- 30.04.2014, 11:49:18
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GLOBAL 2000: 21.600 Asthmaanfälle, 1.300 verlorene Lebensjahre und 120 vorzeitige Todesfälle durch Kohle-Emissionen
194 Mio. Euro gesellschaftliche Gesundheits-Folgekosten entstehen laut Modellsimulationen auf Basis von WHO-geprüften Methoden jährlich durch die Verbrennung von Kohle
Utl.: 194 Mio. Euro gesellschaftliche Gesundheits-Folgekosten
entstehen laut Modellsimulationen auf Basis von WHO-geprüften
Methoden jährlich durch die Verbrennung von Kohle =
Wien (OTS) - am 30.4.2014: Niedrige Preise für CO2 im
EU-Emissionshandel, günstige Import-Preise: Kohle steht derzeit in
Europa vor einer Renaissance. Heute präsentierten die österreichische
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, die Health and Environment
Alliance (HEAL) und ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt bei einer
gemeinsamen Pressekonferenz eine Studie über die gesundheitlichen
Folgen der Kohleverbrennung in Österreich. Die Ergebnisse lassen
aufhorchen.
Schwefeldioxid, NOx und Feinstaub verursachen Krankheiten wie
Lungenkrebs
Als Folge der Schadstoff-Emissionen Schwefeldioxid, NOx und Feinstaub
aus der Kohleverbrennung, die mit dem Auslösen von Lungenkrebs,
chronischer Bronchitis und Herz-Kreislauferkrankungen in Zusammenhang
gebracht werden, entstehen durch die Verbrennung von Kohle in
Österreich jährlich 120 vorzeitige Todesfälle, 1.300 verlorene
Lebensjahre, 3.900 zusätzliche Asthmaanfälle bei Kindern und 17.700
bei Erwachsenen, 110.000 bzw. 130.000 Tage mit Symptomen der unteren
Atemwege wie Atemnot bei Kindern bzw. bei Erwachsenen - sowie 110.000
Tage mit "eingeschränkter Aktivität" und 26.000 verlorene
Arbeitstage. Die gesellschaftlichen Gesundheits-Folgekosten werden
pro Jahr auf 194 Mio. Euro eingeschätzt.
Quecksilber - lt. WHO eine der zehn größten Bedrohungen für die
menschliche Gesundheit
"Extrem feine Partikel wie PM2,5 können gängige Filteranlagen
passieren. Diese Partikel sind besonders gefährlich und können
Erkrankungen der Atemwege, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Lungenkrebs auslösen", warnt Dr. Hanns Moshammer,
Vorstandsvorsitzender von ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt. Die
Kohleverbrennung ist in Europa aber auch hauptverantwortlich für
anthropogene Emissionen von Quecksilber, das von der WHO als eine der
zehn größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit eingestuft
wird. Quecksilber wirkt toxisch auf das Nervensystem, führt dadurch
zu Sprach-, Seh- und Hörstörungen und beeinträchtigt den
Verdauungstrakt, die Lunge, Nieren, Haut und auch die Augen. "Ein
Ausstieg aus der Kohleverstromung ist ein wichtiger Schritt für
Europa - und Österreich könnte hier endlich wieder eine
Vorreiterrolle einnehmen", so Moshammer.
GLOBAL 2000 fordert Verbund auf, Ausstiegsplan für Mellach und
Dürnrohr vorzulegen
In Österreich wird Kohle vorwiegend in der Stahlproduktion, sowie in
den drei verbliebenen Kohlekraftwerken Riedersbach, Mellach und
Dürnrohr eingesetzt. In Riedersbach ist ein Ende der Kohleverstromung
mit 2016 geplant, für die letzteren beiden fehlt noch ein
Ausstiegsplan - und noch dazu wirbt der Betreiber, Verbund, mit dem
Werbeslogan "100 % Wasserkraft". "Mit einem Ausstieg würden
gefährliche Schadstoffemissionen wie Schwefeldioxid, NOx, Feinstaub
und Quecksilber reduziert und damit eine relevante Verbesserung der
Gesundheitssituation in Österreich erreicht werden", so Mag. Johannes
Wahlmüller, Energie- und Klimasprecher der österreichischen
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. "Um die Schadstoff-Emissionen
generell zu reduzieren braucht es aber auch eine koordinierte
Gesamtstrategie, die den Verkehr, die Raumwärme und die Industrie
miteinbezieht", fordert Moshammer.
Europaweit entstehen 18.200 vorzeitige Todesfälle durch Verbrennung
von Kohle
Die ÖsterreicherInnen sind aber auch von Emissionen ausländischer
Kraftwerke betroffen. Durch die atmosphärische Verfrachtung werden
Emissionen über hunderte Kilometer transportiert. So gelangen auch
Emissionen aus Nachbarländern nach Österreich - und umgekehrt.
Europaweit entstehen nach einer Studie der Health and Environment
Alliance insgesamt etwa 18.200 vorzeitige Todesfälle durch die
Verbrennung von Kohle. Der Ausstieg aus der Kohleverbrennung muss
daher auch in der europäischen Politik ankommen. Julia Huscher,
Energie- und Gesundheitsexpertin bei HEAL: "Kohle ist ein
europaweites Klima- und Gesundheitsproblem. In den aktuellen
politischen Diskussionen, auch um das 2030-Klima- und Energie-Paket
müssen daher die Gesundheitskosten von Kohle viel stärker
thematisiert werden."
Europaweiter Ausstieg bis 2040 möglich
"Europaweit ist ein kompletter Ausstieg aus der Kohleverstromung bis
2040 möglich, wobei Österreich die besten Voraussetzungen hat,
gemeinsam mit Ländern wie Dänemark und Finnland voranzugehen", so
Huscher weiter.
Auch für Klima großes Problem: Kohle ist CO2-intensivste Form der
Energiegewinnung
Die Verbrennung von Kohle ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern
auch die CO2-intensivste Form der Energiegewinnung. "Deshalb", so
Wahlmüller, "müssen wir dringendst auch aus Klimaschutzgründen raus
aus Kohle. Wir fordern den Verbund, den größten
Kohle-Stromproduzenten in Österreich auf, rasch einen Ausstiegsplan
aus der Kohleverstromung vorzulegen und damit seiner Werbelinie, die
von 100% Wasserkraft spricht, etwas näher zu kommen".
Ausstieg durch Energieeffizienzsteigerung und Ausbau von Erneuerbaren
Der Ausstieg aus der Kohleverstromung in Österreich könnte nach
GLOBAL 2000 schon in wenigen Jahren erfolgen: "Ausstiegspläne auf
Basis eines raschen Ausbaus erneuerbarer Energie und der Steigerung
der Energieeffizienz können einen raschen Ausstieg aus der
Kohleverstromung herbeiführen - und Österreich zum Vorreiter in
Europa machen", so Wahlmüller abschließend.
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