- 04.06.2014, 11:42:22
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E-Control: Zahlungen für Bereithalten von Kraftwerken in Österreich nicht nötig
Kapazitätsmechanismen für Regulator "lupenreine Beihilfen" - Zahlen müssten die Verbraucher - Laut Studie Versorgung in Österreich bis 2030 sicher

Utl.: Kapazitätsmechanismen für Regulator "lupenreine Beihilfen" -
 Zahlen müssten die Verbraucher - Laut Studie Versorgung in
 Österreich bis 2030 sicher =
Wien (OTS) - In Österreich seien Zahlungen für das Bereithalten von
 Kraftwerken nicht nötig, betonte Walter Boltz, Vorstand der
 Regulierungsbehörde E-Control, heute auf einem Pressegespräch in
 Wien. Durch die niedrigen Stromgroßhandelspreise rechnet sich der
 Betrieb fossiler Kraftwerke derzeit häufig nicht, wie etwa die
 beabsichtigten Schließungen bzw. Stilllegungen von drei
 konventionellen Verbund-Kraftwerken in Österreich zeigen.
 Konventionelle Kraftwerke spielen aber für die Stabilität des
 Stromnetzes eine wichtige Rolle, da sie zuverlässig und flexibel
 Strom erzeugen können, wenn Sonnen- und Windkraft witterungsbedingt
 gerade zu wenig Strom liefern. In Deutschland wird daher zur
 Sicherstellung der Versorgungssicherheit über die Einführung von
 Kapazitätsmechanismen, mit denen Kraftwerke für das bloße
 Bereitstellen von Leistung bezahlt werden, diskutiert. In Österreich
 sei die Situation anders, verdeutlichte Boltz. "Österreich verfügt
 über ausreichend Stromerzeugungskapazitäten. Für Kapazitätszahlungen
 besteht bei uns keine technische Notwendigkeit."
Boltz: "Zeche zahlen die Verbraucher"
Auf Grund der hohen installierten Kraftwerksleistungen sind in
 Österreich bis 2030 keine Probleme bei der Stromversorgungssicherheit
 zu erwarten, wie aus einer im Frühjahr fertiggestellten Studie des
 schwedischen Beratungsunternehmens SWECO im Auftrag mehrerer
 europäischer Regulatoren, Stromerzeuger und Übertragungsnetzbetreiber
 hervorgeht. "Die Einführung von Kapazitätszahlungen in Österreich
 wäre daher eine lupenreine Beihilfe für die betroffenen
 Kraftwerksbetreiber", sagte Boltz. Für die Kosten dieser Förderungen
 müssten letztlich die Stromkunden aufkommen. "Die Zeche zahlen die
 Verbraucher", so Boltz. Bei Einführung eines europaweiten
 Kapazitätsmarktes könnten die Kosten für das gesamte heimische
 Stromsystem um 20 Prozent steigen, wie die SWECO-Studie besagt. Die
 Kosten für einen österreichischen Durchschnittshaushalt würden
 ebenfalls deutlich steigen.
Grenzüberschreitenden Stromhandel verstärken
"Es gibt bessere und kostengünstigere Möglichkeiten, die
 Stromversorgung zukünftig sicherzustellen", ist Boltz überzeugt. So
 könnte etwa der grenzüberschreitende Austausch von Strom weiter
 forciert werden. "Ziel ist es, dass Länder, die gerade zusätzliche
 Energie benötigen, auf Erzeugungskapazitäten von Nachbarländern
 zurückgreifen können", sagte Boltz. Deutschland macht dies jetzt
 schon und hat sich etwa in Österreich Erzeugungskapazitäten
 ("Stromhilfe") gesichert.
Europaweite Koordination nötig
Boltz wünscht sich beim Thema Kapazitätsmechanismen eine
 europaweit abgestimmte Vorgehensweise. "Nationale Alleingänge sind
 der falsche Weg. Die Zeiten, als sich jedes Land als abgeschiedene
 Strominsel betrachtet hat und getan hat, was es wollte, sollten
 vorbei sein", sagte Boltz. "Jedes Land muss sich bewusst sein, dass
 Regelungen zu Kapazitätsmechanismen einschneidende Auswirkungen auf
 die Nachbarländer haben", bekräftigt Boltz seinen Wunsch nach einer
 stärkeren Koordination in Europa.
Bis 2020 in Europa keine neuen konventionellen Kraftwerke
 nötig
Bis 2020 ist es in Europa nicht nötig, neue konventionelle
 Kraftwerke zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit zu errichten.
 "Die nächsten fünf Jahre sind kein Problem, bis dahin kommen wir mit
 dem bestehenden Kraftwerkspark aus", sagte Studienautor Niclas
 Damsgaard vom Beratungsunternehmen SWECO. Als Anreiz für den Bau
 neuer Kraftwerke sind Kapazitätsmechanismen daher nicht notwendig.
 Nicht auszuschließen ist jedoch, dass einige fossile Kraftwerke
 aufgrund der derzeitigen Marktsituation ihren Betrieb einstellen.
 "Das ist aber zu bewältigen", so Damsgaard. Erhebliche Investitionen
 in Kraftwerke (Modernisierung, Ausbau, Neubau) sind von 2020 bis 2030
 nötig, da viele Kraftwerke bis dahin das Ende ihrer Nutzungsdauer
 erreichen. Ob die in diesem Zeitraum nötigen Investitionen finanziert
 werden können, hänge davon ab, wie hoch zu dieser Zeit die
 Stromgroßhandelspreise sind. "Seriös vorhersagen kann das niemand,
 aber viele Experten gehen davon aus, dass die Stromgroßhandelspreise
 dann wieder höher sein werden", betonte Damsgaard.
Kapazitätsmechanismen könnten falsche Investitionsanreize
 setzen
Kapazitätsmechanismen, die lediglich die Vorhaltung von
 Kraftwerksleistung abgelten, würden Investitionen stark verzerren,
 geht aus der Studie hervor. "Es fließt mehr Geld in den Ausbau von
 Kraftwerken und weniger Geld in den Ausbau von Netzen", erklärte
 Damsgaard. Insbesondere Investitionen in grenzüberschreitende
 Stromleitungen würden weniger rentabel. Wünschenswert wäre aber, dass
 Investitionen in Kraftwerke und Netze gleich behandelt werden.
 "Kapazitätsmechanismen bergen die Gefahr, falsche Investitionsanreize
 zu setzen", sagte Damsgaard. "Einzig viele konventionelle Kraftwerke
 zu haben, macht keinen Sinn, man braucht auch leistungsfähige
 Leitungen." Es benötige nicht jedes Land einen riesigen fossilen
 Kraftwerkspark, um sich zu jeder Zeit autark mit Strom zu versorgen.
 Vielmehr sollten die Möglichkeiten eines grenzüberschreitenden
 Austausches von Strom bestmöglich genutzt werden.
Verbraucher könnten für Fehlinvestitionen der Stromerzeuger
 zahlen
Je nach Ausgestaltung der Kapazitätsmechanismen könnten durch
 deren Einführung Verbraucher für Fehlinvestitionen von Stromerzeugern
 bezahlen, warnt E-Control-Vorstand Walter Boltz. Kapazitätszahlungen
 seien eine Vergesellschaftung unternehmerischen Risikos, die
 verhindert werden müsse. "Es ist das Risiko jedes Unternehmens auf
 welche Produkte es setzt - ob es Gaskraftwerke baut oder
 Ökostromanlagen. Dieses Risiko müssen die Unternehmen selbst tragen
 und nicht durch Kapazitätsmechanismen auf die Konsumenten
 übertragen", so Boltz abschließend.
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