- 14.04.2014, 11:05:05
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PAPST FRANZISKUS, wir bitten Dich, erhöre uns!
Langenzersdorf (OTS) - Wir hatten Eurer Heiligkeit nachfolgenden
Brief am 17. Juni und 14. Oktober 2013 übermittelt (die
Rückscheinbestätigen mit dem Vatikan-Stempel des
Kardinalstaatssekretariats liegen bei), als auch am 16. Februar 2014
per E-Mail an die Vatikan-Posteingangsstelle versendet.
Bedauerlicherweise haben wir darauf keine Antwort erhalten.
Sua Santità Francesco
Sommo Pontefice
V-00120 Città del Vaticano
Langenzersdorf, am 17. Juni 2013
Eure Heiligkeit!
Wir möchten uns mit diesen Zeilen an Eure Heiligkeit wenden, da wir
keine andere Möglichkeit mehr sehen, unsere Probleme mit dem Stift
Klosterneuburg zu lösen!
Wir vertreten die Interessen der Bestandnehmerinnen und
Bestandnehmer des Stifts Klosterneuburg (in Langenzersdorf ca. 1.100
Wohnhäuser auf Pachtgründen - entspricht ca. einem Drittel der
Bevölkerung), welche vor vielen Jahren im guten Glauben an das Wort
der Kirche einen Pachtvertrag mit dem Stift Klosterneuburg
unterschrieben haben. Dies allerdings unter der Bedingung, dass sie
später - nach langer Pachtzeit bzw. bei Pensionsantritt - das
Grundstück, auf dem sie ihr Wohnhaus gebaut haben, zu günstigen
Konditionen, auch unter Berücksichtigung der bis dahin bezahlten
Pachtzinse, kaufen können. Die damaligen Gesprächspartner haben diese
Zusagen mündlich getätigt. Heute bestreiten die Vertreter des Stifts,
diese Zusagen jemals gemacht zu haben (bzw. dass deren Vorgänger
diese gemacht hätten), obwohl es noch viele lebende Zeugen gibt, die
dies bestätigen können! Diese Vorgehensweise wurde so bis ca. 1995
gehandhabt, wie das Grundbuch es auch beweist (es wurden allein in
Langenzersdorf ca. 500 Grundstücke an Pächter verkauft). Mit dem
Antritt des gegenwärtigen Abtes, Bernhard Backovsky (der auch
Mitglied im Aufsichtsrat der Vienna Insurance Group ist - einem
Versicherungskonzern mit ca. 24.000 Mitarbeitern), kam es zu einem
radikalen Kurswechsel. Mit Kapitelbeschluss wurde entschieden, dass
keine Grundstücke mehr verkauft werden dürfen. Zusätzlich wurde in
den letzten Jahren verfügt, dass Neupächter einen vielfach höheren
Pachtzins zu bezahlen hätten, wenn ein Pächter sein Haus verkaufen
wollte. Dass dies nur möglich ist, wenn man sein Haus weit unter
seinem Wert verkauft, haben bereits viele Pächter am eigenen Leib
verspürt. Nur wenige können es sich gerade in wirtschaftlich
schlechten Zeiten leisten, einen hohen Pachtzins zu bezahlen und ein
Haus zum Marktwert zu kaufen! So hat das Stift nachweislich zum
Beispiel innerhalb von sechs Jahren (2007/2013) den Pachtzins von
jährlich EUR 272,00 auf EUR 3.000,00 bei Übertragung auf den Enkel
der verstorbenen Pächterin vorgeschrieben! Die Argumente der
Stiftsherren lauten, dass auch die Marktpreise gestiegen wären und
man diesem Umstand Rechnung tragen müsse! Das Stift hätte auch seinem
pastoralen, sozialen und kulturellen Auftrag nachzukommen!
Die Historie unserer Pachtgründe:
Um 1114 schenkte der österreichische Markgraf Leopold III. dem
Stift Klosterneuburg große Landflächen entlang der Donau westlich und
östlich von Wien. Es handelte sich damals um nutz- und wertloses
Augebiet. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte das Stift diese
Grundstücke den kriegsgeschädigten und verarmten Wienern zur
Verfügung, um darauf Gartenhäuschen zu errichten und Obst und Gemüse
anzubauen. Dazu mussten diese Menschen zuerst den Auwald roden, und
die zahlreichen Wassergräben und Sümpfe zuschütten. Auch nach dem
Zweiten Weltkrieg - das Stift Klosterneuburg war während des Krieges
durch die neuen Machthaber enteignet worden - konnten viele Pächter
nach Rückstellung der Gründe an das Stift diese billig kaufen. Immer
wieder kam es durch die Hochwasser führende Donau zu starken
Überschwemmungen der Gebiete. Erst als die Donau Anfang der
90er-Jahre zum zweiten Mal aus Mitteln der öffentlichen Hand
(Steuergelder) reguliert wurde, war die Hochwassergefahr für die
Langenzersdorfer weitgehend gebannt. Die Gemeinde Langenzersdorf
widmete von Anfang an große Ackerflächen, die dem Stift gehören, zu
Bauland um und versorgte diese Gebiete mit Anschlüssen für Strom,
Gas, Wasser, Kanal , Gehsteigen und Strassen. Diese Kosten mussten
die Pächter anteilig an die Gemeinde bezahlen, sobald sie vom Stift
ein Grundstück pachteten. Das Stift hatte nie irgendwelche
Investitionen für diese Gründe zu tätigen. Selbst die Grundsteuer
wurde und wird auf die Pächter abgewälzt. Es bestand seitens des
Stifts ein Bauzwang zur Errichtung eines Wohnhauses innerhalb von
zwei Jahren ab Übernahme.
Da es nicht möglich ist, mit den Vertretern des Stifts
Klosterneuburg eine Lösung zu finden, damit jene Pächter (es sind
aktuell noch ca. 40 - 50 Pächter) das Grundstück kaufen können,
bitten wir Eure Heiligkeit um Hilfe! Wir wissen, dass Eure Heiligkeit
die einzige Hoffnung sind, auf den Abt des Stiftes Klosterneuburg in
dieser Angelegenheit Einfluss zu nehmen.
Wir vertrauen auf Eure Worte bei der Amtseinführung, wonach Ihr -
wie Franz von Assisi - eine arme Kirche ohne Grundbesitz haben wollt!
Auch, dass Karrieristen in der Kirche keinen Platz haben und Diebe
und Banditen das Christentum bedrohen würden und Religion kein
Geschäft sei, wie in der Presse zu lesen war!
Das erinnert uns an Matthäus 21,12 (Tempelreinigung): "Jesus ging
in den Tempel und trieb alle Händler und Käufer aus dem Tempel
hinaus; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der
Taubenhändler um und sagte: In der Schrift steht: Mein Haus soll ein
Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle."
Eure Heiligkeit, wir danken Euch für Eure Hilfe und sehen Eurer
geschätzten Meinung zu den geschilderten Vorkommnissen entgegen!
Hochachtungsvoll
Pächterverein Langenzersdorf Elisabeth Weidenthaler Gert Teply Obfrau Obfrau-Stellvertreter
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