• 21.11.2014, 13:16:58
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Eizellenspende in Österreich: Ist es jetzt mein leibliches Kind? Und was werden uns die Kinder einmal sagen?

Wien (OTS) - In wenigen Wochen wird es ein Gesetz zur Eizellenspende
in Österreich geben. Es bleibt wenig Zeit, wesentliche Gesichtspunkte
zu diskutieren. Bis dato sind in der Öffentlichkeit zu dem Thema nur
Mediziner und Genetiker zu Wort gekommen. Die psychologischen Aspekte
dürfen jedoch nicht unberücksichtigt bleiben.

Auch eine Eizellenspende bedeutet, ein "fremdes" Kind anzunehmen. Ein
Kind, das eine andere genetische Mutter hat, als die Mutter, die das
Kind austragen wird. "Wir wissen aus unseren Erfahrungen mit
Adoptiveltern, dass die Annahme eines "fremden" Kindes ein Prozess
ist, der damit beginnt, sich von dem Wunsch eines leiblichen
"eigenen" Kindes zu verabschieden. Das Ende dieses Prozesses ist die
Sicherheit in sich zu finden, ein "fremdes" Kind annehmen zu können",
so Mag. Maria Eberstaller, Psychologin beim Verein Eltern für Kinder
Österreich.

"Diese Vorbereitung und Reflexion ist bei der Eizellenspende bislang
nicht vorgesehen. Was bedeutet es nun, eine "fremde Eizelle" in
seinem Körper heranwachsen zu lassen? Die Verantwortung darf hier
nicht den Frauen alleine übertragen werden, die zu diesem Zeitpunkt
durch den starken Kinderwunsch oft nicht in der Lage sind, alle
Aspekte zu berücksichtigen.

Vielmehr wird den Frauen suggeriert, sie könnten durch die
Eizellenspende ihr "eigenes leibliches" Kind haben", so Eberstaller
weiter.

Erfahrungsberichte von Frauen, die im Ausland eine Eizellenspende
hatten und in Österreich das Kind geboren haben, zeigten aber, dass
viele erst während der Schwangerschaft festgestellt haben, dass sie
mit der Situation psychisch überfordert waren.

Auch über das wichtige Thema Biografiearbeit ist noch gar nicht
gesprochen worden. Wie vermittle ich dem Kind, dass es eine zweite
biologische Mutter hat und wie gehe ich als Eltern dann mit den
Fragen des Kindes um? Oder begehe ich womöglich den Fehler, ihm seine
Herkunft zu verheimlichen? Auch hier sind zukünftige Eltern bislang
alleine gelassen. Hoffentlich wird die Eizellenspenderin in dem neuen
Gesetz so wie jetzt schon der Samenspender in einer Datenbank
erfasst. Das Recht des Kindes, über seine Herkunft aufgeklärt zu
werden, steht an oberster Stelle.

Es gibt auch die Idee, dass die Eizellenspenderin aus der eigenen
Familie kommen könnte. Wie werden wir dann mit den neu kreierten
Verwandtschaftsverhältnissen umgehen, und welche möglichen Konflikte
züchten wir uns innerfamiliär?

Es gibt noch eine lange Liste an psychologischen Fragestellungen, die
sich aus dieser neuen Möglichkeit ein Kind anzunehmen, ergeben. Es
bleibt zu hoffen, dass jetzt neben den Medizinern auch andere
Experten zu Wort kommen, damit schlussendlich ein vernünftiges Gesetz
zustande kommt.

Verein "Eltern für Kinder Österreich", wurde 1980 gegründet und ist
ein parteiunabhängiger, überkonfessioneller Verein und eine
gesetzlich anerkannte freie Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung.
Schwerpunkte des Vereins sind Betreuung und Begleitung von
Tageseltern, Pflegeeltern, Adoptivfamilien, die Führung einer
Familienberatungsstelle und Sozialprojekte im In- und Ausland.

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