• 11.07.2014, 09:00:33
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Schulgeld durch die Hintertür - Oberösterreichs Eltern berappen 15 Millionen Euro für Privatnachhilfe ihrer Kinder

Linz (OTS) - In Oberösterreich muss etwa jeder fünfte Haushalt mit
Schulkindern außerschulische Lernhilfe in Anspruch nehmen. Die
Privatnachhilfe ihrer Kinder kostet Eltern im Schnitt rund 670 Euro
pro Schuljahr. Hochgerechnet auf das Bundesland sind das 15 Millionen
Euro. "Dieses Schulgeld durch die Hintertür ist nicht akzeptabel. Für
viele Haushalte sind die Ausgaben für die Schule auch so schon
belastend genug. Wir müssen das Schulsystem so umgestalten, dass quer
über alle Schultypen der Lehrstoff ausreichend vermittelt und geübt
und damit Privatnachhilfe überflüssig wird", sagt AK-Präsident Dr.
Johann Kalliauer.

In einer repräsentativen Studie hat das IFES im Auftrag der
Arbeiterkammer im April und Mai dieses Jahres Eltern von Schulkindern
zum Thema Nachhilfe befragt. Ergebnis: In Oberösterreich fühlen sich
knapp 40 Prozent aller betroffenen Eltern durch die Kosten sehr stark
bzw. spürbar belastet, bei niedrigeren Haushaltseinkommen sogar 80
Prozent. Logische Konsequenz: Privatnachhilfe wird eher in Anspruch
genommen, je höher das Haushaltseinkommen ist. Fast zehn Prozent der
befragten Eltern geben ausdrücklich an, sich bezahlte Nachhilfe nicht
(mehr) leisten zu können.

80 Prozent aller befragten Eltern lernen mit ihren Kinder zu
Hause, ein Drittel sogar täglich. Je älter die Kinder bzw. je höher
die Schulstufe ist, umso weniger ist das möglich. Der
Hilfslehrereinsatz kostet nicht nur Zeit, sondern führt oft auch zu
Stress und familiären Konflikten.

Problemfach "Mathe"
Bei zwei von drei Haushalten muss in Mathematik außerschulisch
nachgeholfen werden. Mathematik ist quer über alle Schulstufen und
Schultypen Nachhilfefach Nummer 1. Das sollte Anlass genug sein, um
über neue didaktischen Ansätze sowie über eine Stärkung der
Kompetenzen (z.B. auch der Sozialkompetenz) der Lehrenden
nachzudenken. Was klappt in der Privatnachhilfe, was im Klassenzimmer
offenbar nicht möglich ist?

Nachhilfe, um möglichst gute Noten zu haben
Früher wurde Nachhilfe vornehmlich beansprucht, um Fünfer zu
verhindern. Dieses Motiv geben in Oberösterreich nur mehr 16 Prozent
der Befragten an. Fast die Hälfte der Nachhilfeschüler/-innen will
die Note ausbessern. Das zeigt, dass Wettbewerb und Leistungsdruck
immer stärker auf die Schule durchschlägt. Rund die Hälfte der
Nachhilfeschüler/-innen fragt Nachhilfe nach wie vor im Vorfeld von
Tests und Schularbeiten nach, 43 Prozent erhalten Nachhilfe bereits
während des gesamten Schuljahres. Das Ausmaß nimmt zwar mit der
Schulstufe zu, ist aber keineswegs auf die Oberstufe beschränkt. So
erhalten beispielsweise bereits sieben Prozent der
Volksschüler/-innen Nachhilfe.

Professionelle Institute und der "graue Markt"
Ein Viertel der bezahlten Nachhilfe wird über professionelle
Nachhilfe-Institute abgewickelt. Dem steht ein breiter "grauer
Angebotsmarkt" gegenüber, der sich in hohem Maß aus Lehrkräften
(knapp ein Drittel der bezahlten Nachhilfe in Oberösterreich) und
Studierenden (gut ein Fünftel) zusammensetzt.

Fazit
Privatnachhilfe ist nicht für alle leistbar und verstärkt daher
Bildungsungleichheit, auch wenn sie im Einzelfall oft sehr effizient
ist. Was im Nachhilfeunterricht möglich ist, muss auch in der Schule
möglich sein. Hohe Unterrichtsqualität und ein schulischer
Förderunterricht in kleinen Lerngruppen dürfen nicht an der
Kostenfrage scheitern. In der Schule muss genügend Zeit zum
Nachfragen, Üben und Wiederholen sein. Dafür müssen auch die
Rahmenbedingungen des Unterrichtens sowie der Umfang von Lehrplänen
überdacht werden.

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