• 22.05.2014, 10:38:32
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VKI-Test: Fußball-Onlinewetten - Die Tricks der Wettanbieter

Lockangebote, fragwürdige Auszahlungspraxis, unvorhergesehene Zusatzkosten

Utl.: Lockangebote, fragwürdige Auszahlungspraxis, unvorhergesehene
Zusatzkosten =

Wien (OTS/VKI) - Die Fußballweltmeisterschaft steht vor der Tür und
wird bei den Anbietern von Onlinewetten voraussichtlich für
klingelnde Kassen sorgen. Offizielle Zahlen existieren zwar nicht,
Schätzungen zufolge liegt der Umsatz der Branche in Österreich aber
bei rund einer Milliarde Euro pro Jahr.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat bei fünf
Online-Anbietern (Admiralbet, bwin, Cashpoint, Tipico und William
Hill) Wettkonten eröffnet und Sportwetten durchgeführt, um ein
genaueres Bild von deren Vorgehensweise zu erhalten. Das Ergebnis:
Alle Anbieter brüsten sich zwar damit, auf den Spielerschutz zu
achten, die Realität sieht aber anders aus: plötzlich anfallende
Kosten bei Inaktivität des Online-Spielerkontos, vermeintliche
Willkommens-Boni nur im Gegenzug zu riskanten Wetten oder strenge
Kontrollen erst bei Auszahlung des Gewinns, nicht aber schon beim
Wetteinsatz.

"Die Branche agiert mit fragwürdigen Methoden", kritisiert
VKI-Geschäftsführer Franz Floss. "Die vermeintliche
Selbstverpflichtung zu ,Responsible Gaming' wird durch aggressives
Marketing und zweifelhafte Praktiken konterkariert." Bei bwin werden
etwa Kunden, die einige Zeit nicht gespielt haben und deren Konto
inaktiv ist, per E-Mail über dadurch anfallende Verwaltungsgebühren
informiert - und so zum Weiterspielen motiviert. Denn wer wieder zu
spielen beginnt, kann diesen Kosten entgehen. Floss: "Ein derartiges
Vorgehen ist besonders für Spielsuchtgefährdete sehr problematisch.
Nicht zuletzt deshalb haben wir nun Klage wegen aggressiver Werbung
eingereicht."

Trick Nr. 1: Gratis-Willkommensbonus - nur für Riskante

Die Onlinewette hat aus Unternehmersicht Potenzial. Kunden setzen
Schätzungen zufolge im Internet mit rund 30 Euro pro Wette das
Dreifache wie im Wettlokal ein. Das ist Anreiz genug, Neukunden mit
Gratiswetten zu ködern, so wie etwa bei Tipico: "Zahl 50 Euro ein,
wir schenken Dir 50 Euro dazu!"

"Wir mussten hier sehr bald feststellen, dass ,gratis' nicht
geschenkt ist. Der versprochene Bonus wird nur dann ausbezahlt, wenn
man auch entsprechend riskant setzt", so VKI-Projektleiter Walter
Hager. "Letztlich mussten wir den vierfachen Betrag setzen, mit hohem
Risiko, um an den Bonus zu gelangen. Unterm Strich blieben letztlich
nur 32 Euro."

Trick Nr. 2: Bonusguthaben - nur fürs Casino

Damit der neue Kunde nach verlorenem Wetteinsatz nicht gleich
wieder abspringt, winken die Betreiber mit weiteren "Geschenken" in
Form von Bonusguthaben - nicht ohne Pferdefuß: Denn der erneut
gewährte Bonus gilt nicht für Sportwetten, sondern er muss in
Glücksspiele wie etwa Roulette oder Black Jack investiert werden.
"Die Kundschaft wird damit für weitaus riskantere - und für Anbieter
lukrativere - Glücksspiele ins Casino gelockt", kritisiert Hager.

Trick Nr. 3: Wetteinsatz und Auszahlung - zweierlei Maß

Die Anbieter kontrollieren die Identität des Spielers zwar nicht
bei der Anmeldung, aber sehr wohl bei der Auszahlung. Hager: "Geld
verspielen darf man ohne strenge Auflagen, die Auszahlung wiederum
erfolgt nur durch Nachweis der Identität mit Lichtbildausweis und
Kreditkartenkopie. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Die
Identität sollte bereits bei der Anmeldung konsequent überprüft
werden."

Cashpoint verweigerte darüber hinaus die Auszahlung eines
Wettguthabens in Höhe von 10 Euro mit der Begründung, dass Summen
unter 20 Euro nicht ausgezahlt werden. Ein Hinweis darauf findet sich
aber weder in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) noch im
"Hilfecenter" des Anbieters.

Trick Nr. 4: Wettkonto - meist schwer zu löschen

Alle Anbieter "bekennen sich" zwar zum Spielerschutz, die
Möglichkeit, das Konto sperren oder löschen zu lassen, spielt aber
kaum eine Rolle. Besonders William Hill und Cashpoint machen es den
Kunden schwer. Entsprechende Informationen sind auf deren Website nur
mit Mühe zu finden. Einen eigenen Button für die Sperre des
Benutzerkontos gibt es nur bei admiralbet und bwin. Auch die bei
Anmeldung automatisch einsetzende Flut an E-Mails mit Angeboten und
"Aktionen" wird man nur schwer wieder los.

Trick Nr. 5: Inaktives "Gratis"-Wettkonto - Druckmittel Kosten

Wer aber nur einfach mit dem Spielen aufhört, ohne das Konto zu
löschen, riskiert, dass "Verwaltungsgebühren" kassiert werden. Die
AGB von bwin sehen bei einem inaktiven Konto eine Gebühr von fünf
Euro pro Monat vor. Per E-Mail werden Kunden, die ihr vermeintliches
"Gratis"-Wettkonto länger nicht aktiv genutzt haben, auf anfallende
Kosten hingewiesen und so wieder zum Spielen animiert. Tenor: Wer
wieder spielt, könne sich diese Gebühr ersparen. Aufgrund dieser
besonders für Spielsuchtgefährdete problematischen Vorgehensweise hat
der VKI Klage wegen aggressiver Werbung eingereicht.

Bei Cashpoint und Tipico wiederum wird das Guthaben an den Kunden
überwiesen, wenn für 30 Monate keine Transaktionen aufgezeichnet
wurden. Wird der Kunde aber "nicht gefunden", geht dieses an die
Brancheneinrichtung "Lotteries and Gaming Authority" mit Sitz in
Malta.

Mehr Fair Play für Kunden

Der Test zeigt vielfachen Handlungsbedarf auf. Seitens der Anbieter
etwa:

- Leicht auffindbarer Button für die Sperre des Benutzerkontos
- Keine unvorhersehbaren Kosten bei "Kontoführung"
- Konsequente Überprüfung der Identität bei Anmeldung und nicht erst
bei Auszahlung
- Fair Play bei der Auszahlung von Gewinnbeträgen

"Die Frage, die sich hier stellt ist aber, inwieweit derartige
Verbesserungen generell ausreichend wären", so Floss. Die
Arbeiterkammer Salzburg kritisierte erst Ende letzten Jahres, dass
der Bereich der Sportwetten trotz des suchtfördernden Charakters
nicht der strengen Glücksspielregelung des Bundes unterworfen ist.
Derzeit gelten nach österreichischem Recht Sportwetten nicht - wie in
anderen europäischen Staaten - als Glückspiel, sondern lediglich als
"Geschicklichkeitsspiel". "Geschick ist zwar in der Tat gefragt, vor
allem dann, wenn man sich von den Sportwetten wieder verabschieden
will", so Floss, "Ein konsumentenfreundlicher Ansatz sieht aber
anders aus."

SERVICE: Alle Details zum Test gibt es im Juni-KONSUMENT und unter
www.konsument.at.

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