• 03.07.2014, 12:12:26
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"dok.film"-Premiere "Unter Menschen" über 42 Versuchsaffen im ehemaligen Safaripark Gänserndorf

Am Sonntag, dem 6. Juli, um 23.00 Uhr in ORF 2

Utl.: Am Sonntag, dem 6. Juli, um 23.00 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Berührend, intensiv und schonungslos schildert der
Dokumentarfilm "Unter Menschen" eine bewegende Lebensgeschichte von
Tier und Mensch: Der vom ORF koproduzierte Film von Christian Rost
und Claus Strigel handelt von 42 ehemaligen Versuchsaffen der
Pharmaindustrie und deren Resozialisierung im verwilderten ehemaligen
Safaripark Gänserndorf. Die mit HIV- und Hepatitisviren infizierten,
traumatisierten, verstörten, hochaggressiven Schimpansen hassen
Menschen und haben allen Grund dazu. Gemeinsam mit acht Pflegerinnen
- einige davon waren ihre ehemaligen Betreuerinnen im Versuchslabor -
leben sie abgeschottet von der übrigen Welt.
Die TV-Premiere der Dokumentation, die bei der Berlinale 2013
uraufgeführt wurde und im Sommer des Vorjahres in den
österreichischen Kinos lief, ist am Sonntag, dem 6. Juli, als
TV-Premiere im Rahmen von "dok.film" um 23.00 Uhr in ORF 2 zu sehen.

Mehr zum Inhalt:

Gut 20 Jahre ist es her, als Renate und Annemarie mit 17 ihre
Ausbildung als Tierpflegerinnen begannen. Ursprünglich ihr
Traumberuf. Aber dann kam es anders als erwartet. Ihr Berufspraktikum
brachte sie ausgerechnet in die Tierversuchslabors des Wiener
Pharmaunternehmens "Immuno". 40 Schimpansen, einzeln in engen
Gitterkäfigen gehalten, dienten als Versuchstiere für die Entwicklung
von HIV-, Hepatitis- und Grippe-Impfstoffen - für die Tiere eine
tägliche Tortur. Betäubt, mit Viren infiziert und immer isoliert.
Keine Bewegung, kein Kontakt zu anderen Affen. "Entweder du gehst

raus und vergisst, was du gesehen hast, oder du bist gefangen - für
immer", sagt Annemarie heute. Denn die beiden angehenden
Tierpflegerinnen entschieden sich damals, im Labor zu bleiben - in
der Hoffnung, den Affen wenigstens ein Minimum Kontakt geben zu
können.

Gleichzeitig braute sich um die Versuchs-Schimpansen ein
Politthriller zusammen. 1973 wurde das Artenschutzabkommen in

Washington ratifiziert. Schimpansen fielen als bedrohte Art unter die
strikten Handelsbeschränkungen. Seit Österreichs Beitritt 1984 war es
nicht mehr möglich, weitere Versuchs-Schimpansen legal ins Land zu
schaffen. Dennoch: Erst 1986 wird in Wien, am Flughafen Schwechat,
die letzte illegale Lieferung von 20 Kisten mit Schimpansenbabys
ausgeladen. Einige sind bereits tot.

1997 übernimmt der US-Pharmakonzern "Baxter" die "Immuno" und damit
ein gigantisches Problem. Wohin mit dieser giftigen
Hinterlassenschaft unserer Zivilisation? Nach langem Ringen folgt
schließlich die Lösung: Baxter errichtet im Safaripark von
Gänserndorf zwei Affenhäuser für die gequälten Tiere. Die
Pflegerinnen ziehen mit ihren Affen um und stehen vor der erträumten
Herausforderung ihres Lebens: die psychisch und physisch
traumatisierten Einzeltiere an ein artgemäßes Leben in Kleingruppen
heranzuführen.

2005 ist das Safaripark-Unternehmen bankrott. Die Schimpansen werden
Konkursmasse und mit ihnen die Pflegerinnen. Fünf Jahre lang arbeitet
das Team in ständiger Unsicherheit auf dem verlassenen
Safariparkgelände. Oft wissen sie nicht, wovon sie das Futter
bezahlen sollen. Im zweiten Anlauf gelingt es ihnen schließlich, das
Interesse des prominenten "Tierretters" Michael Aufhauser zu erregen.
2010 übernimmt sein Tierschutzunternehmen das Refugium.

Der Fortbestand der Schimpansen ist vorläufig gesichert. Die
Resozialisierung bleibt ein langwieriger Prozess, begleitet von
rührenden Fortschritten und dramatischen Rückschlägen. Eine erste
Begegnung kann mit liebevoller Umarmung oder Tod enden.
Anfang 2012 wird der über Jahrzehnte währende Traum der Betreuerinnen
wahr: Nach aufwendigen Bauarbeiten umschließen hohe Betonmauern
starkstrombewehrt die neuen Außengehege. Was von außen wie ein
Gefängnis wirkt, bedeutet für die Schimpansen - relative - Freiheit:
Erstmals in ihrem Leben können sie den Himmel über sich sehen, Wind,
Regen, Sonne und Gras unter den Füssen spüren. Aber: Sind sie zu
dieser neuen Erfahrung noch fähig?

"Die Schimpansen zeigen uns, was es bedeutet Mensch zu sein." (Jane
Goodall, Menschenaffen-Forscherin und UNO-Friedensbotschafterin)

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