- 31.03.2014, 09:35:41
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Eine neue Niere ohne Nebenwirkungen - Erfolge am Weg zu gesteigerter Toleranz von transplantierten Organen
Wien (OTS) - Die Transplantation eines Organs geht für PatientInnen
mit einer lebenslangen medikamentösen Behandlung einher. Diese
Medikamente unterdrücken die Immunabwehr des Körpers, weil dieser
sonst das implantierte Gewebe als Fremdkörper erkennen und abstoßen
würde. Oft kommt es dabei zu beträchtlichen Nebenwirkungen.
Forschungsteams der MedUni Wien verzeichnen nun erste Erfolge, wie
auf immunsuppressive Medikamente verzichtet werden kann.
Die Einnahme immunsuppressiver Medikamente ist für PatientInnen,
denen ein Organ eingesetzt wurde, ein notwendiges Übel. Sie müssen
ihr Leben lang täglich Medikamente zu sich nehmen, die teilweise
erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. So leiden
TransplantationspatientInnen langfristig häufig an erhöhten Infekt-
und Tumorraten, Diabetes, Bluthochdruck, und trotz der
Medikamenteneinnahme kann es zur schleichenden Abstoßung der
transplantierten Organe kommen. "Solche begleitenden Medikamente
nicht mehr zu benötigen, würde die Lebensqualität der Patientinnen
und Patienten enorm steigern", berichtet der
Transplantationsimmunologe Thomas Wekerle von der MedUni Wien.
Dass das eines Tages Realität werden könnte, zeigt ein
aufsehenerregender Fall eines jungen Patienten, der nach einer
Knochenmark- und anschließenden Nierentransplantation vollständig auf
immunsuppressive Medikamente verzichten kann. Dieser Patient litt an
einer Tumor-Erkrankung und erhielt im St. Anna Kinderspital eine
Knochenmarktransplantation. Jahre später machte ein Nierenversagen
eine Organtransplantation im AKH Wien nötig. Bemerkenswert dabei:
Sowohl Knochenmark als auch Spenderniere stammten vom gleichen
Spender. Durch die vorhergehende Transplantation des Knochenmarks vom
selben Spender wurde der Patient immunologisch tolerant gegenüber der
Niere. Da dadurch keine Abstoßung drohte, konnte auf immunsuppressive
Medikamente gänzlich verzichtet werden. Der Patient ist seither
beschwerdefrei und benötigt keine immunsuppressiven Medikamente.
Toleranz fremder Organe ohne Unterdrückung der körpereigenen
Immunabwehr
Forschungsteams der MedUni Wien verfolgen diesen Weg der
Toleranzinduktion und können von ersten Erfolgen berichten. Thomas
Wekerle zu diesen Versuchen: "Unser Ziel ist es, Knochenmark zu
transplantieren, ohne dass man den Empfänger vorher massiv
vorbehandeln muss, wie es bei einer Knochenmarktransplantation zur
Behandlung eines Tumors notwendig ist, wie bei dem beschriebenen
Patienten. Erst dann wäre dieser Ansatz im klinischen Alltag der
Organtransplantation einsetzbar." Aktuelle Forschungsergebnisse
zeigen, dass eine derartige nicht-toxische Knochenmarktransplantation
tatsächlich grundsätzlich möglich ist. Erstautorin Nina Pilat fand,
dass die Kombination einer Knochenmarktransplantation mit
Verabreichung körpereigener regulatorischer T-Zellen (Lymphozyten,
"weiße Blutkörperchen") sogar zu besseren Toleranzergebnissen führt
als mit einer sonst üblichen vorhergehenden Bestrahlung des Körpers.
Derartige Fortschritte bringen das langfristige Ziel einer
medikamentenfreien Transplantation ein Stück näher.
MedUni Wien und AKH Wien als Erfolgsbeispiel fächerübergreifender
Zusammenarbeit
Eine Behandlung dieser Komplexität ist nur an medizinischen
Spitzeneinrichtungen wie der MedUni Wien/AKH Wien möglich. Im
beschriebenen Fall war ein breitgefächertes multidisziplinäres Team
beteiligt. Neben der Behandlung im St. Anna Kinderspital kamen u.a.
die Fachrichtungen der Chirurgie, Hämatologie, Nephrologie,
Blutgruppensenserologie, Pathologie sowie die
Transplantationsimmunologie zum Einsatz.
Transplant Forum Symposium 2014 am 2. April
Das Transplant Forum Symposium der MedUni Wien trägt der Bedeutung
fächerübergreifender Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Stammzellen-
und Organtransplantation Rechnung
(www.meduniwien.ac.at/transplantforum). Die Veranstaltung findet am
2. April im Jugendstilhörsaal der MedUni Wien statt (13 bis 16.15
Uhr). Adresse: Lazarettgasse 23, 1090 Wien.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Das Projekt fällt in den Themenbereich des Forschungsclusters
Immunologie. Insgesamt gibt es fünf Forschungscluster an der MedUni
Wien. In diesen Fachgebieten werden in der Grundlagen- wie Klinischen
Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die
weiteren vier Forschungscluster sind Krebsforschung/Onkologie,
kardiovaskuläre Medizin, medizinische Bildgebung sowie medizinische
Neurowissenschaften.
Service: The Journal of Heart and Lung Transplantation
"T-regulatory cell treatment prevents chronic rejection of heart
allografts in a murine mixed chimerism model." Nina Pilat, PhD,
Andreas M. Farkas, MSc, Benedikt Mahr, MSc, Christoph Schwarz, MD,
Lukas Unger, Karin Hock, PhD, Rupert Oberhuber, MD, Klaus Aumayr, MD,
Fritz Wrba, MD, Thomas Wekerle, MD. The Journal of Heart and Lung
Transplantation, Vol 33, No 4, April 2014.
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