• 26.01.2015, 09:30:02
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Testosteron hilft, stimmungsaufhellende Antidepressiva im Gehirn zu binden

Wien (OTS) - Weibliche Geschlechtshormone haben einen starken
Einfluss auf die Psyche. Das ist durch zahlreiche wissenschaftliche
Studien belegt und durch Phänomene wie den "Baby-Blues", einem
Stimmungstief nach der Geburt eines Kindes, oder durch immer
wiederkehrende Stimmungsschwankungen, die vor der Menstruation
auftreten, bekannt. Aber auch das männliche Geschlechtshormon
Testosteron beeinflusst unsere Stimmung und unser Gefühlsleben bis
hin zur Libido - und zwar positiv.

In einer im Top-Journal "Biological Psychiatry" veröffentlichten
Studie haben ForscherInnen der MedUni Wien nun für diesen
Zusammenhang einen potenziellen biologischen Mechanismus entdeckt.

Männer leiden in höherem Alter, wenn die Ausschüttung des
Geschlechtshormons Testosteron abnimmt, häufiger an Depressionen und
einige Studien konnten bereits einen positiven Effekt einer
Testosterongabe auf die Stimmung der Betroffenen nachweisen. Nun
konnte in der Studie unter der Leitung von Rupert Lanzenberger von
der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie weltweit
erstmals gezeigt werden, dass Testosteron die Anzahl von
Serotonintransportern (Proteinen) im menschlichen Gehirn erhöht.
Diese Proteine regeln die Konzentration von Serotonin und sind auch
der Zielort von Antidepressiva.

Serotonintransporter ist bereits nach vierwöchiger
Hormontherapie erhöht

Als Modell für die Untersuchung der Testosteronwirkung wählten die
Forscher der MedUni Wien die Hormontherapie von Transsexuellen.
Erstautor Georg S. Kranz: "Transsexuelle sind Menschen, die das
Gefühl haben, im falschen Körper zu leben und deshalb eine
hochdosierte gegengeschlechtliche Hormontherapie wünschen, um ihr
Erscheinungsbild an das jeweils andere Geschlecht anzupassen.
Genetische Frauen erhalten Testosteron, genetische Männer Östradiol
sowie Medikamente zur Unterdrückung von Testosteron."

Mithilfe des Bildgebungsverfahrens der
Positronen-Emissions-Tomographie (PET) konnten die Wissenschafter in
Kooperation mit Wolfgang Wadsak und Markus Mitterhauser von der
Klinischen Abteilung für Nuklearmedizin sowie Ulrike Kaufmann von der
Universitätsklinik für Frauenheilkunde nachweisen, dass der
Serotonintransporter im Gehirn bereits nach vierwöchiger
Hormontherapie mit Testosteron signifikant erhöht ist und bei
fortlaufender Therapie weiter ansteigt. Ferner konnte ein enger
Zusammenhang zwischen Testosteron im Blut und der
Serotonintransporterdichte nachgewiesen werden.

"Die Studie hat gezeigt, dass Testosteron die möglichen
Bindungsstellen für häufig verschriebene Antidepressiva wie SSRIs im
Gehirn erhöht und erlaubt damit wesentliche Einblicke in die Wirkung
von Geschlechtshormonen auf das menschliche Gehirn und
Geschlechtsunterschiede bei psychiatrischen Erkrankungen", sagt
Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der MedUni Wien.

Translationales Kooperationsprojekt an der MedUni Wien

Die vom Wissenschaftsfonds FWF und vom Jubiläumsfonds der
österreichischen Nationalbank geförderte Studie wurde im Rahmen eines
Kooperationsprojekts zwischen drei Kliniken der MedUni Wien
durchgeführt. Es waren ForscherInnen der Universitätsklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie (Leitung: Siegfried Kasper),
Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin
(Kooperationspartner: Wolfgang Wadsak und Markus Mitterhauser), sowie
der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni wien
(Kooperationspartnerin: Ulrike Kaufmann) beteiligt.

Service: Journal "Biological Psychiatry"

"High-dose testosterone treatment increases serotonin transporter
binding in transgender people." Kranz GS, Wadsak W, Kaufmann U, Savli
M, Baldinger P, Gryglewski G, Haeusler D, Spies M, Mitterhauser M,
Kasper S, Lanzenberger R. Biological Psychiatry 2014 Sep 23 [IF:
9.472]. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25497691

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien

Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort
werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt
Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster
umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie,
kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und
Immunologie. Die vorliegende Arbeit fällt inhaltlich in den
Themenbereich des Clusters für medizinische Neurowissenschaften.

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