn auch der AKW-Betreiber im Falle eines Störfalles
sofort Meldung macht, was oftmals nicht geschieht."
GLOBAL 2000 fordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den
dreißigjährigen Reaktor 1 in Dukovany, dessen Laufzeit um weitere 20
Jahre verlängert werden soll. Eine grenzüberschreitende UVP für
Reaktor-Laufzeitverlängerungen ist nach der ESPOO-Konvention der
Vereinten Nationen vorgeschriebenes internationales Recht. GLOBAL
2000 hat zusammen mit Partnerorganisationen in Österreich, Tschechien
und Deutschland über 60.000 Unterschriften für eine UVP gesammelt und
den österreichischen Teil am Freitag an den österreichischen
Umweltminister Andrä Rupprechter übergeben. "Gemeinsam mit den
tschechischen AktivistInnen machen wir auf die grenzüberschreitenden
Auswirkungen von alternden Atomanlagen in Tschechien und in ganz
Europa aufmerksam. Radioaktivität kennt keine Grenzen und ist
schneller als so mancher Atom-Techniker", warnt Uhrig abschließend.
Fotos der Aktion unter www.flickr.com/photos/global2000
Video unter
https://www.youtube.com/watch?v=5a_e8shPQqw&feature=youtu.be
Start der Ballons: 11:34, 7 Sekunden
Überquerung der Grenze: 12:45, 10 Sekunden
Karte Ballon-Flug:
www.google.com/maps/d/edit?mid=zRn06pjBvY_8.kMselkOHngzs
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | GLL