• 05.09.2014, 13:05:18
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  • OTS0139 OTW0139

Gilt das Kirchenrecht?

Pächter des Stifts Klosterneuburg warten auf Entscheidung des Papsts

Utl.: Pächter des Stifts Klosterneuburg warten auf Entscheidung des
Papsts =

Langenzersdorf (OTS) -

Sua Santità Francesco
Sommo Pontefice
Casa Santa Marta
V-00120 Città del Vaticano

Eure Heiligkeit!

Wir möchten Euch für die Beantwortung unserer Schreiben durch Euren
Assessor Prälat Wells am 7. April herzlichst danken!

Offenbar scheint es jedoch ein Missverständnis zu geben, was das
"Eingreifen in behördliche Angelegenheiten im Ausland" betrifft.
Derzeit führen wir keine Verfahren gegen das Chorherrnstift
Klosterneuburg. Alle Verfahren sind abgeschlossen und haben für die
Pächter nicht den gewünschten Erfolg gebracht, weil es leider einen
Unterschied gibt zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen"! Wir
hatten diese Gerichtsverfahren auch nur geführt, weil uns seitens des
Stifts Klosterneuburg dazu geraten wurde (Protokoll eines Gesprächs
zwischen dem Stift - vertreten durch den Abt, den Kämmerer und
Mitarbeiter der Liegenschaftsverwaltung - und dem Pächterverein im
Jahr 2006, als der Kämmerer meinte: "Wenn sich ein betroffener
Pächter in seinen Rechten verletzt fühlt, könne er ja den Gerichtsweg
beschreiten").

Wir haben mit großem Interesse die aktuelle Berichterstattung in den
Medien verfolgt, wonach Eure Heiligkeit nun Richtlinien für Orden im
Umgang mit Geld und Gütern erlassen hat, dies gibt uns Hoffnung, dass
es doch noch eine Lösung unserer Probleme mit dem Stift
Klosterneuburg geben kann!

Dass Eure Verfügung notwendig war, zeigt allein schon, wie das Stift
Klosterneuburg seine wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Wir fügen
das aktuelle Organigramm und eine Darstellung seiner Betriebe bei. In
einem Zeitungsartikel (KURIER) vom 18. August 2014 gibt der
Finanzdirektor des Stifts bekannt:

"...Wir haben etwa 200 Mitarbeiter und rund 10.000 Hektar
Grundbesitz, davon sind 8000 Hektar Forst und 1500 Hektar verpachtete
Flächen, darunter 700 Wohnungen. Der Rest entfällt auf
Bio-Landwirtschaft und unser Weingut", sagt Finanzdirektor Paul
Wallner. Aus rund 30 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften die
Chorherren vor allem aus Verpachtungen, Forstwirtschaft und Wein etwa
vier Millionen Gewinn. Ein Viertel davon, also rund eine Million Euro
pro Jahr, wird gespendet. Das Stift Klosterneuburg unterstützt unter
anderem die Sozialprojekte des Jesuitenpaters Georg Sporschill in
Südosteuropa, ein Kinderdorf in Indien und ein Sozialprojekt für Roma
in Rumänien..."

Wie kann ein katholischer Orden auf Gewinn ausgerichtet sein??? Wie
lässt sich das mit dem Gelübde über Armut, Gehorsam und Keuschheit
vereinbaren?

Kürzlich wurde in der Zeitschrift GEWINN (Ausgabe 5/2014)
bekanntgegeben, dass das Stift Klosterneuburg mehrere Grundstücke
(18.000 m2) in Wien Donaustadt zum Kaufpreis von mehr als Euro 9 Mio.
erworben hat!

Heiliger Vater, Ihr wollt eine arme Kirche ohne Grundbesitz!
Es ist allgemein bekannt, dass das Stift Klosterneuburg hauptsächlich
mit dem Fertighaus-Unternehmen GLORIT zusammenarbeitet und auf vielen
Grundstücken in der Umgebung der zuletzt erworbenen Flächen
Fertighäuser und -wohnungen unter dem Motto "Luxury Living" errichtet
wurden bzw. werden, wobei für die Grundstücke ein Pachtzins von ca.
Euro 20 - 24/m2 verlangt wird.
(http://www.glorit.at/index.php?id=251&L=0)

Ein Artikel im AUGUSTIN vom 29.6.2011 beschreibt diese Vorgänge sehr
treffend:

"...Die schmutzigen Vorarbeiten zur 'sozialen Säuberung' der schönen
Lage, zur Verdrängung des Sozialen aus den besten Adressen, übernimmt
ausgerechnet ein zum economy player gereifter ehemaliger christlicher
Armuts-Orden. Das Stift Klosterneuburg ist größter Grundeigentümer in
dieser Region, die Häuslbauer_innen habe als Pächter von
Stiftsparzellen keinerlei Rechte, die Gentrifizierung ihrer 'Riviera'
zu beeinflussen..."

(http://www.ots.at/redirect/augustin)

Wie lässt sich das oben Beschriebene mit dem Can. 634 CIC
(Kirchenrecht, Buch 2/ Institute des geweihten
Lebens/Ordensinstitute/Artikel3/Vermögen und Vermögensverwaltung)
vereinbaren, wo es heißt:

§ 1. Institute, Provinzen und Niederlassungen sind als juristische
Personen von Rechts wegen fähig, Vermögen zu erwerben, zu besitzen,
zu verwalten und zu veräußern, sofern nicht diese Fähigkeit in den
Konstitutionen ausgeschlossen oder eingeschränkt ist.

§ 2. Sie haben aber jedwede Art von Luxus, von unmäßigem Gewinn und
von Güteranhäufung zu vermeiden.

Die Renovierung des Stifts Klosterneuburg seit dem Jahr 2003:
den Medien ist zu entnehmen, dass die Kosten für die Renovierung des
Stifts zwischen 2003 und 2006 rund 34 Mio. Euro betragen haben. In
einer Darstellung der Wirtschaftsbetriebe (anbei) ist von jährlich
1,1 Mio. Euro seit 1977 die Rede. Da 2014 das 900-jährige Bestehen
des Stifts gefeiert wird (das ganze Jahr über!), wurde nochmals
gründlich renoviert: die Kosten dafür (Wertschöpfung) beliefen sich
laut Website des Stifts auf ca. 12,5 Mio. Euro! 60 % davon brachte
das Stift aus eigenen Einnahmen auf, der Rest stammt vom Land
Niederösterreich, dem Bund und der Stadt Klosterneuburg, also alles
aus Steuergeldern!!!

Das Stift Klosterneuburg bezieht jährlich beträchtliche Summen an
landwirtschaftlichen Fördergeldern der Europäischen Union! Im Jahr
2012 betrugen diese rund Euro 370.000, im Jahr 2013 rund Euro
526.000!
(www.transparenzdatenbank.at)

Im Februar 2013 reiste Abt Backovsky samt Gefolge zur Außenstelle
Glen Cove in die USA, um dort ein rauschendes Fest (Inaugural
Headmaster's Ball - An Evening of Dining and Dancing in the Viennese
Tradition) zu feiern! Bei dieser Gelegenheit wurde ihm auch zu seinem
70. Geburtstag gratuliert!

Video auf https://www.youtube.com/watch?v=2ETlD_-2cjc

Abt Backovsky brachte eine Spende mit, weiters lud er die Mitarbeiter
dieser Außenstelle zu den 900-Jahr-Feiern nach Klosterneuburg ein!

Wir hatten in unserem ersten Schreiben an Euch (anbei) bereits
unsere Anliegen beschrieben: nach wie vor wollen einige Pächter ihr
Grundstück kaufen, so wie es ihnen bei Pachtvertragsabschluss von den
Herren des Stifts versprochen wurde!

Diese Verkäufe hat es in großer Zahl nach Ende des Zweiten
Weltkrieges und bis zum Amtsantritt von Abt Backovsky Mitte der
90erJahre gegeben. Allein in Langenzersdorf konnten ca. 500 Pächter
ihre Pachtgrundstücke kaufen! Zur Zeit der russischen Besatzung
(1945-1955) trat das Stift von sich aus an viele Pächter heran und
bot den Kauf an. Es herrschte seitens des Stifts die Angst, dass
auch die Russen das Stift enteignen könnten! (Einige Pächter bzw.
deren Eltern hatten während des 2. Weltkrieges, als das Stift
Klosterneuburg von den damaligen Machthabern enteignet wurde, ihre
Grundstücke kaufen können. Nach Kriegsende und Rückstellung der
Grundstücke wurden diese Grundverkäufe annulliert, sie wären nicht
rechtsgültig zustande gekommen!).

Die beigefügten Fotos sollen Euch zeigen, wie Langenzersdorf vor der
Besiedelung durch die Pächter ausgesehen hat und wie es sich heute
präsentiert. Unendlich viel Fleiß, Sparsamkeit, Entbehrungen und
Mühsal der Pächter haben dieses Land aufgewertet. Und diese
Wertsteigerung macht sich das Stift Klosterneuburg jetzt zunutze,
ohne jemals einen finanziellen Beitrag dafür geleistet zu haben!
Unbrauchbares Land, das ihnen vor 900 Jahren geschenkt wurde, wird
seit einigen Jahren dazu benutzt, um uns Pächter zu Abhängigen zu
machen! Von unseren Nachkommen verlangt das Stift bis zum Sechsfachen
des bisherigen Pachtzinses, obwohl es seit jeher eine jährliche
Wertanpassung nach dem Bauhilfsarbeiterlohnindex gibt!

Kirchenrecht - CIC

Buch 5/Kirchenvermögen/Titel 2: Vermögensverwaltung
(http://www.codex-iuris-canonici.de/indexdt.htm):

Can. 1273:
"Kraft des Leitungsprimats hat der Papst die oberste Verwaltung und
Verfügung über alle Kirchengüter"

Heiliger Vater, wir bitten Euch, in Anbetracht Eurer Verfügungsgewalt
über das Stift Klosterneuburg und dessen Güter, jenen
Kapitelbeschluss unter Abt Backovsky bezüglich keiner weiteren
Veräußerung von Grundstücken für jene Pächter aufzuheben, denen ein
späterer Kauf (zu sozialen Bedingungen und unter Anrechnung des
bisher bezahlten Pachtzinses) versprochen wurde und die nach wie vor
zu einem Kauf bereit sind, und ebenfalls dafür Sorge zu tragen, dass
den übrigen Bestandnehmern Baurechtsverträge (anstelle von
Superädifikatsverträgen!) mit fairen Bedingungen und sozialen,
leistbaren Baurechtszinsen vorgelegt werden, der ihnen und ihren
Nachkommen das Wohnhaus (ihr Lebenswerk!) sichert!

Gerne sind wir auch bereit, Eure Heiligkeit persönlich im Vatikan zu
besuchen, um die Sachlage ausführlich zu besprechen!

Wir möchten Eurer Heiligkeit für Eure Hilfe herzlichst danken und
wünschen Euch viel Kraft und Gesundheit und ein langes Leben, um Eure
Tempelreinigung weiter fortsetzen zu können! Wir beten für Euch!

Mit unserer großen Hochachtung für Eure Werke verbleiben wir

PÄCHTERVEREIN LANGENZERSDORF

Elisabeth Weidenthaler Gert Teply
Obfrau Obfrau-Stellvertreter

Beilagen:
Schreiben vom 17. Juni 2013
Fotos Langenzersdorf
Organigramm Wirtschaftsbetriebe Stift Klosterneuburg
Darstellung Wirtschaftsbetriebe

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

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