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Wiener Zeitung - Leitartikel von Thomas Seifert: "Zauberlehrling IS"
Ausgabe vom 25. September 2014
Utl.: Ausgabe vom 25. September 2014 =
Wien (OTS) - Als Leonid Breschnew Weihnachten 1979 sowjetische
Truppen nach Afghanistan einmarschieren ließ, machte er einen großen
Fehler: Die USA, Pakistan und Saudi-Arabien verschworen sich gegen
Moskau und schickten ihm die Mudschahedin an den Hals, opferbereite
Dschihadisten, die die Rote Armee derart bedrängten, dass Michail
Gorbatschow 1991 entnervt das Handtuch warf und den Abzug befahl.
Das brachte zwar Afghanistan die Freiheit und war wohl auch ein
Mosaikstein im Sieg des Westens im Kalten Krieg, das Land am
Hindukusch wurde dann aber für Jahre in einem grausamen Bürgerkrieg
zwischen verschiedenen Mudschahedin-Fraktionen zerrissen.
Am 11. September 2001 mussten dann auch die USA erfahren, welch
schreckliches Monster sie da in Afghanistan mitgezüchtet hatten, als
19 vom saudi-arabischen Afghanistan-Veteranen Osama Bin Laden
angestiftete Al-Kaida-Selbstmordattentäter Boeing-Flugzeuge ins World
Trade Center in New York und ins Pentagon steuerten.
Vor allem aber hätten an diesem 11. September in den Hauptstädten der
Arabischen Welt die Alarmglocken schrillen müssen. 15 der 19
Entführer waren aus Saudi-Arabien, aber alles, was das ölreiche
Königreich nach den Anschlägen unternahm, war eine PR-Kampagne in
eigener Sache und die Ankündigung von zaghaften, vorsichtigen
Reformen.
Doch anstatt Lehren aus der furchtbaren Lektion des 11. September zu
ziehen, setzen Spender in arabischen Golfstaaten, allen voran Katar
und Saudi-Arabien, weiter auf Terrorgruppen zur Beförderung ihrer
politischen Ziele. Im gegenwärtigen Konflikt im Nahen Osten geht es
um einen Stellvertreterkrieg gegen den Iran auf dem Territorium
Syriens und des Irak mit den nützlichen Idioten der IS in der Rolle
der willfährigen Erfüllungsgehilfen. Das ließ man sich bisher in den
Ländern am Golf einiges kosten, die Terror-Organisation Islamischer
Staat (IS, vormals Isis) hat von dort - zumindest anfangs -
großzügige Unterstützung erfahren. Wenn man aber in Riad, Jeddah,
Dubai und Doha der Meinung ist, dass der Blowback diesmal ausbleibt,
dann täuscht man sich. Die Dschihadisten der IS, die das Handwerk des
Tötens in Syrien und dem Irak ausgeübt haben, werden ihr
schreckliches Können eines Tages nach Hause mitnehmen. Es ist daher
im eigenen Interesse der Könige und Emire am Golf, dem Treiben der IS
ein Ende zu setzen.
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