Nach überwundener Prüfung steht einer besseren Kreditvergabe nichts im Wege
Utl.: Nach überwundener Prüfung steht einer besseren Kreditvergabe
nichts im Wege =
Wien (OTS) - Der Stresstest der Banken hat alte Narben geöffnet,
neue Wunden aufgerissen und wichtige Diagnosen gebracht. Er ist kein
Garant für ein krisenfreies Finanzsystem, aber die konzertierte
Röntgenaktion bringt einen Einblick in die Verfassung der
europäischen Geldinstitute und liefert die notwendigen Rezepte für
die Teilnehmer mit schlechten Werten gleich mit: entweder rasche
Stärkung des Herzkreislaufsystems oder Abdrehen der lebenserhaltenden
Maschinen.
Ein mindestens ebenso wichtiges Ergebnis der Prüfaktion: Sie ist
vorüber. Der Check war eine wichtige Übung, aber er hat doch zu einem
hohen Maß an Verunsicherung geführt. Die Vorgaben der Europäischen
Zentralbank setzten die Geldinstitute unter erheblichen Druck. Sie
mussten quasi als Vorbereitung auf die Prüfung ihre Bilanzen in
Ordnung bringen. Dazu gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten bzw.
eine Mischung aus beiden: Die Banken erhöhen ihr Eigenkapital oder
sie reduzieren ihre Bilanzsumme. Letztere Methode heißt nichts
anderes als Verkauf von Beteiligungen und Abbau von Krediten.
Dieser Prozess kam zur Unzeit und verschärfte die Konjunkturprobleme
in Europa; seit Ausbruch der Krise ist das Kreditvolumen um 600
Milliarden Euro geschrumpft. Keine Frage: Hohe Arbeitslosigkeit und
schwache Binnennachfrage sind nicht dazu angetan, die
Darlehensvergabe anzukurbeln. Aber die neuen Kandaren haben
zweifelsohne den Geldfluss in die Realwirtschaft zusätzlich
austrocknen lassen. Was nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt: Die
EZB pumpt Milliarden in die Banken, die - wegen des Stresstests der
Zentralbank - das Geld aber lieber parken, anstatt Kredite zu
vergeben.
Nun ist der Spuk vorüber, wodurch auch die Fragmentierung des Marktes
nachlassen sollte. Gerade in der Euro-Peripherie ging nicht nur die
Kreditvergabe stärker zurück, es kam auch zu einer deutlichen
Verteuerung der Darlehen. Mit Zinskosten, die um rund zwei
Prozentpunkte über jenen im Eurokern liegen, stehen portugiesische
oder spanische Klein- und Mittelbetriebe auf verlorenem Posten. Diese
unterschiedlichen Konditionen hängen auch mit höheren Risikokosten in
den angeschlagenen Staaten zusammen, aber eben nicht nur. Zahlreiche
Banken werden von Investoren nach wie vor gemieden, weil sich Leichen
in ihrem Keller befinden könnten. Damit sollte nach Öffnung und
Belastung der Bücher langsam Schluss sein.
Apropos Bücher: Eines der auffälligsten Ergebnisse des Tests stellt
die Korrektur der Darlehensbewertung dar. Um 136 Milliarden Euro
wurden die faulen Kredite von den Bankprüfern nach oben geschraubt.
Nicht gerade kaufmännische Vorsicht spiegelt das Ergebnis für
Österreich wider, wo die sechs geprüften Banken mit drei Milliarden
Euro zu wenig für Risiken vorgesorgt haben. Das entspricht ungefähr
dem Anpassungsvolumen des weitaus größeren spanischen Kreditapparats.
Somit kommt es nicht überraschend, dass Erste Group und Raiffeisen
heuer abermals mit dem Besen durch ihre Bücher gegangen sind. Schwer
zu sagen, ob der neue Realitätssinn auch ohne den Druck der EZB
eingekehrt wäre.
Zugutegehalten sei den heimischen Banken, dass sie sich angesichts
der härteren Abwärtsszenarien für Osteuropa nicht so schlecht
geschlagen haben. Auch sie können sich jetzt, mit dem Prädikat
stressfest ausgezeichnet, auf die Kreditvergabe konzentrieren.
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