• 30.06.2014, 09:48:20
  • /
  • OTS0036 OTW0036

"kreuz und quer" am 1. Juli: "Die Kraft der Rituale" und "Von Haus zu Haus. Jehovas Zeugen"

Wien (OTS) - Rituale prägen die menschliche Existenz. Sie takten
unser Leben, verbinden und grenzen aus. Sie können heilen und
schaden, inszenieren Macht und setzen Werte in Szene. Rituale sind
eine besondere Sprache der Menschen. "kreuz und quer" - präsentiert
von Christoph Riedl-Daser - spürt am Dienstag, dem 1. Juli 2014, um
22.35 Uhr in ORF 2 der "Kraft der Rituale" nach und zeigt in der
Dokumentation von Fritz Kalteis, dass die Kirchen ihr Monopol auf die
Gestaltung religiöser Feiern verloren haben. Um 23.20 Uhr folgt der
Dokumentarfilm "Von Haus zu Haus. Jehovas Zeugen" von Krzysztof
Kaczmarek, der Einblick in den Alltag und hinter die Kulissen einer
Religion gibt, die ein großes Geheimnis um ihre Glaubenspraxis macht.

"Die Kraft der Rituale" - Ein Film von Fritz Kalteis

"Ich denke, dass in allen Kulturen Bestattungsrituale zu den
wesentlichen Merkmalen menschlicher Gemeinschaften gehören. Und
dieses Ritual ausfallen zu lassen, bewirkt im Menschen eine Leere,
die anhalten mag über Jahrzehnte", so Religionsphilosoph Florian Uhl.
Der Fall des Ehepaares Trautlinde und Siegfried Raich aus Höchst in
Vorarlberg bestätigt seine These. Die beiden Söhne des Paares sind
gleich nach der Geburt gestorben. Es gab kein Begräbnis und somit
keine Möglichkeit des rituellen Abschieds für die Eltern. Das ist
jetzt 40 Jahre her - doch das Trauma blieb. Trautlinde Raich sucht
Hilfe und findet sie bei der Ritualentwicklerin Anita Bonetti: Mit
der ehemaligen Religionslehrerin entwickelt sie ein Ritual, um
abschließen zu können und den verstorbenen Zwillingen ihren
gebührenden Platz zu geben.

Anita Bonetti ist Vertreterin eines neuen Berufszweiges, der in den
vergangenen Jahren entstanden ist. In einer individualisierten
Gesellschaft steigt auch das Bedürfnis nach individuellen Ritualen -
zugeschnitten auf die Lebensumstände und Spiritualität von Kundinnen
und Kunden, die sich längst nicht mehr mit der Kirche deckt. Dennoch
suchen immer noch viele Menschen - auch wenn sie sich im Alltag
längst von der Kirche verabschiedet haben - das kirchliche Angebot
der Sakramente, allen voran Taufe und Eheschließung.

Der Film betrachtet das Phänomen Ritual aus verschiedensten
Perspektiven. Eine der Thesen: Rituale können heilen. Und zwar nicht
nur persönliche Wunden, sondern auch gesellschaftliche. Bestes
Beispiel: Die historische Rede von Franz Vranitzky im Juli 1991, in
der sich der damalige österreichische Kanzler zur Mitschuld
Österreichs an den Verbrechen des Nationalsozialismus bekannt hat.
"Das gehört in die Kategorie der Entschuldigungsrituale, der
Sühnerituale, die im politischen Bereich sehr stark geworden sind,
weil dadurch tatsächlich ein Stück weit Beruhigung eintritt bei einem
ungelösten Problem", sagt Axel Michaels, Ritualforscher von der Uni
Heidelberg.

"Von Haus zu Haus. Jehovas Zeugen" - Ein Film von Krzysztof Kaczmarek

Jeder kennt sie, die Zeugen Jehovas, die im Rahmen ihrer intensiven
missionarischen Tätigkeit immer wieder an die Haustür klopfen - aber
wer kennt sie wirklich? Nach zwei Jahren des intensiven Kontakts und
der vertrauensbildenden Maßnahmen gelang es dem Filmteam um Regisseur
Krzysztof Kaczmarek, erstmals Zugang zur Innenwelt der Zeugen Jehovas
zu erhalten, während den meisten Dokumentationen aufgrund der
strikten Kommunikationspolitik der "Bibelforscher" nur die Sichtweise
der "Aussteiger" bleibt, um sich überhaupt dem Thema anzunähern.
Kaczmareks Doku ist somit ein echter Einblick in den Alltag hinter
den Kulissen einer Religion, die ein großes Geheimnis um ihre
Glaubenspraxis macht. Der nackte Realismus der Zeugen Jehovas, der
scheinbar jeglicher religiöser Mystik und jeglichem Zauber beraubt
ist, wurde von Kameramann Attila Boa entsprechend abgebildet.

Der Dokumentarfilm besteht aus verschiedenen Szenen und Schauplätzen,
die spezielle Momente im Leben der Zeugen Jehovas widerspiegeln - die
tägliche Missionarstätigkeit, der große Kongress in Innsbruck, Szenen
aus dem Königreichsaal oder aus dem Kinderzimmer, oder ein Besuch im
Headquarter in Selters/Deutschland, dem Ort, an dem auch die bekannte
Zeitschrift "Der Wachturm" gedruckt wird. Die Zeugen Jehovas sprechen
für sich selbst und sie zeigen, wie sich das Verhältnis von Freiheit
und Gehorsam in dieser Religionsgemeinschaft - die für manche
Außenstehende immer noch als Sekte wahrgenommen wird - darstellt.

Die Zeugen Jehovas in Österreich: "Jehovas Zeugen", so die offizielle
Selbstbezeichnung, sind in Österreich seit 1911 aktiv und seit Mai
2009 eine gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft - mit ca.
21.000 Mitgliedern sind sie die fünftgrößte in Österreich. Grundlage
der Lehre der Zeugen Jehovas ist der aus der Bibel abgeleitete "Plan
Gottes mit der Menschheit". Dem "allmächtigen Gott und Schöpfer",
Jehova oder Jahwe, sind die Zeugen Jehovas zu unbedingtem Gehorsam
verpflichtet. Die Religionsgemeinschaft finanziert sich nach eigenen
Angaben durch freiwillige Spenden.

"kreuz und quer" ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand
abrufbar und steht als zeitnahe Servicewiederholung am Mittwoch im
Hauptabend auf dem Programm von ORF III Kultur und Information.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel