- 24.09.2014, 08:30:32
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EU-Projekt Sinfonia startet
Innsbruck und Bozen werden im größten Smart City-Projekt Österreichs mit Energieeffizienz-Investitionen in Millionenhöhe zukunftsfit und zu europäischen Vorbildern.

Utl.: Innsbruck und Bozen werden im größten Smart City-Projekt
Österreichs mit Energieeffizienz-Investitionen in
Millionenhöhe zukunftsfit und zu europäischen Vorbildern. =
Innsbruck (OTS) -
Know-how aus Innsbruck und Bozen für Europa
Weltweiten Schätzungen zufolge stehen zwei Drittel der
Endenergienachfrage mit dem Verbrauch in Städten in Verbindung und
bis zu 70% der CO2-Emissionen werden in Städten produziert. Wollen
Europas Städte attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum bleiben,
müssen sie energieeffizienter werden und dabei in eine Vielzahl
bestehender Strukturen eingreifen. Tiroler und Südtiroler Partner aus
Wirtschaft und Wissenschaft nehmen sich dieser komplexen
Herausforderung mit internationalen Partnern ab sofort im EU-Projekt
Sinfonia an: Gemeinsam entwickeln sie technisch anspruchsvolle und
auf andere urbane Regionen übertragbare Maßnahmen zur hochwertigen
Gebäudesanierung sowie zur Umsetzung intelligent vernetzter Strom-,
Kälte- und Wärmenetze mit einem hohen Anteil an Energie aus
erneuerbaren Quellen. In ausgewählten Stadtteilen von Innsbruck und
Bozen sollen der Energiebedarf um 40-50% gesenkt und der Anteil
regenerativer Quellen in der Strom- und Wärmeversorgung um 30%
gestärkt werden. Der CO2-Ausstoß soll um 20% gesenkt werden. In
Innsbruck ist es der Osten der Stadt, der zum sogenannten "Smart
District" wird. Maßnahmen, die dort wirken, werden im Anschluss für
fünf weitere europäische Städte -Rosenheim (D), La Rochelle (F),
Sevilla (ES), Paphos (CY) und Boras (SE) als sogenannte Early Adopter
Cities - adaptiert und zur Umsetzung vorbereitet. Weitere neun
europäische Städte (Cluster Cities) zeigen an den Ergebnissen aus
Innsbruck und Bozen bereits heute Interesse. Innsbruck und Bozen
werten Sinfonia damit als echtes Leuchtturmprojekt, das Innsbruck und
Tirol neben Wertschöpfung, Wissen und Lebensqualität viel
internationale Sichtbarkeit zur Zukunftsfrage Energie bringen wird.
EU fördert Maßnahmen im Gesamtwert von 43 Millionen Euro
Sinfonia ist ein Projekt, das über 30 Partner aus acht europäischen
Ländern in der Förderlinie "Smart Cities & Communities" des 7.
EU-Forschungsrahmenprogramms eingereicht haben. Von diesen Partnern
kommen 13 aus Tirol und weitere acht aus Südtirol. Projektkoordinator
ist das SP Technical Research Institute of Sweden. Im Vorjahr ist das
Konsortium von der Europäischen Kommission zu Vertragsverhandlungen
eingeladen worden, jetzt ist der Fördervertrag unterzeichnet, die
Arbeiten beginnen. Zur Förderung durch die EU haben die Partner im
Rahmen von Sinfonia Arbeiten und Maßnahmen im Wert von insgesamt 43,1
Millionen Euro eingereicht, die EU stellt dafür Fördermittel in Höhe
von insgesamt 27,5 Millionen Euro zur Verfügung. Im Innsbrucker Osten
werden im Rahmen des Projektes insgesamt 21,4 Millionen Euro
investiert, von welchen die EU rund 12,2 Millionen Euro aufwendet.
Bezogen auf die Gesamtfördersumme von 27,5 Millionen Euro ist
Sinfonia das bisher größte EU-Projekt aus dem 7.
Forschungsrahmenprogramm (FP7) im Bereich Energie, das nach Tirol
geholt werden konnte. Zudem ist es das größte FP7-Projekt aus dem
Programm Smart Cities, das in Österreich umgesetzt wird. Insgesamt
wird Sinfonia bis zu 125 Mio. Euro an Investitionen für ein
energieeffizientes Innsbruck auslösen.
Tiroler Partner im Überblick
Welche Ideen zur Nutzung von mehr erneuerbaren Energien oder zur
Erhöhung der Energieeffizienz lassen sich technisch umsetzen? Machen
sie auch wirtschaftlich Sinn? Welche Rolle spielt das Verhalten der
Kunden von Strom, Wärme und Kälte für den Erfolg von neuen Maßnahmen?
Und welche in Tirol erprobten Instrumente wirken auch in europäischen
Städten anderer Klimazonen? Zur Beantwortung dieser und ähnlicher
Fragen arbeiten am Standort Tirol die folgenden Partner eng zusammen:
Stadt Innsbruck, IKB AG, Neue Heimat Tirol, Innsbrucker Immobilien
GmbH & Co KG, Universität Innsbruck, Passivhausinstitut Innsbruck,
Liebherr Hausgeräte und TIGAS sowie die angeschlossenen Partner ATB
Becker, e3 Consult GmbH, alpS und TIWAG. Die Koordination der
Zusammenarbeit der Partner übernimmt die Standortagentur Tirol als
sogenannter District Leader. Der Cluster Erneuerbare Energien Tirol
hat das Projekt initiiert und begleitet es in enger Zusammenarbeit
mit der europäischen Förderberatung in der Standortagentur Tirol.
Gebäude: Richtung Zero Energy mit umfassendem Monitoring
Mehr als tausend Wohnungen werden in Innsbruck und Bozen im Rahmen
von Sinfonia saniert. In Innsbruck trimmen die Neue Heimat Tirol und
die Innsbrucker Immobilien Gesellschaft IIG insgesamt bis zu 66.000
m2 Wohnfläche auf Energieeffizienz. Der Heizwärmebedarf der Wohnungen
soll auf durchschnittlich 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter und
Jahr gesenkt werden. Zum Teil wird er auch Passivhausniveau (< 15
kWh/m2*a) erreichen. Dazu werden unter anderem Fenster getauscht,
Wärmeschutz über neuartige, vorgefertigte Dämmfassaden erzielt,
Photovoltaik, Solarthermielösungen und Wärmepumpen integriert sowie
kontrollierte Wohnraumlüftungen eingebaut. Besondere
Herausforderungen liegen für die gemeinnützigen Wohnbauträger unter
anderem im Einbau von Komfortlüftungen ohne Eingriff in die
bestehenden Wohnungsstrukturen, in der Sanierung von Altbauten mit
Passivhauselementen nach dem sogenannten EnerPHit-Standard bzw. in
der innovativen Sanierung denkmalgeschützter Objekte nach Kriterien
des Bundesdenkmalamts. Ein breites Monitoring der Maßnahmen wird von
der Universität Innsbruck vorgenommen. Dazu werden in 500 Wohnungen -
330 davon in Innsbruck - ein Jahr lang Temperatur, Luftfeuchte und
CO2-Gehalt gemessen und zusätzlich der Stromverbrauch, getrennt nach
Haustechnik und Haushaltsstrom, ausgewertet. So werden der genaue
Erfolg verschiedener Maßnahmen vor dem Hintergrund des
Verbrauchsverhaltens der BewohnerInnen ermittelt und die Grundlage
für deren Übertragbarkeit in andere europäische Städte geschaffen.
Strom, Wärme, Kältenetze: Erneuerbar und intelligent
Mit intelligenten Strom-, Wärme und Kältelösungen tragen die IKB und
die TIGAS zur nachhaltigen Entwicklung der Innsbrucker
Energieversorgung bei. Zum Aufbau der innovativen Strom- und
Wärmeversorgung werden zum Beispiel Photovoltaik mit
Batteriespeicher, Kraft-Wärme-Kopplung, Solarthermie, Wärme-
Kältespeicher, Wärmepumpen zur Nutzung lokaler Abwärmequellen oder
Wärmeversorgung über Fernwärmenetze eingesetzt. Im Osten von
Innsbruck wird die IKB ein intelligentes Stromnetz, ein sogenanntes
"Smart Grid" aufbauen, um die im Rahmen von Sinfonia zu
installierenden dezentralen Stromerzeugungsanlagen und
Batterie-Speicher mit den Verbrauchern zu vernetzen. Durch eine
intelligente Netzsteuerung lassen sich beispielsweise die schwankende
Stromerzeugung von PV-Anlagen, der Einsatz von
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, der Betrieb von Wärmepumpen und die
Be- bzw. Entladung von Batteriespeichern optimal aufeinander
abstimmen. In den Wohnungen sollen sogenannte Smart Meter,
softwaregestützte Energiemanagementsysteme und innovative
Haushaltsgeräte der Firma Liebherr dabei helfen, Stromproduktion und
Verbrauch besser aufeinander abzustimmen.
Auch im Bereich der Wärme- und Kälteerzeugung und -verteilung setzt
Sinfonia auf neue smarte Lösungen. Man plant Maßnahmen zur
industriellen und gewerblichen Abwärmenutzung, beispielsweise aus den
Abwasserkanälen, der Kläranlage oder den Tunnelwässern des
Brennerbasistunnels, den Einsatz moderner
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen zur Wärme- und Stromproduktion oder die
Vernetzung von dezentralen Wärmepumpen zur Produktion von Wärme- und
Kälteenergie. Der Brennerbasistunnel stellt dabei eine ganz besondere
Wärme-/Kältequelle dar: Es ist beabsichtigt, das im österreichischen
Abschnitt des Brennerbasistunnels anfallende Bergwasser am Ausgang
der Sillschlucht aus dem Tunnel auszuleiten und mittels Wärmepumpen
für die Beheizung bzw. Kühlung von Wohn- und Geschäftsgebäuden
thermisch zu nutzen. Nach heutigem Wissenstand geht man von einer
Bergwassermenge von 200-300 l/s mit einer Temperatur von ca. 22GradC
aus. Aus diesem Drainagewasser ließe sich theoretisch eine Leistung
von ca. 10 Megawatt erzielen. Bei einer tatsächlichen Umsetzung
könnten auf diesem Weg bis zu 20.000 Megawattstunden Wärme in die
Sinfonia-Gebäude geliefert werden. Zusätzlich soll ein neuer Kataster
die weiteren Potenziale zur Nutzung von Abwärme, beispielsweise aus
Industriebetrieben oder Abwasser aus Haushalten insgesamt prüfen.
Erfolgsfaktor Beteiligung
Eine qualitativ hochwertige Umsetzung der geplanten Maßnahmen kann
nur erzielt werden, wenn alle vom Projekt betroffenen und im Projekt
beteiligten Partner bestmöglich zusammenarbeiten. Aus diesem Grund
nehmen die Vernetzung und Kommunikation in Form von
Öffentlichkeitsarbeit, Information und Bewusstseinsbildung lokaler,
politischer und ökonomischer Entscheidungsträger sowie Betroffener
und der Bevölkerung im Projekt eine wichtige Rolle ein und werden in
einem eigenen Work-Package "WP6: Local Stakeholder Involvement,
Evaluation & Follow up in Demo Cities" bearbeitet. Unter Leitung des
alpS - Zentrum für Naturgefahren- und Risikomanagement der
Universität Innsbruck, soll mit verschiedenen Maßnahmen unter anderem
auch die lokale Akzeptanz der in Innsbruck und Bozen umgesetzten
Demonstrationsmaßnahmen gesichert werden. Deshalb werden insbesondere
auch Mieterinnen und Mieter der zur Sanierung vorgesehenen Gebäude in
alle Prozesse miteingebunden. Basierend auf den Erfahrungen werden
Vorschläge für einen erfolgreichen Beteiligungsprozess sowie dessen
Herausforderungen aufbereitet und gemeinsam mit allen weiteren
Ergebnissen an die Early Adopter Cities weitergereicht.
Statements der Partner:
siehe Anlagedatei "Sinfonia - Statements der Partner."
Förderinformation
Das Projekt Sinfonia wird gemäß der Finanzhilfevereinbarung Nr.
609019 im Zuge des Siebten Rahmenprogramms der Europäischen Union für
Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration gefördert.
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