• 20.05.2014, 12:36:23
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  • OTS0195 OTW0195

EU-Wahl - Programme sind kaum verständlich

Im Vergleich zu 2009 noch komplizierter

Dr. Anikar Haseloff (Universität Hohenheim, links)
und Thomas Holzinger (Mediaclub Wien) informierten im Rahmen einer
Pressekonferenz im Presseclub Concordia über die Verständlichkeit
der EU-Wahlprogramme.

Utl.: Im Vergleich zu 2009 noch komplizierter =

Wien (OTS) - Die Europawahl lässt sich anhand der Programme der
Parteien nur schwer verstehen. Das ist das zentrale Ergebnis einer
Untersuchung des H & H Comlab Ulm, der Universität Hohenheim sowie
der Mediaclub GmbH. Wortwahl und Satzstruktur gehen an der Mehrheit
der Österreicher vorbei. Die verwendete Sprache verlangt von den
Lesern einen universitären Abschluss oder zumindest Oberstufenniveau.
Pflichtschüler können den Programmen der Parteien aus Sicht der
Leseforschung durchgängig nicht folgen. Der Vergleich zu 2009
beweist: Die Sprache der Parteien ist in den vergangenen fünf Jahren
noch komplizierter geworden. "Information aus erster Hand scheitert
für die Mehrheit der Wähler an der Sprachbarriere", erklärt Thomas
Holzinger vom Mediaclub Wien.

Europa anders und die Grünen gewinnen Verständlichkeitstest

Die klarste Sprache verwenden "Europa anders" und die "Grünen".
Sie werden von Menschen mit mittlerer Bildung verstanden. Mit
Pflichtschulabschluss allein lassen sich allerdings auch die
verständlichsten Texte nicht gut lesen. Wer sich bei den NEOS oder
dem REKOS informieren möchte, sollte die Universität längere Zeit von
innen gesehen haben. Das Sprachniveau entspricht einer
durchschnittlichen Dissertation. Fremdwörter, Monstersätze und
Fachbegriffe stehen dem einfachen Konsum der Inhalte entgegen. ÖVP,
SPÖ und ÖVP landen bei der gegenständlichen Untersuchung im
Mittelfeld. Die drei Mittelparteien verlangen von ihren Lesern
zumindest Maturaniveau: Ein Sachverhalt, der weder für die
durchschnittlichen Wähler, noch für die Mitglieder der Parteien
anzunehmen ist. Die Werte für die Verständlichkeit wurden aus
Vergleichbarkeitsgründen mit dem AMSTAD-Verständlichkeitsindex
berechnet. Die Auswertung nach dem moderneren Hohenheimer Index
bringt ein ähnliches Ergebnis, wurde aber aufgrund der
Vergleichbarkeit zu 2009 in der Rangordnung (siehe Beilage) nicht
berücksichtigt.

Der Vergleich zu 2009 zeigt durchwegs Verschlechterungen an. Der
damalige Testsieger BZÖ war in Sachen Sprache weit einfacher als der
Sieger von 2014. Die schlechteste Partei von 2009 wäre heuer im
Mittelfeld gelandet. "Die Wahlprogramme schließen den größeren Teil
der Bevölkerung von Information aus. Kampagnen ersetzen zwar die
Schlagwörter, nicht aber die Hintergründe", sagt Thomas Holzinger.
Wie bei Gesetzestexten gilt, so Holzinger, auch in politischen
Dingen: "Wer die Information sucht, sollte nicht an der Sprache
scheitern. Wirkliche inhaltliche Festlegungen", so der Sprachexperte,
finden sich selten auf Wahlprogrammen und Infofoldern. "Wer die
Katze nicht im Sack kaufen will, ist auf die detaillierte Information
angewiesen." Aufgrund der Bildungsverteilung in Österreich ist auch
davon auszugehen, dass die Mehrheit der Parteimitglieder ihre liebe
Not mit den Texten hat. "Die Wahlprogramme gehen mit großer
Wahrscheinlichkeit auch an den Parteianhängern vorbei", so Holzinger.

Österreich komplizierter als Deutschland

Auch im Vergleich zu Deutschland schneidet Österreich in diesem
Wahljahr schlecht ab. Die nach dem Hohenheimer Verständlichkeitsindex
durchgeführte Vergleichsstudie weist für Österreich das deutlich
komplexere Sprachniveau aus. Der deutsche Testsieger ist besser als
der österreichische, die Schlusslichter sind in Österreich deutlich
schwieriger zu verstehen als in Deutschland. "Die Sensibilität für
verständliche Politiksprache in Wahlprogrammen lässt da wie dort zu
wünschen übrig", erklärt Anikar Haseloff, Geschäftsführer des H & H
Comlab Ulm (www.comlab-ulm.de). Für Deutschland ist im Vergleich zu
den letzten Wahlen allerdings ein Aufwärtstrend erkennbar. In
Österreich ist das Gegenteil der Fall. Haseloff arbeitet seit Jahren
an der elektronischen Auswertung von Sprachkomplexität und ist selbst
Mitarbeiter der Universität Hohenheim, einer der maßgeblichen
Institutionen für Verständlichkeitsforschung im deutschsprachigen
Raum.

Mediaclub in Wien und Salzburg

Die PR-Agentur Mediaclub (www.mediaclub.at) mit Standorten in Wien
und Salzburg ist spezialisiert auf Bürgerkommunikation und digitale
Medien. Martin Sturmer und Thomas Holzinger sind seit 2001 als
Medienberater, -konzeptionisten und Trainer für Sprachoptimierung
tätig.

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