- 21.08.2014, 18:02:46
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Tirol ist gesünder. Aber warum?

Wien (OTS) - Europäisches Forum Alpbach, 20.8.2014. Tirol ist
 gesünder. Aber warum? Bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen wollte
 das die Tiroler Gebietskrankenkasse genauer wissen. Dazu hatte die
 TGKK eine Reihe von Experten aus Wissenschaft und Politik geladen, um
 dieser Frage nachzugehen. Ein gesundheitliches West-Ost-Gefälle zieht
 sich durch Europa und teilt auch Österreich in einen gesünderen
 "Westen" und einen statistisch gesehen weniger gesunden "Osten". Ein
 Resultat ist fix: An den Genen liegt es nicht.
Die Tiroler sind im Bundesländervergleich die gesündesten
 Österreicher, werden am ältesten, haben die höchste
 Gesundheitskompetenz (Health Literacy) und brauchen am wenigsten von
 ihrer Gebietskrankenkasse. Gibt es dafür Erklärungsansätze der
 Wissenschaft und was bedeutet das für die Politik? Für die TGKK rund
 um Obmann Werner Salzburger und Direktor Dr. Arno Melitopulos
 geeignete Fragen, um im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche
 einen Prozess zu starten, in dem zuerst festzustellen ist, ob die
 Tiroler tatsächlicher gesünder sind und wenn ja, in welchen Bereichen
 und insbesondere warum. Obmann Werner Salzburger: "Wir wollen aus
 unserer Verantwortung für die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler
 heraus möglichst genau wissen wo wir ansetzen müssen, um einen
 allfälligen Vorsprung nicht zu verspielen und wo es klaren
 Handlungsbedarf für die Zukunft gibt."
Wissenschaftlich beleuchtet wurde der Gesundheitsstatus der Tiroler
 durch Referate von Univ.-Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür, Leiter des
 Ludwig Boltzmann Instituts für Health Promotion Research, Univ. Prof.
 Mag. Dr. Hengstschläger, Vorstand Institut für Medizinische Genetik
 der MedUni Vienna und Direktor Dr. Arno Melitopulos.
Im Anschluss diskutierten Bundesminister Alois Stöger, Landesrätin
 Dr. Beate Palfrader, Univ. Prof. Dr. Helga Fritsch und TGKK-Obmann
 Werner Salzburger über die Bedeutung der Ergebnisse für das
 Gesundheitssystem; moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Alois
 Vahrner, Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung.
West-Ost-Gefälle in Gesundheitsdaten erkennbar
Privatdozent Mag. Wolfgang Dür, Direktor des Ludwig Boltzmann
 Instituts für Health Promotion Research, hat 88
 Gesundheits-Indikatoren aus nationalen und internationalen Studien
 verglichen. Durch die Auswertung verschiedener Zahlen von Statistik
 Austria, Eurostat und Einzelstudien wurde klar untermauert: Die
 Tiroler Bevölkerung verfügt im Vergleich zum Österreichschnitt über
 eine höhere Gesundheitskompetenz, raucht deutlich weniger (in
 Westösterreich rauchen 12,4 % der 18 bis 80jährigen, in
 Ost-Österreich sind dies 26,7%), ernährt sich gesünder und bewegt
 sich mehr. Die Lebenserwartung der Tiroler liegt um ein Jahr über dem
 Österreichschnitt (79,5 Jahre bei den Männern und 84,2 Jahre bei
 Frauen) und Tiroler leben im Schnitt zwei Jahre länger als die
 Bewohner von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. In Tirol gibt
 es unter den über 64-Jährigen eine geringere Sterblichkeit an
 Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine geringere Mortalität bei Krebs
 ebenso wie aufgrund von Diabetes mellitus. Weniger Herzinfarkte,
 weniger Personen mit Bluthochdruck, weniger SchülerInnen mit
 Magenschmerzen, Gereiztheit und Nervosität runden das Gesamtbild vom
 "gesunden Westösterreicher" ab. Und unter der Tiroler Jugend gibt es
 nur halb so viele stark Übergewichtige wie beispielsweise in
 Niederösterreich.
Gene nicht verantwortlich
"Genetisch gesehen sind die Tiroler nichts Besonderes, sie
 unterscheiden sich genetisch definitiv nicht von den übrigen
 Österreichern", eröffnete Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger,
 Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik der Medizinischen
 Universität Wien, seinen Vortrag. Die Ursache für das sogenannte
 West-Ost-Gefälle muss vor allem im Verhalten und in der Umwelt
 liegen, so Hengstschläger. Ein Umzug nach Tirol würde somit nicht
 bedeuten, dass man länger lebt, äußere Faktoren seien in diesem
 Zusammenhang wesentlich bedeutender.
Geringeres Einkommen - dennoch gesünder
Dr. Arno Melitopulos, Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse,
 lieferte Daten und Fakten dazu: Der Durchschnittsverdienst in Tirol
 liegt im österreichischen Schlussfeld, die Lebenshaltungskosten
 deutlich über dem Österreichschnitt. Tiroler gehen verstärkt zum
 Hausarzt, vielfach wird der Arzt auch präventiv besucht -
 Vorsorgeuntersuchungen werden häufiger genützt als im
 Österreich-Schnitt. Die Lebenserwartung spiegelt das wider: Im
 Bezirksvergleich wurde der Trend deutlich, dass Tiroler länger leben,
 insbesondere in den Bezirken Kitzbühel, Kufstein und Lienz. Neben
 Fakten zum Leistungsangebot und Inanspruchnahme von
 Anspruchsberechtigten der TGKK sowie dem repräsentativen
 Gesundheitszustand und Wohlbefinden der Tiroler lieferte Dr.
 Melitopulos einen Ausblick, der Gesundheit in allen Politikbereichen,
 im Fachjargon Health in all Policies, vorsieht: "Tiroler stehen im
 Gesundheitsvergleich gut da, man sollte sich auf den Lorbeeren aber
 nicht ausruhen. Wichtige Einflussfaktoren auf die Gesundheit befinden
 sich allerdings außerhalb des Gesundheitssystems. Bei der Versorgung
 sind wir schon recht gut aufgestellt. Wir sehen das größte
 Gesundheitspotenzial daher in den täglichen Lebenswelten der
 Menschen, insbesondere im Sozial- und Bildungsbereich, aber auch im
 Umwelt- und Wirtschaftsbereich. Sämtliche Lebensweltenverantwortliche
 und damit Ressorts müssen das Thema Gesundheit mitdenken, dann können
 wir die Gesundheitskompetenz als wichtigsten Erfolgsfaktor für ein
 gesundes Leben steigern."
Wege in eine gesündere Zukunft
Was macht oder hält gesund? Wo soll Gesundheitspolitik vorrangig
 ansetzen? Bei der Diskussion "Tirol ist gesünder. Aber warum" wurde
 der Boden für viele dieser Fragen aufbereitet. Die innovative
 Expertendiskussion bot viele Aspekte und Absichten. So erklärte
 Bundesminister Stöger: "Der Weg in eine gesündere Zukunft führt über
 weniger rauchen, mehr Bewegung und verbessertes Gesundheitswissen."
 Dies habe die Politik erkannt, daher soll die Gastronomie rauchfrei
 werden, der nationale Aktionsplan Bewegung ist erarbeitet und es
 werde auch damit begonnen, das Gesundheitswissen der Bevölkerung zu
 stärken und in den Lehrplänen der Schulen zu verankern.
"Wir haben früh angefangen, unsere Studienpläne an die veränderten
 Ansprüche anzupassen, es wird in der Ausbildung zum Beispiel
 verstärkt auf die alternde Gesellschaft eingegangen und es werden
 multifaktorielle Krankheiten erforscht", so Universitätsrektorin
 Fritsch. "Wesentlich für ein gesundes Land ist aber auch, dass die
 hier ausgebildeten Ärzte tatsächlich im Land bleiben." 
 Für Landesrätin Palfrader liegt ein Schlüssel zu mehr Gesundheit in
 einem ganzheitlichen Gesundheitssystem, in dem Prävention vor
 kurativer Medizin steht. Daher gehe es nicht zuletzt um
 Bewusstseinsbildung, um gesunde Lebenswelten zu erhalten oder
 aufzubauen, sei es im Bereich Familie, Beruf, Gemeinde oder Schule.
 Und ihr Nebensatz: "Wenn es nicht die Gene sind, warum die Tiroler
 gesünder sind - vielleicht liegt es doch an der Landespolitik."
Die Tiroler Gebietskrankenkasse hatte zu diesem sehr gut und
 hochkarätig besuchten Diskussionsnachmittag nach Alpbach geladen.
 Dazu Obmann Werner Salzburger: "Wir wollten damit einen Anstoß für
 ein gesünderes Österreich geben. Uns ist wichtig, dass wichtige
 Erkenntnisse gefunden und kommuniziert werden, damit es uns gelingt,
 unsere Bevölkerung möglichst gesund zu erhalten - ein wichtiger
 Schritt in diese Richtung: Die Initiativen in der
 Gesundheitsförderung. Wir sind als TGKK auf dem Weg in Richtung
 Gesundheitskasse, es wird aber auch zukünftig viel zu tun geben."
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