- 20.02.2015, 15:40:00
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Chancengleichheit für gehörlose Kinder und Jugendliche durch ÖGS als Muttersprache
Forderung zum Tag der Muttersprache: Österreichische Gebärdensprache als Unterrichtssprache
Utl.: Forderung zum Tag der Muttersprache: Österreichische
Gebärdensprache als Unterrichtssprache =
Wien (OTS) - Der "Internationale Tag der Muttersprache" findet
jährlich am 21. Februar statt. Im Fokus stehen erneut die prekäre
Bildungssituation gehörloser Menschen und die damit verbundene
dringende Forderung nach barrierefreier Bildung und bilingualem
Unterricht für gehörlose SchülerInnen. Hier besteht großer Aufhol-
und akuter Handlungsbedarf. Daher lautet auch dieses Jahr unser
klarer Appell, die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) als
Unterrichtssprache anzuerkennen, damit gehörlose Kinder endlich die
Möglichkeit haben, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden.
"Die Zweisprachigkeit ist eine Grundvoraussetzung für die
Chancengleichheit gehörloser Kinder und Jugendlicher", erklärt Mag.a
Helene Jarmer, die Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes.
Bereits vor zehn Jahren wurde die ÖGS verfassungsrechtlich als
eigenständige Sprache anerkannt. Bisher hat sich das jedoch auf die
Bildungspolitik in Österreich nicht wesentlich ausgewirkt. "Trotz
Anerkennung der ÖGS in der Bundesverfassung im Jahr 2005 wurden
bisher keine weiteren Maßnahmen gesetzt, um die tatsächliche
Eingliederung der ÖGS in den Bildungs- und Betreuungsbereich zu
ermöglichen. Betreuung und Unterricht sind primär auf Lautsprache(n)
ausgerichtet", stellt Jarmer fest.
Etwa 10.000 gehörlose Menschen leben in Österreich, deren
Muttersprache nicht die deutsche Laut- und Schriftsprache ist,
sondern die ÖGS. Mittels Gebärdensprache können gehörlose Menschen
mühelos, barrierefrei und vollständig kommunizieren. Aus diesem
Anlass soll einmal mehr betont werden, dass es von größter
Notwendigkeit ist, gehörlose Kinder bereits vom Kindergarten an mit
Gebärdensprache und durch gebärdensprachkompetentes Personal
bestmöglich zu fördern.
Zum Internationalen Tag der Muttersprache besuchte das Team des
ServiceCenters ÖGS.barrierefrei das Brigittenauer Gymnasium im 20.
Wiener Gemeindebezirk für ein Interview mit der Direktorin Mag.a
Margaret Witek und zwei gehörlosen SchülerInnen. Auf die Nachfrage,
ob SchülerInnen der Gebrauch ihrer Muttersprache zugestanden wird,
erklärt Mag.a Witek: "...selbstverständlich kann man seine
Muttersprache [...] verwenden, egal welche Muttersprache. Ich betone,
das ist ein Menschenrecht!"
Die notwendigen Maßnahmen liegen auf der Hand. Es braucht bilinguale
Bildungsstätten für alle Altersgruppen in allen Bundesländern,
Unterrichtsmaterialien in ÖGS und qualifizierte,
gebärdensprachkompetente PädagogInnen oder noch besser: Native
Signers als LehrerInnen. Es ist an der Zeit, diese sprachliche
Diskriminierung zu beenden und einen strengeren Maßstab in Sachen
Barrierefreiheit an die Bildungspolitik anzulegen.
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