- 03.04.2014, 09:31:03
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AK-Kalliauer zur Debatte über den Ärztemangel: Pflegekräftemangel ist viel dringlicheres Problem!
Linz (OTS) - "Alle reden vom Ärztemangel. Schaut man sich aber
internationale Vergleiche an, so müsste man eigentlich von einem viel
gravierenderen Mangel an Pflegekräften sprechen. Wenn nun als eine
der Lösungen des Ärztemangels darüber diskutiert wird, dem
Pflegepersonal mehr Arbeitsbereiche zu übertragen, dann schrillen bei
mir alle Alarmglocken", warnt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und
fordert dringend mehr Pflegepersonal.
Nach OECD und EUROSTAT ist die Ärztedichte in Österreich mit 4,8
Medizinern/-innen pro 1.000 Personen relativ hoch, der
EU-15-Durchschnitt liegt mit 3,6 Mediziner/-innen deutlich niedriger.
Ein ganz anderes Bild zeigt sich jedoch beim Pflegepersonal: Der
EU-15-Durchschnitt beträgt 8,9 Pfleger/-innen je 1.000
Einwohner/-innen - Österreich liegt beim Pflegepersonal mit 7,7 je
1.000 Einwohner/-innen deutlich darunter. Dazu kommt noch, dass sich
manche Länder stark vom Rest Europas unterscheiden: Dänemark hat 15,4
Pfleger/-innen auf 1.000 Einwohner/-innen hat, Belgien 14,8 und
Island 14,5.
"Niemand bestreitet einen Handlungsbedarf im Gesundheitswesen", so
Kalliauer, "aber der erste Ansatzpunkt muss eine sofortige und
deutliche Erhöhung der Pflegejobs sein." Nicht einmal jede zweite
Pflegekraft glaubt, bis zum Pensionsalter durchzuhalten. Drei Viertel
klagen über Kreuzschmerzen. Fast die Hälfte fühlt sich psychisch
belastet. Das sind deutlich höhere Zahlen als in anderen Berufen.
Angesichts der europaweiten Personalschlüssel-Vergleiche
überraschen auch aktuelle Zahlen aus einer IFES-Umfrage zum Thema
Spitalsreform nicht: Das Hauptproblem sind für 74 Prozent der
Pflegekräfte Zeitdruck und Stress, 59 Prozent beklagen die
offensichtliche Personalknappheit, 56 Prozent sind belastet durch
schweres Heben und Tragen. 58 Prozent klagen über immer höhere
bürokratische Anforderungen und sachfremde Tätigkeiten - Zeit die
ihnen für die Pflegearbeit fehlt. Und sie fürchten, dass es noch
schlimmer kommen wird: Drei Viertel rechnen mit noch höherer
Arbeitsbelastung und Zeitdruck, 59 Prozent erwarten eine
Verschlechterung des Arbeitsklimas und immerhin 39 Prozent gehen
davon aus, dass die Angebote für alternsgerechtes Arbeiten noch
weniger werden.
"Neben mehr Pflegepersonal bedarf es außerdem dringend einer
umfassenden Evaluierung der körperlichen und psychischen Belastungen
der Pflegekräfte in Oberösterreich, bevor irgendwelche neuen Reformen
noch mehr Stress verursachen", fordert Kalliauer. Die erhobenen
Belastungen müssen dann in Organisationsreformen, Veränderungen in
der Bürokratie und in einer massiven Anpassung des Pflegeschlüssels -
also mehr Personal - münden. "Pflegekräfte leisten wertvolle Arbeit
für die Gesellschaft, dafür dürfen sie nicht auch noch krank werden.
Und eine gerechte Bezahlung dieser wichtigen Arbeit ist ebenfalls
mehr wie fair" so Kalliauer.
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