TÜV AUSTRIA Dachsicherungs-Symposium im Technischen Museum Wien

Utl.: TÜV AUSTRIA Dachsicherungs-Symposium im Technischen Museum
Wien =
Wien (OTS) - "Es gibt viele Unklarheiten bei der Zuständigkeit für
die Sicherheit von Arbeitnehmern bei Arbeiten in der Höhe", stellt
Ing. Karl Lueger, Leiter TÜV AUSTRIA Fördertechnik fest. Um
Hauseigentümern, Immobilienverwaltern, Architekten und dem Gewerbe
ihre Verantwortung über die Sicherung von Arbeitnehmerin gegen Sturz
aus der Höhe bewusst zu machen und Lösungen zur Risikominimierung zu
präsentieren, hatte TÜV AUSTRIA als Inspektionsstelle mit den
Unternehmen AUVA, INNOTECH(R), TEUFELBERGER und VerticalWork zum
Absturzsicherungs-Symposium "Sicher auf dem Dach" geladen. Klare
Worte sprach Lueger vor mehr als 100 Teilnehmern im Technischen
Museum Wien: "Aus Erfahrung müssen wir immer wieder feststellen, dass
durch Anwendung geeigneter Sicherungsmaßnahmen viele Unfälle
vermeidbar sind, oder Unfallfolgen wesentlich gemildert werden
können."
Dachunfälle: Meist schwere Folgen
"Arbeitsunfälle verursachen in der Europäischen Union rund 145
Milliarden Euro und weltweit ca. 4% des Weltbruttosozialproduktes an
Folgekosten", sagt die International Labor Organisation zum Welttag
für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz 2013. Arbeitsunfälle
von Dachdeckern, Zimmerleuten und Bauspenglern seien besonders
schwer, erklärte Mag. Beate Mayer, Leiterin der AUVA Statistik.
Mayer, die Österreich als nationale Repräsentantin für Arbeitsunfälle
und Berufskrankheiten bei EUROstat vertritt, betonte, dass 5% aller
Dachunfälle tödlich enden, eine im Vergleich zu allen Arbeitsunfällen
vergleichsweise hohe Rate.
Verwaltungsstrafe wegen ungesicherten Arbeiten
AUVA-Jurist Mag. Roland Nöstlinger betonte die besondere Bedeutung
der Rechtsvorschriften zur Sicherung vor Sturz und Absturz und
erwähnte in diesem Zusammenhang die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers.
Er wies darauf hin, dass das Vermeiden von Arbeitsunfällen
menschliches Leid, aber auch hohe betriebs- und volkswirtschaftliche
Schäden erspare. Zu den betriebswirtschaftlichen Schäden zählten auch
Verwaltungsstrafen, Schadenersatzprozesse sowie gerichtliche
Strafverfahren. Dr. Jürgen Tomeschek, Leiter Recht und Personal der
TÜV AUSTRIA Gruppe, hielt fest, dass Strafrechtschutzversicherungen
ausschließlich Anwaltskosten abdeckten, nicht aber die diesbezügliche
Vormerkung im Strafregister oder die Verurteilung vermeiden könnten.
Tödlicher Unfall durch Einsparung von Baukosten
Nöstlinger erörterte ein besonders gravierendes Vergehen, bei dem die
Einnetzung bei Dacharbeiten wegen 6.000Euro zusätzlichen Kosten
eingespart wurde. Ein Arbeiter verunglückte in Folge tödlich und
hinterließ eine Witwe und drei Waisen. In allen drei Instanzen wurde
der Klage gegen alle Beklagten stattgegeben. Tomeschek unterstrich
die adäquate Einschulung und Überwachung der Einhaltung der Vorgaben
als essentielle Schritte der Unfallvermeidung.
TÜV AUSTRIA begleitet die gesamte Sicherheitskette, von der
Planung bis zur wiederkehrenden Prüfung
TÜV AUSTRIA Experte Dipl.-Ing. Georg Schwenteck zeigte auf, dass eine
sorgfältige Planung eine wichtige Voraussetzung für die Errichtung
eines den gesetzlichen Vorschriften entsprechenden Sicherungssystems
gegen Sturz aus der Höhe ist. Einerseits sei die optimale
Nutzungssicherheit für die auszuführenden Tätigkeiten bei den
geringsten erforderlichen Kosten ein Ziel, aber es müssten natürlich
auch die Vorschriften bezüglich den rechtlichen Festlegungen erfüllt
werden.
Über die Möglichkeiten der Unterstützung von Errichter und Betreiber
durch Prüfstellen, die einerseits Baumusterprüfungen für PSA gegen
Sturz aus der Höhe als auch für zugehörige Anschlageinrichtungen
durchführen, sprach Ing. Karl Lueger. Durch die bei diesen
Tätigkeiten gewonnenen Erfahrungen sei TÜV AUSTRIA in der Lage, eine
umfassende Bewertung der errichteten Systeme vorzunehmen und
gegebenenfalls fehlerhafte Systeme rechtzeitig zu erkennen. Auch sei
natürlich das Wissen um die gesetzlichen Regelungen ein wichtiger
Aspekt für die Nutzer, da nur mit diesen umfassenden Kenntnissen die
Gewähr für die Rechtssicherheit der Betreiber bzw. Nutzer gegeben
ist.
Praxisbeispiel IKEA
Am Beispiel der Firma IKEA berichtete Lueger eindrucksvoll, wie eine
mangelhafte Absturzsicherung am Standort Salzburg in eine
vorbildhafte Umsetzung sämtlicher Erfordernisse und Auflagen durch
Unterstützung des TÜV AUSTRIA gewandelt werden konnte.
Sicherungssysteme müssten individuell an die lokalen Erfordernisse
(dies geht von der Einbausituation für die Anschlageinrichtungen bis
zur Unterweisung der Arbeitnehmer) am gegenständlichen Dach angepasst
werden. "Daher ist eine umfassende Planung, ein aussagekräftige
Dokumentation der Montage bis hin zur richtigen Nutzung mit der
passenden PSA essentiell", so Ing. Lueger.
Weitergabe von Wissen und Wissensvermittlung bei INNOTECH(R)
im Fokus
Der oberösterreichische Hersteller von Arbeitsschutzprodukten
INNOTECH(R) avancierte nur zwei Jahre nach seiner Gründung 2001 zum
Wegbereiter der Branche und bewirkte die Änderung der ÖNÖRM: "Die
Befolgung von Normen vermittelt den Eindruck von Scheinsicherheit",
so Gerald Reiter, Gründer und Geschäftsführer der familiengeführten
Unternehmens-Gruppe, der die Europanorm EN 795 nennt, die keine
Prüfung der Befestigung am Untergrund der Anschlageinrichtung
vorsehe. "Sicherheit entsteht aber nur durch eine konsequente Prüfung
des Untergrundes, der ordnungsgemäßen Montage und deren
sorgfältigster Dokumentation". INNOTECH(R) lässt daher alle seine
Produkte mit den geeigneten Befestigungssets auf dem jeweiligen
Untergrund baumusterprüfen. Auch in der Produktwahl sollte man
weniger Komponenten von hoher Qualität vielen billigen Komponenten
vorziehen: "Die Verarbeitung ist der Wert des Produkts", betont
Reiter. Zu diesem Zweck betreibt Reiter in seinem Unternehmen ein
eigenes Prüflabor für Neuentwicklungen, die gleichzeitig als
Schnittstelle zum TÜV AUSTRIA als Inspektionsstelle diene. Wie ein
Fallbeispiel aus Italien veranschaulicht, könnte selbst das beste
Produkt Unfälle nicht verhindern, wenn Anlagen unsachgemäß montiert
und verwendet werden. INNOTECH(R) legt daher auch großen Wert auf die
Schulungen von Montageabläufen, wie auch Rettungs- und
PSA-Sachkundigen-Schulungen.
TEUFELBERGER: Richtiger Einsatz der richtigen Persönlichen
Schutzausrüstung
Von Rückhalte- und Positionierungssystemen bis Auffang- und
Rettungssystemen präsentierte Reinhard Taschner, Verkaufsleiter Seil
und Technik bei TEUFELBERGER, Sicherungssysteme nach EN 363. "Wir
haben schon viele Erfahrungen mit Betreibern oder Bauträgern gemacht,
denen ihre gesetzliche Verpflichtung zu Bereitstellung der nötigen
Sicherheitsvorrichtung nicht bewusst ist," erklärte Taschner, der
insbesondere bemängelte, dass unpassende PSA falsch eingesetzt
würden: "Oft wird im Bau einer Anlage übersehen, ein geeignetes
Sicherungssystem für Arbeiten am Dach zu installieren," so Taschner,
weshalb TEUFELBERGER gemeinsam mit dem Kunden auf Basis von
vorhandenen Schwächen oder Anwendungsprofilen die erforderlichen
Systeme entwickelt. Neben der Normkonformität steht die Ergonomie bei
der Entwicklung im Vordergrund: "Vom Gurtmaterial, bis zum Trage- und
Hängekomfort, dürfe der Anwender nicht überfordert werden", stellt
Reinhard Taschner fest. Daher würden die Produkte nicht nur
hochqualitativen Werkstoffen gefertigt, sondern vom Anwender selbst
gemeinsam mit einem TEUFELBERGER Anwendungstechniker bewertet und
erst anschließend freigegeben und zertifiziert. Abschließend verwies
Reinhard Taschner auf eine wichtige Vorschrift der seit April 2014
gültigen PSVA, die vom Markt noch nicht verinnerlicht wurde: einmal
jährlich müssten die Produkte geprüft und die Anwender unterwiesen
werden, wobei dies stets von einem Sachkundigen durchgeführt und
dokumentiert werden muss.
VerticalWork: Überall dort, wo andere nicht hinkommen
"Wer schreibt, der bleibt", bemerkte Ing. Sacha Poscher,
Geschäftsführer des Industriekletter-Unternehmens VerticalWork zu den
verpflichtenden Dokumentationen. Nur wenn die Dokumentation lückenlos
und schlüssig ist, kann sichergestellt werden, dass die Anlage auch
als betriebssicher gilt. Alternativ bliebe nur der aufwendige und
kostspielige Auszugstest, um die Betriebssicherheit festzustellen.
Ist diese gewährleistet, so müssen die jeweiligen Professionisten die
Möglichkeit haben, die entsprechende PSA mitzuführen. Zu diesem Zweck
hat der Betreiber Unterweisungsunterlagen vorzulegen, die gesetzlich
verpflichtend zu erstellen sind (in der Regel durch den Errichter der
Anlage). Personen, die anschließend ein Dach begehen, müssen
regelmäßig die Verwendung der Schutzausrüstung üben. In
Zusammenarbeit mit der TÜV AUSTRIA Akademie bietet Ing. Poscher
Ausbildungen zum Höhenarbeiter, zertifiziert nach FISAT (Fach- und
Interessensverband für seilunterstützte Arbeitstechniken),
Wiederholungsunterweisungen, sowie Kurse zu Sicherungssystemen, der
ÖNORM B 3417 "Sicherheitsausstattung von Dächern" und die Ausbildung
zum PSA-Experten an.
Höhenintervention beim Einsatzkommando COBRA
Aus dem besonderen Blickwinkel der sogenannten "Höhenintervention"
wurde die Sicherheit bei Arbeiten in exponierten Höhen von
Oberstleutnant Thomas Pinkel und Kontrollinspektor Thomas Stippl vom
Einsatzkommando COBRA beleuchtet. Höhenintervention beschreibe seil-
und klettertechnische Taktiken, die von polizeilichen und
militärischen Spezialeinheiten zur Lagebewältigung eingesetzt würden,
so Stippl, Ausbildner beim EKO für Alpin, Seiltechnik und
Flugbeobachter für sicherheitspolizeiliche Tätigkeiten (FBS). COBRA
Beamten setzen diese Taktiken, die auch Helikoptereinsätze umfassen,
zur Täterbewältigung und Bergung von Verletzten oder Erkrankten ein.
Während die Zugangsweise des Einsatzkommandos bei Einsätzen im
Gegensatz zu gewöhnlichen Dacharbeiten eine taktische sei, so lege
auch das EKO COBRA selbstverständlich größten Wert auf ausgezeichnete
Materialien und laufende Fortbildung, wie Oberstleutnant Pinkel,
Stellvertretender Leiter der Einsatzabteilung, betonte. Nachdem die
Beamten der Spezialeinheit bei Höheninterventionen sich nicht darauf
verlassen können, Sicherungssysteme vorzufinden, präsentierten
Oberstleutnant Pinkel und Kontrollinspektor Stippl abschließend die
Möglichkeiten des EKO COBRA, Absturzsicherungen auf Dächern während
eines Einsatzes zu errichten.
Rettungsübung in der Mittelhalle des Technischen Museums
Um die Bedeutung gesetzlicher Vorgaben im Notfall zu demonstrieren,
krönte das Symposium "Sicher auf dem Dach" eine von VerticalWork und
INNOTECH(R) inszenierte Bergeübung in der Mittelhalle des Technischen
Museums: Im Falle eines Absturzes bleiben nur wenige Minuten um den
Verunfallten zu retten. Daher sind Rettungsmaßnahmen, den
Gegebenheiten entsprechend, im Vorfeld zu planen. Die Vorführung
illustrierte den Unterschied zwischen einer Bergeübung, die mit und
ohne Arbeitsvorbereitung nach gesetzlichen Forderungen (vgl. PSA-V
§14) durchgeführt wurde.
Sicher auf dem Dach: Prävention baut auf Entwicklung, Planung,
Ausbildung und Überprüfung
Das von TÜV AUSTRIA CEO Dr. Stefan Haas eröffnete Symposium "Sicher
auf dem Dach" erfreute sich eines regen Besuchs der Entscheider der
Branche, darunter Alexander Aigner, FP-Dach, Robert Buchriegler,
Shell Austria, Ing. Arnold Edelhofer, Michael Baudis und Gerald
Wesely, Wiener Wohnen, Dipl.-Ing. Thomas Glanzer, VOEST ALPINE, Mag.
Martin Fischer, Ludwig Hallas Immobilienverwaltung, Gerhard
Fürtbauer, Fürtbauer Spengler- und Dachdecker, Günther Grabmayr,
Grabmayr Stahlbau und Steigschutztechnik, Gregor Hochrieser, Böhler
Uddeholm, Mjr. Siegfried Ischltöger, Militärkommando Wien, Claus
Jilek, IKEA, Mag. Richard Kerschan und Heribert Prokop, Wien Süd,
Mag. Stefan Kieninger, Höhenwerkstatt, Christopher Koch, Haberkorn,
Dipl.-Ing. Stefan Krähan, AUVA, Thomas Macho, M.A., ÖRAG
Österreichische Realitäten, Ing. Andreas Peterka, Gemeinnützige Ein-
und Mehrfamilien Baugenossenschaft, Harald Reiterer, Austrian
Airlines, Ing. Markus Roubin, HABAU Hoch- und Tiefbau, Christian
Schnell, Ratka-Dachbau, Alexander Slemitz,
Molin-Industrie-Inbetriebnahme-Montage, Ing. Wolfgang Speiss und
Helmut Tremmel A1 Telekom Austria, Markus Steininger, Baxter AG und
Gottfried Wildenauer, RS-Technologies.
Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/6346
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | TVO