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Verleihung des Johanna-Dohnal-Preises 2014

Ilona Grabmaier, Marty Huber, Claudia Sorger, Waltraud Schütz erhielten Johanna-Dohnal-Förderpreis, Zorica - Iva Sirocic das Johanna-Dohnal-Stipendium

Wien (OTS) - Gestern Abend fand die Verleihung der Johanna Dohnal-Förderpreise und des Johanna-Dohnal-Stipendiums im Rahmen einer Festveranstaltung im Bildungs- und Frauenministerium statt.

Das diesjährige Johanna-Dohnal-Stipendium ergeht an Zorica - Iva Sirocic für ihr Dissertations-Projekt "Von der Graswurzelbewegung zum "bürokratischen Aktivismus": Der Einfluss externer Förderungen auf die feministischen Bewegungen in Slowenien, Kroatien und Serbien." Gabriella Hauch begründete in ihrer Laudatio die Entscheidung der Jury damit, dass das eingereichte Konzept "demokratiepolitisch und wissenschaftlich" überzeugt habe. Die Ausgangsthese der Dissertation lautet, dass die feministischen Organisationen von externen Fonds abhängig waren. Zorica - Iva Sirocic stellt daraufhin die Frage, wie sich das hierarchische Geber-Nehmer Verhältnis in Bezug auf die Inhalte und die Organisationsformen der feministischen Gruppen auswirkte. "Mit Zorica - Iva Sirocic widmet die Jury das Johanna-Dohnal-Stipendium einer vielversprechenden Nachwuchswissenschafterin. Wir wünschen ihr für die anstehenden Forschungsaufenthalte alles Gute und viel Erfolg", so Hauch abschließend.

Ilona Grabmaier wurde für ihre Masterarbeit "Männlichkeit in der Krise? - Die ritualisierte Konstruktion und Reproduktion hegemonialer Männlichkeitsvorstellungen am Beispiel des Krampuslaufes in Dorfgastein" mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
Jury-Mitglied und Laudatorin Elisabeth Holzleithner unterstrich in ihrer Lobrede, die hervorragende Qualität der Theorie und Methode ihrer Arbeit. Grabmaier geht in ihrer Masterarbeit der Frage nach, welche Transformationsprozesse der steigenden Zunahme von vermeintlich alten Bräuche zu Grunde liegen. Anknüpfend an Erkenntnisse der anthropologischen Männerforschung überlegt die Autorin, ob die Zunahme an Krampuspassen in Dorfgastein als Reaktion auf und Anpassung an eine von Männern erfahrene Krise verstanden werden kann. "Mit Sensibilität, Einfühlsamkeit und einem feinen Sprachgefühl gelingt es der Autorin theoretisch-methodisch überzeugend aufzuweisen, inwieweit der Krampuslauf als Praxis verstanden werden kann", so Holzleithner abschließend.

Für ihre Dissertation "Queering Gay Pride. Zwischen Assimilation und Widerstand", die auch bereits als Buch erhältlich ist, erhielt Marty Huber den Förderpreis. Elisabeth Holzleithner begründete die Juryentscheidung damit, dass Marty Huber in einer queer-akademischen Arbeit die Verbindung zwischen Theorie und Praxis hervorragend gelungen sei. Marty Huber hat sich mit Queer-Paraden in mehreren Ländern auseinandergesetzt und sie im Hinblick auf Prozesse der Kommerzialisierung, Normalisierung und Disziplinierung untersucht. "Es ist der große Verdienst von Marty Huber, das Spannungsverhältnis zwischen Widerstand und Assimilation, das sich am Beispiel der CSD-Paraden zeigt, aufzumachen und in all seiner Komplexität dazulegen", würdigte Holzleithner die Arbeit von Huber.

Claudia Sorger erhielt für ihre Dissertation "Wer dreht an der Uhr? Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitszeitpolitik der Gewerkschaften" den Förderpreis. Die Dissertation behandelt die Verteilungsfrage bezahlter und unbezahlter Arbeit und stellt sich die Fragestellung, wie Geschlechtergerechtigkeit über Arbeitszeitpolitik erreicht werden kann. Brigitte Ratzer hält in ihrer Laudatio fest:
"Mit der Verleihung des Förderpreises wollen wir Claudia Sorger den Rücken stärken in ihrer engagierten Arbeit mit den Gewerkschaften".

Maria Mesner überreichte Waltraud Schütz für ihre Diplomarbeit "..., dass sich beide Ehegatten ein liebloses und kränkendes Verhalten zuschulden kommen ließen." Ehekrisen und Scheidungen zwischen 1945 und 1950 in Wien" den Johanna-Dohnal-Förderpreis. Waltraud Schütz fragt in ihrer Arbeit welche Verhaltensweisen gelten mussten, um einen Schuldigen oder eine Schuldige zu finden. Sie richtete dabei ihr forschendes Interesse auf eine geschlechterpolitisch sehr sensible Zeit, die Jahren nach dem 2. Weltkrieg. "Der forschende Blick, den Waltraud Schütz gerade auf diese Zeit wirft, ist lohnend und lehrreich im Hinblick auf die Geschlechterverhältnisse - über die Zeit, die ihren Fokus bildet, weit hinaus", so Mesner abschließend.

Marion Elias, ebenfalls Jurymitglied, dankte in ihren Schlussworten allen Preisträgerinnen für ihre Arbeit und ihr wissenschaftliches Interesse sowie ihren Jurykolleginnen für die Arbeit und der Frauenministerin für ihren Einsatz und Weiterführung der Förderpreise und Stipendien.

Der Johanna-Dohnal-Preis wird bereits seit 2004 an junge Wissenschaftlerinnen vergeben, die in für Frauen (noch) untypischen Bereichen oder an feministischen Themen forschen oder arbeiten. Seit 2006 werden, wenn auch nicht jährlich, zusätzlich Johanna-Dohnal-Stipendien vergeben, die es einer Studentin ermöglichen sollen, ein halbes Jahr an einem Dissertationsprojekt zu forschen oder zu schreiben. Jedes Jahr werden für den Förderpreis Stifterinnen und Stifter gesucht und gefunden, die junge aufstrebende Frauen im Sinne von Johanna Dohnal unterstützen. Damit konnten bereits 46 Frauen ausgezeichnet und unterstützt werden.

Fotos der Preisverleihung finden Sie in Kürze unter http://bdb.bmbf.gv.at/

Rückfragen & Kontakt:

Bundesministerium für Bildung und Frauen
Dr.in Julia Valsky
Pressesprecherin
Tel.: +43-1-53120-5025
julia.valsky@bmbf.gv.at

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