• 13.05.2014, 10:00:32
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Kratzen, Beißen, Treten: Wie PatientenInnen mit MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen umgehen!

VertreterInnen der Plattform Patientensicherheit fordern dringend mehr Handlungssicherheit bei der Ausübung der medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten.

Utl.: VertreterInnen der Plattform Patientensicherheit fordern
dringend mehr Handlungssicherheit bei der Ausübung der
medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten. =

Wien (OTS) - Nach Angaben der Europäischen Union sind 5 % der
MitarbeiterInnen in Gesundheitsberufen - das ist immerhin jede
zwanzigste Person - der einen oder anderen Form von Gewalt
ausgesetzt: Kratzen, Beißen oder Treten sind offenbar an der
Tagesordnung, wenn PatientenInnen mit ÄrztInnen und PfegerInnen
kommunizieren, ganz zu schweigen von verbalen Attacken. Alarmierend
ist auch, dass Betroffene oft meinen, Gewalt im Gesundheitswesen sei
ein übliches Jobrisiko. Die Plattform Patientensicherheit hat daher
das Thema der körperlichen Sicherheit von MitarbeiterInnen und
PatientenInnen im Gesundheitswesen auf ihre Agenda gesetzt und
kürzlich mit namhaften ExpertInnen dazu einen Bildungstag
veranstaltet.

Wenn Emotionen die Kommunikation lenken
Gewalt gegen das Personal medizinischer Einrichtungen wird längst
nicht mehr nur in Notaufnahmen oder im Zusammenhang mit
psychiatrischen PatientInnen beobachtet, denn PatientInnen oder
Angehörige im Krankenhausumfeld sind fast immer in einer emotionalen
Ausnahmesituation. "Wenn Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit auf
scheinbar mangelnde Fürsorge und Hilfsbereitschaft aufseiten der
Gesundheitsdienstleister treffen, sind Missverständnisse
vorprogrammiert und sie führen nicht selten zu Gewalt in Form von
körperlichen oder verbalen Attacken", sind sich die Expertinnen Dr.
Maria Kletecka-Pulker, Geschäftsführerin der Plattform
Patientensicherheit, und Ursula Frohner, Präsidentin des
Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, einig. Die
angespannten Situationen in den Krankenhäusern - Zeitdruck sowie hohe
Arbeitsüberlastung - bieten zusätzlichen Nährboden für ein
angespanntes Kommunikationsklima.

Studien weisen darauf hin, dass Alkohol und Drogen die
Aggressionsbereitschaft begünstigen, Gewalt eher von Männern ausgeht
und Frauen häufig Opfer werden. "Eine Umfrage bei MitarbeiterInnen in
Notaufnahmen zeigt, dass 58 % der Befragten bereits Erfahrung mit
verbaler Bedrohung haben, 24 % mit Schlägen und 2 % mit Stich- und
Schusswaffen. Immerhin fühlt sich etwa ein Drittel auf diese
Situation nur schlecht vorbereitet und 8 % wurden nach einem
Gewaltereignis auch nicht ausreichend vonseiten des Arbeitgebers
unterstützt", erklärt Prof. Dr. Peter Gausmann, Geschäftsführer der
Gesellschaft für Risikoberatung. Auch im Rettungsdienst sind
MitarbeiterInnen überzeugt, dass verbale Gewalt und gewalttätige
Übergriffe zum Jobprofil gehören. Meldungen an den Arbeitgeber oder
gar Anzeigen werden meist unterlassen, weil die Betroffen diesen
Ereignissen keine Bedeutung beimessen oder nicht ausreichend über die
Meldemöglichkeiten informiert sind. "Der Aufklärungs- und
Handlungsbedarf ist dringend erforderlich!", meint Kletecka-Pulker
dazu.

Plattform Patientensicherheit setzt erste Sofortmaßnahmen

Neben einer Präventions-Checkliste, die zum Download auf
www.plattformpatientensicherheit.at oder als praktische Einsteckkarte
zur Verfügung stehen wird, wurde ein Folder zur "Kommunikation nach
einem Zwischenfall" erstellt. Hier wird anschaulich und mit
Beispielen aus der Praxis erklärt, wie Missverständnisse und eine
Eskalation von unerwünschten Ereignissen vermieden werden können.
Damit soll MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen Mut gemacht werden,
Missgeschicke offen einzugestehen und damit auch Verbesserungen zu
ermöglichen.
Zudem wird sich die Plattform Patientensicherheit weiterhin aktiv für
mehr Bewusstseinsbildung zu diesem Thema einsetzen: "Wir wollen die
Gesundheitseinrichtungen bei der Umsetzung von personalbezogenen,
organisatorischen und patientenbezogenen Maßnahmen aktiv unterstützen
und fordern dringend ein Gesamtkonzept", betont die Geschäftsführerin
der Plattform Patientensicherheit. Damit die Handlungssicherheit bei
der Ausübung der medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten wieder
gegeben ist, gehört auch die Öffentlichkeit sensibilisiert.
Spitalsbetreiber müssen für passende Ausbildungen der
MitarbeiterInnen wie zum Beispiel Sicherheitsschulungen die
finanziellen Mittel aufbringen. "Das können nicht anlassbezogene
Eintagsfliegen sein. Diese Maßnahmen müssen systematisch in der
Grundausbildung verankert werden und sich über alle Berufsgruppen
ziehen", sagt Kletecka-Pulker. Frohner fordert zudem: "Für
risikogeneigte Bereiche, wie Notaufnahmen, Einrichtungen mit
verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen oder der mobilen
Pflege muss es zusätzliche, auf den Arbeitsbereich abgestimmte
Maßnahmen geben. Hier ist es aus meiner Sicht schon eine Minute vor
zwölf, denn es kann nicht sein, dass private Security-Firmen in
Spitälern fehlendes Fachpersonal ersetzen!"

Über die Plattforum

Die Österreichische Plattform für Patientensicherheit - ANetPAS -
Austrian Network for Patient Safety - wurde im November 2008 im Zuge
des Projekts EUNetPAS (7. EU-Rahmenprogramm) und auf Initiative des
Bundesministeriums für Gesundheit gegründet. Ziel dieses
ExpertInnenforums ist die Etablierung und das Betreiben eines
unabhängigen, dynamischen und konstruktiven Netzwerkes, dem die
wesentlichen Einrichtungen und ExpertInnen des österreichischen
Gesundheitssystems angehören, die sich mit Patientensicherheit
beschäftigen. Im Mittelpunkt steht die Förderung der
Patientensicherheit durch Forschung, Koordination von Projekten,
Vernetzung und Information. Schwerpunkte und Handlungsfelder der
Patientensicherheit sollen identifiziert und analysiert werden, um
daraus interdisziplinär Lösungen zu entwickeln und zu verbreiten.
www.plattform-patientensicherheit.at

MEHR INFORMATION ZUM DOWNLOAD:
http://www.plattform-patientensicherheit.at/de/presse.htm

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