- 08.04.2014, 10:30:31
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Lobau-Autobahn: Ein Brand kann zur Katastrophe führen
Keine teuren Experimente mit der Sicherheit unter dem Nationalpark
Utl.: Keine teuren Experimente mit der Sicherheit unter dem
Nationalpark =
Wien (OTS) - Ein Brand im Tunnel der Lobau-Autobahn könnte eine
Katastrophe auslösen. Das Asfinag-Brandschutzkonzept besitzt
gravierende Mängel im Bereich der Fluchtwegsplanung und der
automatischen Brandbekämpfung. Davor warnt Dr. Otto Widetschek,
Präsident des Brandschutzforums Austria. "Das vorliegende
Rettungskonzept ist nach dem Grundsatz 'Rette sich wer kann'
aufgebaut", so seine vernichtende Expertise heute im Rahmen einer
Pressekonferenz gemeinsam mit der Plattform Zukunft statt Autobahn
(zsa). Deren Obmann Axel Grunt fordert von Verkehrsministerin Bures,
die Asfinag zurück an den Start zu schicken.
Die Kernpunkte der Kritik: Fragwürdige Risikobewertung, zu lange
Fluchtwege und das Fehlen einer automatischen Brandschutzanlage.
Umfassende Experimente haben ergeben, dass die maximale
Fluchtweglänge in Tunneln 250 Meter betragen dürfe. Beim geplanten
Lobau-Tunnel hätten die Einsatzkräfte allerdings Angriffsweglängen
bis zu 500 Meter zu bewältigen - mit schweren
Langzeitpressluftatmern. Das Einsatzpersonal wäre übermäßig belastet
und käme an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.
Einen schweren baulichen Mangel ortet Dr. Widetschek in der
Neigung der Straßentrasse des Lobau-Tunnels: Die tiefste Stelle
befindet sich in einem Tunneldrittel. "Bei langen Straßentunnel wird
ein solcher Verlauf vermieden, damit brennbare Flüssigkeiten nach dem
Schwerkraftprinzip nach außen geleitet werden können", erklärt Dr.
Widetschek. Der Lobau-Tunnel verfügt stattdessen über ein
Sammelbecken, von dort sollen Gefahrenstoffe nach außen gepumpt
werden.
Ganz wesentlich vermisst der Präsident des Brandschutzforums eine
automatische Lösch- und Brandbekämpfungsanlage - heute Stand der
Technik bei langen, stark frequentierten Stadttunneln. Dadurch
könnten Tankwagenbrände, bei denen auf einen Schlag tausende Liter
Flüssigkeit in Brand geraten, effektiv eingedämmt werden, bis die
Feuerwehr eingreifen kann.
Der Zeitfaktor spielt schließlich eine entscheidende Rolle. Die
ersten 10 Minuten sind für Menschenrettung und Brandentwicklung
entscheidend. Nicht einmal die Wiener Berufsfeuerwehr wäre innerhalb
dieses kurzen Zeitfensters in der Lage, die erforderlichen Maßnahmen
einzuleiten. Unter anderem deswegen, weil die Angriffswege im Fall
des Lobau-Tunnels bis zu 500 Meter betragen können, und das unter
vollem Atemschutz: Nur alle 500 Meter sind Querschläge zwischen den
beiden Tunnelröhren angeordnet, alle 1.000 Meter sind diese auch mit
Einsatzfahrzeugen befahrbar.
Generell übt Widetschek Kritik an der zugrunde liegenden
Risikoprognose: Bei seltenen Unfällen wie einer Massenkarambolage mit
Tankfahrzeug ist es nahezu unmöglich, Wahrscheinlichkeit und Risiko
zu bestimmen. So kommt die Rasmussen-Studie (USA 1975) zum Ergebnis,
dass ein Mensch dieselbe Wahrscheinlichkeit hätte, von einem
Meteoriten erschlagen zu werden, wie bei einem AKW-Unfall ums Leben
zu kommen. Tschernobyl und Fukushima haben diese Studie auf traurige
Art widerlegt.
"Man kann mit Risikoanalysen solange rechnen, bis nur mehr ein
Minimum an Schutzmaßnahmen erforderlich ist", konstatiert Dr.
Widetschek. Allerdings: Wenn ein Ereignis eintritt, dann müsse die
Feuerwehr nicht die Wahrscheinlichkeit bekämpfen, sondern das
Schadensereignis selbst. "Und das ist im Katastrophenfall immer
übermächtig groß!", warnt der Experte. Trotz aller Mängel soll der
Lobau-Tunnel für alle Gefahrengut-Transporte freigeben werden.
"Verkehrsministerin Bures spielt hier mit der Sicherheit der
Bevölkerung", kritisiert zsa-Obmann Axel Grunt die ausgewiesene
Tunnelkategorie A. Die Plattform Zukunft statt Autobahn fordert die
Ministerin auf, das Experiment Lobau-Autobahn endlich zu beenden.
Die vollständige Expertise von Dr. Widetschek finden Sie unter
http://www.ots.at/redirect/tunnelsicherheit-lobau
Wir weisen Sie auch auf die heutige Abendveranstaltung hin:
Der Lobautunnel unter der Brandschutz-Lupe
Vortrag von Dr. Otto Widetschek
8. April 2014, 18:30
Kolpinghaus, 1090, Althanstraße 51
Alle Infos unter http://www.ots.at/redirect/lobau-tunnel-brandschutz
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