• 04.06.2014, 09:59:57
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Schlafwandeln - ein Teil des Gehirns schläft noch

Wien (OTS) - Somnambulismus oder Schlafwandeln ist ein beliebtes Bild
in Comics. Spektakuläre nächtliche Ereignisse wie Autofahrten oder
Ausflüge aufs Dach sind zum Glück eher selten. Wissenschaftlich
betrachtet handelt es sich dabei um eine zumeist genetisch bedingte
Aufwachstörung, die aber auch ein Symptom für andere Erkrankungen
sein kann und unbedingt abgeklärt werden sollte.

Nach Schätzungen von Experten sind rund drei Prozent der erwachsenen
Bevölkerung vom Phänomen des Schlafwandelns betroffen. Bei Kindern
liegt die Zahl noch deutlich höher. Man muss annehmen, dass 20 bis 30
Prozent zumindest schon einmal einen nächtlichen Ausflug unternommen
haben, für den nur der motorische Teil des Gehirns verantwortlich
war.

Plötzlich Schlafwandler
Vorsicht ist geboten, wenn Schlafwandeln in höherem Alter erstmalig
auftritt. So war es bei Helga M. (75 Jahre): Ihr Mann bemerkte, dass
sie immer wieder nachts Rundgänge in der Wohnung machte und sich am
nächsten Tag nicht daran erinnern konnte. Als er sie eines Nachts im
Wohnzimmer entdeckte, beschlossen die beiden, dieses Phänomen
abklären zu lassen. Laut Primarius Univ.-Doz. Dr. Wolf Müllbacher vom
Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien die richtige Entscheidung:
"Eine gründliche neurologische Abklärung sowie eine nächtlicher
Video-EEG Untersuchung - wie sie im Krankenhaus Göttlicher Heiland
angeboten werden - schaffen in vielen Fällen Klarheit über die
Ursache oder machen weitere Untersuchungen notwendig." So war es auch
bei Helga M. Die Diagnose ergab, dass ihre nächtlichen Ausflüge auf
eine bisher unerkannte Altersepilepsie zurückzuführen sind. Dank der
medikamentösen Behandlung der Grunderkrankung kann das Ehepaar M. nun
wieder beruhigt schlafen.

Klassisches Schlafwandeln: Wenn die Motorik das Ruder übernimmt
Somnambulismus zählt zu den ungewöhnlichen körperlichen Phänomenen,
die den Schlafprozess unterbrechen. Wissenschaftlich betrachtet
handelt es sich bei Somnambulismus um eine sogenannte Aufwachstörung,
da sich wesentliche Teile des Gehirns noch in der Tiefschlafphase
befinden, die Motorik aber dennoch das Ruder übernimmt - allerdings
ohne den normalen Aufwachprozess damit einzuleiten. Prim. Müllbacher:
"Beim Schlafwandeln sind Teile des Gehirns bereits aktiv, während
sich andere Areale noch in der Tiefschlafphase befinden. Ganz ähnlich
- nur umgekehrt - ist es bei extremer Übermüdung. Auch hier sind
Teile des Gehirns noch wach, während andere einfach wegschlafen, ohne
dass es der Betroffene bemerkt."

Meist genetische Veranlagung
Für die abnorme Weckreaktion des Gehirns ist oft eine genetische
Disposition verantwortlich. Als Verstärker und möglicher Auslöser
gelten übermäßiger Alkohol- oder Nikotingenuss, unregelmäßige
Schlafenszeiten oder Schlafentzug. Die Aufwachstörung tritt
vorwiegend bei männlichen Kindern und Jugendlichen auf, gibt sich
aber häufig in der Pubertät. Der wahrscheinlichste Zeitpunkt für
unbewusste nächtliche Streifzüge ist in einer Tiefschlafphase im
ersten Drittel des Nachtschlafes.

Bitte nicht stören!
Anders als früher angenommen, verfügen Betroffene jedoch nicht über
die "schlafwandlerische Sicherheit", die ihnen gerne zugeschrieben
wird. Wichtig für Partner und Angehörige ist das sanfte
Zurückbegleiten eines Schlafwandlers ins Bett beziehungsweise das
Ausschalten von möglichen Gefahrenquellen auf ihrem Weg. Aufwecken
lassen sich Betroffene symptombedingt nur schwer, es kann auch zu
aggressivem Verhalten kommen.

Bilder zum Download unter: http://www.vinzenzgruppe.at/presse

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