- 22.12.2014, 09:03:06
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Kirgisischer Familie droht Abschiebung aus Kärnten – zwei Bürgermeister verlangen humanitäres Bleiberecht

St. Paul (OTS) - Viele Unterstützer schließen sich Appell nach
humanitärem Bleiberecht für die sechsköpfige Familie an. Familie
Abdrahmanov lebt seit drei Jahren sehr gut integriert in Österreich.
Doch von Weihnachtsfrieden ist keine Spur. Kurz nach den Feiertagen,
am 10. Jänner, droht erneut die Abschiebung der mittlerweile
sechsköpfigen Familie.
Die akut drohende Abschiebung der Familie aus Kirgistan ist leider
keine neue Situation. Das macht sie nicht weniger schrecklich. Ende
2013 gab es einen negativen Asylbescheid und eine Ablehnung in der
Berufung. Aufgrund der damaligen Schwangerschaft von Frau Abdrahmanov
aber wurde ein Duldungsrecht bis 10. Jänner 2015 ausgesprochen. Baby
Amalia kam im Sommer zur Welt, als Frühchen. Als "geduldeter"
Asylwerber erhält man eine Grundversorgung, ist aber illegal im Land
- darf also keine Arbeit annehmen. Am 10. Jänner endet nach jetzigem
Status für Familie Abdrahmanov das Duldungsrecht. Dann droht die
Abschiebung für die sechs Menschen aus St. Paul.
Bürgermeister aus Wolfsberg und St. Paul appellieren für
humanitäres Bleiberecht
Familie Abdrahmanov wohnt seit drei Jahren im Kärntner Lavanttal. Die
Kinder sind vier, acht und zehn und, Baby Amalia, eben wenige Monate
alt. "Die gesamte Familie ist bei uns voll integriert", bekräftigt
der Bürgermeister von St. Paul, Hermann Primus (SPÖ) und verlangt
dringend von der Innenministerin das humanitäre Bleiberecht für diese
sechs Bewohner seiner Gemeinde. Ebenso sein Amtskollege aus
Wolfsberg, Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz (SPÖ). Er berichtet:
"Die beiden Schulkinder gehen in die Volksschule und sind
ausgezeichnete Schüler. Der Älteste soll im Herbst ins renommierte
Stiftsgymnasium kommen."
Regionale Unterstützer bieten Arbeit, Logis und große bis
kleine Hilfen
Neben den Bürgermeistern machen sich auch Doris und Georg Niedersüß
aus einer alteingesessenen Wolfsberger Unternehmerfamilie und Graf
und Gräfin Henckel-Donnersmarck für die Familie stark, sowie viele
Mitbürgerinnen und Mitschüler. Engagierte Mitstreiterin von Anfang an
ist auch die Grüne Gemeinderätin Monika Eichkitz (leider gerade im
Krankenhaus). Der Unternehmer Georg Niedersüß versteht die Welt -
insbesondere die österreichische - nicht mehr: "Hier ist eine voll
integrierte, ausgezeichnet deutsch sprechende, motivierte und
arbeitsfreudige Familie, der im Heimatland Armut und medizinische
Unterversorgung mit allen Konsequenzen drohen. Wo bleibt das
humanitäre Bleiberecht!". Er bietet eine Arbeitsplatz (wäre Arbeiten
für den kirgisischen Familienvater legal) und vielfältige
Unterstützung.
Integration wollen und können: "Akzentfreies Kärntnerisch" und
Einsatz in der Gemeinde
Hinge es von den Sprachkenntnissen ab, Familie Abdrahmanov hätte wohl
schon die Staatsbürgerschaft. Die Kinder antworten in astreinem
Kärntnerisch, die Erwachsenen, deren Muttersprache Russisch ist,
konnten mehrere Deutschprüfungen erfolgreich absolvieren. Herr
Abdrahmanov, dem aufgrund seines Behördenstatus der Illegalität eine
Anstellung nicht mehr erlaubt ist, engagiert sich ehrenamtlich in der
Gemeinde und ist im St. Pauler Tischtennisverein aktiv. Seine Frau
sorgt vor allem dafür, dass die vier Kinder als "waschechte
Lavanttaler mit uigurischem Familienhintergrund" aufwachsen.
Uiguren, eine bedrohte Minderheit
Die Uiguren, zu denen Familie Abdrahmanov gehören, sind eine
Minderheit in Kirgistan. Die österreichischen Behörden stufen diese
als "nicht politisch verfolgt" ein - daher der negative Asylbescheid.
Im echten Leben werden Uiguren in Kirgistan in allen Bereichen als
"Menschen zweiter Klasse" diskriminiert: etwa am Arbeitsmarkt oder im
Gesundheitssystem. Herr Abdrahmanov erzählt: "Mein Onkel erhielt nach
einem Herzfarkt als Uigure Hilfe erst viel zu spät. Er starb." Frau
Abdrahmanov braucht nach den Komplikationen rund um Amalias Geburt
letzten Sommer eine engmaschige Gesundheitsüberwachung. In Kirgistan
ist diese für Uiguren nicht gewährleistet. Herr Abdrahmanov, Papa von
Vier, würde keinen Job erhalten, die Familie wäre damit mittellos.
Kurze Hintergrundinfo: Kirgistan (auch Kirgisistan oder Kirgisien)
liegt in Zentralasien. Der Staat ist etwa 2,5 Mal so groß wie
Österreich, hat aber nur 5,5 Millionen Einwohner. Kirgistan grenzt an
Kasachstan, China, Tadschikistan und Usbekistan. 2010 kam es zu einem
Regierungsumsturz und Unruhen. Im Zuge der Radikalisierung der
Zustände wurde das Leben von Minderheiten wie die uigurische, der
Familie Abdrahmanov angehört, (lebens)gefährlich.
Foto: Originaldateien: http://www.ots.at/redirect/Familie_Abdrahmanov
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