OTSconnect über die Rolle von Blogs und Themenportalen für PR und Journalismus

Utl.: OTSconnect über die Rolle von Blogs und Themenportalen für PR
und Journalismus =
Wien (OTS) - Welche Meinungsmacht liegt im Internet? Was macht einen
erfolgreichen Blog oder eine erfolgreiche Plattform aus? Worin
unterscheiden sie sich von traditionellen Medien? Wo liegt ihre
Rolle? Diesen Fragen stellte sich eine hochkarätige Podiumsrunde aus
etablierten Blog- und Portalbetreibern, Wissenschaftern und
Journalisten traditioneller Medien beim OTSconnect-Frühstück am
Mittwochvormittag im ORF-Radiokulturhaus.
Axel Maireder, Institut für Publizistik und
Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, sieht eine
wissenschaftliche Abgrenzung von Blogs und die Definition ihrer
Bedeutung im Medienmix als schwierig an. Anders als in traditionellen
Medien gehe es hier "erstens um die rückwärts-chronologische
Platzierung und -datierung. Der Blog hat eher die Form eines
persönlichen Tagebuches, darf daher auch eine jovialere und lockere
Sprache aufweisen.
Der Chefredakteur des Themenportals Dossier.at, Florian Skrabal,
distanziert sich vom Begriff Blog. "Blogs haben etwas
Meinungslastiges. Dossier basiert auf Fakten. Es gibt
Redaktionssitzungen, Recherchepläne, Blattkritiken und ein eigenes
Ressort, das sich Faktencheck nennt. Der Qualitätsanspruch ist hoch,
und wir suchen für die Veröffentlichung auch traditionelle Medien, um
zitiert zu werden."
Als Ergänzung zum klassischen Journalismus sieht Ingrid Brodnig,
Leiterin Medienressort beim Falter und selbst erfolgreiche
Bloggerin, ihren Kanal: "Ich recherchiere für Printstorys und
beleuchte im Blog Detailaspekte und Hintergründe, die im
Mainstream-Journalismus, wo die gesamte Geschichte dargestellt werden
muss, keinen Platz finden". Brodnig ergänzt: "Eine der wunderbarsten
Möglichkeiten von Blogs ist die Verlinkung zu Studien und
weiterführenden Informationen. Das ist ein echter Mehrwert."
Dieter Zirnig ist Gründer des Politik- und Wahljournals
neuwal.com. Er will mit seinem Portal weniger polarisieren als
ergänzen. "Von der Medienbranche würde ich mir wünschen, dass sie
sich stärker öffnet und eine gewisse Gleichwertigkeit auftritt." In
der "unvermittelten Information" liege laut Helge Fahrnberger, der
neben seinem eigenen Blog auch das Medienkritikportal Kobuk.at
betreibt, den großen Vorteil: "Im Online-Bereich brauchen Experten
nicht mehr zwingend das Medium als Vermittler."
Maireder ergänzt, dass Blogs ihrerseits ebenso in der Position
seien, die Vermittlerposition für andere einzunehmen und sieht ihre
Rolle "irgendwo zwischen hochprofessionellem Nachrichtenjournalismus
mit umfangreichen Recherchen und dem schnellen Twitter mit vielen
Inhalten und Verweisen. Blogs sind zentraler Bestandteil eines
hybriden, ausdifferenzierten Medienwesens und grenzen sich nicht von
anderen gesellschaftlichen Diskursen ab. "Die Huffington Post in den
USA ist ein gutes Beispiel, wie sehr sich die Bloggerszene
international professionalisiert hat. Bei uns ist aus einem Blog noch
kein Massenmedium entstanden."
Brodnig rät Unternehmen zur Authentizität. Es gebe viele Beispiele
charmanter und informativer Unternehmensportale, "die Journalisten
bei ihren Recherchen unterstützen können. Viele Journalisten gelangen
dabei auf Blogs, oft ohne es zu wissen." Für Zirnig sind die
Erfolgsfaktoren für den Betrieb eines Blogs Spaß, Motivation und
Kompetenz. "Die Begeisterung muss auf den Leser überschwappen." Viele
Unternehmen in bestehenden Strukturen würden allerdings nicht über
die Eigenschaften und Möglichkeiten verfügen, die neuen Kanäle
sinnvoll zu nutzen, fasst Zirnig zusammen: "Hier könnten Digital
Strategists, Content Manager und Community Manager helfen."
Dass der Betrieb eines professionellen Blogs weniger Geld als vor
allem Zeit kostet, darüber waren sich die Experten einig. Ebenso,
dass darin eine der größten Herausforderungen läge. Dossier, das
sowohl Werbegelder als auch öffentliche Mittel verweigert, versucht
die Finanzierung über Diversifikation. "Wir gehen Kooperationen mit
traditionellen Medien ein, verkaufen unsere Inhalte, nehmen
Recherche- und Lehraufträge an. Im ersten Jahr (2012) erreichten wir
damit 8.000, 2013 bereits 52.000 Euro an Einnahmen." Ob für
Fashionblogs allerdings die gleichen Kodizes hinsichtlich
Unvereinbarkeit oder Geschenkannahme gelten müssen wie für
Qualitätsjournalismus, bleibt offen. Skrabal: "Es gibt gute und
schlechte Tennisspieler, gute und schlechte Blogger und auch gute und
schlechte Journalisten."
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | KRO