- 27.10.2014, 09:34:00
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GLOBAL 2000 startet Petition: Stoppt den Risikobetrieb des AKW Dukovany
Laufzeitverlängerung für 30 Jahre alten Reaktor muss harter Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden - tschechische Behörde weigert sich.
Utl.: Laufzeitverlängerung für 30 Jahre alten Reaktor muss harter
Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden - tschechische
Behörde weigert sich. =
Wien (OTS) - Am 24. Februar 2015 wird Reaktor 1 des tschechischen
Atomkraftwerks Dukovany genau 30 Jahre am Netz sein, am 31. Dezember
2015 erlischt seine derzeitige Betriebserlaubnis. Die Betreiberfirma
CEZ will den Reaktor 1 aber nicht stilllegen, sondern noch bis zum
Alter von 50 Jahren weiterfahren - obwohl er kein
Volldruck-Containment hat, das im Falle eines schweren Unfalls den
Austritt von schmelzendem radioaktivem Brennstoff verhindern kann. Da
sich der Bau von Atomkraftwerken marktwirtschaftlich noch nie
gerechnet hat und staatliche Subventionen (siehe AKW Hinkley Point)
immer schwieriger werden, ist es schon sein einiger Zeit die Absicht
und Praxis der AKW-Betreiber, ihre immer älter werdenden Reaktoren
möglichst lang laufen zu lassen: Jedes weitere Jahr des Betriebs
bringt zwischen 100 und 200 Millionen Euro Gewinn pro Reaktor.
Nach "Espoo-Konvention" UVP-pflichtig - erkämpft Juni 2014 -
Tschechien weigert sich
Bisher konnten die AKW-Betreiber einfach bei der nationalen
Regulationsbehörde um eine Verlängerung der Laufzeit ihrer Reaktoren
ansuchen, die nach (oberflächlicher) Prüfung den Weiterbetrieb um
zehn bis 20 Jahre genehmigten. Seit Juni 2014 ist dies durch einen
Sieg der Anti-Atom-Bewegung jedoch anders: Die Laufzeitverlängerung
von Alt-AKWs ist nun gemäß "Espoo-Konvention" der Vereinten Nationen
verpflichtend einer grenzüberschreitenden
Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) mit Öffentlichkeitsbeteiligung zu
unterziehen, bei der auch konkrete Unterlagen vorzulegen sind. "Wir
haben die tschechischen Behörden mit dieser neuen Erkenntnis der
Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa konfrontiert
- sie teilen uns jedoch mit, dass dies ihrer Meinung nach nicht für
sie gilt", sagt Reinhard Uhrig, Anti-Atomsprecher von GLOBAL 2000.
"Wir werden dafür kämpfen, dass das internationale Recht auch von
Tschechien respektiert und die Laufzeitverlängerung des alten
Reaktors 1 in Dukovany durch ein hartes Verfahren gestoppt wird."
GLOBAL 2000 startet mit heutigem Tag eine Petition, die den
österreichischen Umweltminister, Andrä Rupprechter, dazu auffordert,
sich bei der tschechischen Regierung für die uns zustehende
grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nach der
"Espoo-Konvention" und nach harten Kriterien einzusetzen, und wird
dies mit rechtlichen Studien und internationalen Aktivitäten
unterstützen. "Wenn eine umfassende Liste der Sicherheitsrisiken und
notwendigen Nachrüstungsmaßnahmen für den Weiterbetrieb durch die UVP
vorgeschrieben wird, wird sich der Betreiber einen Weiterbetrieb
nicht mehr leisten wollen, wie es sich bereits in anderen Ländern
abzeichnet (Japan) oder bereits geschehen ist (USA - AKW Crystal
River)", meint Uhrig.
Dukovany-Reaktoren bei Stresstests durchgefallen
Die vier Reaktoren in Dukovany sind bei den "Stresstests" nach der
Nuklearkatastrophe in Fukushima negativ aufgefallen: In den meisten
AKWs ist - neben der normalen Wasserversorgung aus einem Fluss - ein
Grundwasserbrunnen oder ein spezieller Kühlturm die zweite
Wärmesenke, die die enorme Wärmemenge aus der nuklearen
Kettenreaktion abführen kann. In Dukovany ist dies nicht der Fall:
Die vier Reaktoren in Dukovany benötigen ca. 83.000 Liter Wasser pro
Stunde, die ausschließlich aus dem kleinen Fluss Jihlava entnommen
werden. Durch die Überdüngung der umliegenden Felder ist die Jihlava
voller Algen, die immer wieder von den Sieben an den
Wasser-Einsaugstutzen des AKW entfernt werden müssen - beim
Verstopfen droht der Super-GAU.
2015 erreichen EU-weit weitere 18 Reaktoren die Altersgrenze von 30
Jahren, auch für diese Reaktoren gilt die UVP-Pflicht nach Espoo -
insbesondere die sechs französischen Reaktoren fallen hier auf.
"Durch das Erkämpfen einer UVP nach harten Kriterien und die damit
verbundenen Nachrüstungsanforderungen kann ein Präzedenzfall für
Europa erreicht werden, der im positiven Fall zur Stilllegung von
Uralt-AKWs führen wird", sagt Uhrig abschließend.
Hier geht's zur Petition: www.global2000.at/stoppt-dukovany
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