• 31.10.2014, 11:06:09
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Maschinenzeitalter: Digitalisierung verändert nicht nur Industrie radikal

Von Transportrobotern über digitale Entscheidungshelfer bis zur Industrie 4.0 – Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen, aber neue entstehen

EBC – Das neue Maschinenzeitalter: Wie die
Automatisierung die Arbeitswelt verändert. Im Bild v.l.n.r.: Andreas
Kugi (TU Wien), Peter Wöhrer (Kapsch), Thomas Stern (Moderator;
Braintrust), Peter Brandl (evolaris) und Michael Scholl (IBM
Österreich)

Utl.: Von Transportrobotern über digitale Entscheidungshelfer bis
zur Industrie 4.0 – Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen,
aber neue entstehen =

Wien (OTS) - Smarte Maschinen werden den Menschen schon bald
bestimmte Aufgaben abnehmen. Egal ob "intelligente" Industriesysteme,
persönliche Assistenten oder autonome Transportroboter: Diese
Umwälzungen könnten unser Arbeits- und Privatleben künftig massiv
beeinflussen, erklärten Experten bei einer Podiumsdiskussion der
APA-E-Business-Community gestern, Donnerstagabend, in Wien.

"Die Entwicklungen im Bereich von Algorithmen, Hardware, Netzwerken
und Big Data haben den Weg für intelligente Maschinen geebnet, die
nun Arbeiten durchführen können, die bisher nur Menschen möglich
waren. Das ist nicht mehr aufzuhalten", zeigte sich Peter Brandl vom
Kompetenzzentrum evolaris überzeugt.

Einerseits gebe es autonome Transportroboter ("Movers"), also etwa
Drohnen, die Pakete zustellen, oder die selbstfahrenden Autos von
Google. Andererseits die sogenannten "Doers", die komplexe
Interaktionen mit kleinen Objekten beherrschen wie Haushaltsroboter.
Die dritte Kategorie sind die "Sages": Darunter fallen
informationsbasierte Assistenten, die mittels künstlicher Intelligenz
Daten auswerten und Empfehlungen abgeben, verweist Brandl auf eine
Einteilung der Marktforscher von Gartner.

Was die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Arbeitnehmer
betreffe, existiere eine enorme Bandbreite von extrem pessimistischen
bis zu durchaus optimistischen Perspektiven. "Tatsächlich werden
Smart Machines einen großen Impact haben und viele Menschen davon
betroffen sein. Aber es werden auch neue Jobs entstehen", ist der
Experte überzeugt. Ziel sollte es sein, genauso viel Intelligenz in
die umsichtige Nutzung der Maschinen zu investieren wie in deren
Erfindung und Entwicklung.

Es habe auch in der Vergangenheit Entwicklungen gegeben, die große
Änderungen mit sich brachten, verwies Brandl auf die bisherigen drei
industriellen Entwicklungssprünge. Außerdem sollte man die sozialen
Aspekte nicht außer Acht lassen, die bei dieser Entwicklung eine
große Rolle spielen: "Nicht alleine die technische Machbarkeit wird
über den erfolgreichen Einsatz von intelligenten Maschinen
entscheiden, sondern Aspekte wie Gesetzeslage, Gewerkschaften oder
Konsumentenverhalten", so Brandl.

Gesellschaft muss erst Spielregeln entwickeln

Tatsächlich habe es schon in den 1960er-Jahren Horrorvisionen
bezüglich technologischer Innovationen gegeben, die auch nicht
eingetroffen seien, ergänzte Andreas Kugi von der Technischen
Universität (TU) Wien. Er sieht die Gesellschaft gefordert,
Spielregeln zu entwickeln wie bei vielen bisherigen Entwicklungen
auch, sagte er unter Verweis auf die Möglichkeit zur automatisierten
Kriegsführung.

Durch die Automatisierung - Stichwort Industrie 4.0 - habe Österreich
eine große Chance einerseits Industriebetriebe in Österreich zu
halten, andererseits bestimmte Branchen sogar wieder ins Land
zurückzuholen. "Die Bekleidungsbranche ist aber beispielsweise noch
nicht so weit, weil da noch viel per Hand gemacht wird", so Kugi.
Großes Potenzial bestehe auch bei Ressourcen- und Energieeffizienz.
Hier könnten die Fabriken der Zukunft der europäischen Industrie neue
Möglichkeiten eröffnen.

Die Frage sei, ob das Ausbildungssystem entsprechend aufgestellt ist,
um die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Ungelernte
Arbeitskräfte würden es im Industriebereich jedenfalls schwer haben.
"Automatisierung steht für nachhaltige Produktion, Wertschöpfung und
Steigerung der Qualität des Arbeitsplatzes. Gleichzeitig fordert die
Automatisierung eine höhere Qualifikation der Beschäftigten",
erklärte der Experte.

Industrie 4.0 braucht gut ausgebildete Fachkräfte

"Der Anteil einfacher, manueller Tätigkeiten wird sinken. Im gleichen
Maße steigt durch die Industrie 4.0 die Anzahl an neuen Berufen, wie
etwa Datenwissenschafter und -analytiker", so Peter Wöhrer von Kapsch
BusinessCom. Technologische Entwicklungen hätten auch in der
Vergangenheit zu einem Beschäftigungsschub geführt. Die Voraussetzung
dafür sei freilich, dass ausreichend qualifizierte, gut ausgebildete
Fachkräfte zur Verfügung stehen.

Wenn Österreich flexibel sei und sich auf Qualität konzentriere,
könnte das Land durchaus einen Wettbewerbsvorteil aus dem Trend zur
Individualisierung der Kundenwünsche - Stichwort Losgröße eins -
ziehen. Wichtig sei, dass die Klein- und Mittelunternehmen (KMU)
nicht den Anschluss verpassen. "Hier sollten wir gemeinsam im
Netzwerk agieren. Da darf es kein Kompetenzgerangel geben", sagte
Wöhrer, der auch für einen Zusammenschluss in Clustern eintritt.

Smarte Systeme helfen bei Entscheidungsfindung

"Der Arbeitsmarkt verändert sich laufend. Berufe sterben aus, aber
gleichzeitig entstehen auch neue, wie Data Scientist oder
App-Entwickler", gab sich auch Michael Scholl von IBM überzeugt. Die
jetzt mögliche Verarbeitung von Daten in hoher Geschwindigkeit habe
viele Möglichkeiten eröffnet. "Kognitive, selbstlernende Systeme wie
das Computersystem ‘Watson‘ werden den Menschen in den kommenden
Jahren dabei unterstützen, in der ungeheuren Menge an Daten die
relevanten Informationen für ihre Entscheidungen zu finden", sagte
Scholl.

Im onkologischen Bereich müsste sich ein Arzt beispielsweise 160
Stunden pro Woche fortbilden, um am neuesten Stand zu bleiben.
"Watson" nutze die Möglichkeiten, "natürliche Sprache" -
beispielsweise Text oder Sprache - verarbeiten zu können für die
Erzeugung von Hypothesen und das evidenzbasierte Lernen. Dadurch
erhielten Ärzte überhaupt erst Zugang zu diesem Wissen. Genutzt werde
das bereits heute in Krankenhäusern in den USA und in Thailand.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

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